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Ohne einen Testkilometer: "Danica-Mania" in den USA
Danica Patrick ist noch keinen Kilometer NASCAR gefahren, aber der Hype um die 27-Jährige hat in den USA bereits massiv an Fahrt aufgenommen
(Motorsport-Total.com) - Der US-Motorsportgigant NASCAR hat sich selbst ein - im wahrsten Sinne des Wortes - hübsches Weihnachtsgeschenk gemacht: Danica Patrick wird am morgigen Donnerstag ihre erste NASCAR-Pressekonferenz geben. Die 27-Jährige wird auf dem Podium von JR Motorsports zusammen mit Superstar Dale Earnhardt Jr. erscheinen. Von Letzterem spricht in diesen Tagen übrigens kaum jemand.

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Danica Patrick bestimmt bereits jetzt die NASCAR-Schlagzeilen deutlich
Noch ist Patrick keinen einzigen offiziellen NASCAR-Kilometer gefahren. Auch ihre ARCA-Testfahrten, die am Freitag beginnen, zählen streng genommen nicht dazu. Denn die ARCA-Serie ist nicht unter dem NASCAR-Dach organisiert, obwohl dort alte Cup-Chassis zum Einsatz kommen. Die wurden nach der endgültigen Einführung des Car of Tomorrow Ende 2007 eigentlich nur vor der Schrottpresse bewahrt.#w1#
Im Prinzip führt die ARCA-Serie in den USA ein absolutes Mauerblümchendasein. Das ändert sich in Daytona schlagartig, denn alles, was in den USA Rang und Namen hat, wird in Florida erwartet: Die 'Associated Press', 'Sports Illustrated' oder 'ESPN' werden Abordnungen schicken. Die 'Los Angeles Tribüne', die 'New York Times', die 'USA Today' - nahezu alle namhaften US-Printmedien sind voll von Meldungen über einen eigentlich völlig unbedeutenden ARCA-Test.
Ein NASCAR-Insider beschrieb die aktuelle Situation gegenüber 'Motorsport-Total.com' mit den Worten: "Ich glaube, das ist erst der Anfang. Das wird alles noch viel verrückter werden." Sehr wahrscheinlich sogar, denn angesichts des medialen Auflaufs mag man sich kaum vorstellen, was passiert, wenn der US-Superstar am 6. Februar 2010 in Daytona sein ARCA-Renndebüt geben wird.
Frauenpower in der NASCAR

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Vor allem bei den US-Kids ist Danica Patrick schon unglaublich populär Zoom
NASCAR kann sich jetzt schon die Hände reiben. Etwa 40 Prozent der Fangemeinde sind Frauen, Danica-Patrick-Fans sind vor allem unter Kinder und Jugendlichen kaum mehr zu zählen. Die 27-Jährige ist also nichts anderes, als ein wirksames Mittel gegen stagnierende Zuschauerzahlen und sinkende Einschaltquoten. Patrick wird der NASCAR viele neue, vor allem junge Fans bringen, das ihr bewusst.
"Ich war mir bislang nicht darüber im Klaren, dass sie vor allem junge Leute ansprechen wollen", sinnierte Patrick nun in einem Interview mit der 'USA Today'. "Aber wenn das der Fall ist, dann schätze ich mich glücklich, diese Rolle ausfüllen zu können. Ich habe auch keine Angst davor, etwas anderes zu machen. Ich bin glücklich, diese Rolle spielen zu können und helfe gerne."
"Danica-Mania" lautet das diesbezügliche Stichwort, um den Ausdruck Hype zu vermeiden. Eigentlich ein ultramoderner Schachzug im als extrem konservativ geltenden NASCAR-Umfeld. Doch in Zeiten, in denen sich der erste schwarze US-Präsident bei den Vorwahlen der Demokraten gegen eine weibliche Kandidatin durchsetzte, kann oder muss auch NASCAR allzu altbacken erscheinende Traditionen hinterfragen.
Der neue NASCAR-Hingucker

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Die Gretchenfrage: Wie lange kann Michael Andretti Danica Patrick halten? Zoom
So war es bekanntlich Kelley Earnhardt, Dale Earnhardts Schwester, die den Patrick-Vertrag verhandelte. Lesa France Kennedy ist die Schwester von NASCAR-Chef Brian France und derzeit Geschäftsführerin der mächtigen und börsennotierten NASCAR-Mutter International Speedway Corporation. Sie sagt über Patrick: "Sie wird unsere Fan-Basis erweitern. Sie ist dynamisch, interessant und sehr clever. Sie ist ein echter Hingucker."
Ein weiblicher Sprint-Cup-Pilot also? In der Männerwelt NASCAR? Soweit ist es natürlich noch lange nicht. Schließlich ist Danica Patrick noch weit davon entfernt, selbst auf Nationwide-Niveau mithalten zu können. Doch eines wird in diesen Tagen auch klar: Gegen die geballte NASCAR-Präsenz, die Patrick bereits jetzt erhält, wird es für die IndyCars extrem schwer, ihr Zugpferd zu behalten.
Denn sollte Patrick, und davon ist auszugehen, mit Hendrick-Power bei ihren Nationwide-Einsätzen Spaß und ein wenig Erfolg haben, dann wird die Frage lauten, wie um Himmels willen Michael Andretti die 27-Jährige halten kann. Im schlimmsten Fall gewinnt sie im Mai 2010 das Indy 500 und hat damit ihr einziges realistisches IndyCar-Ziel erreicht. Und was passiert wohl, wenn die Andretti-Flotte 2010 erneut keine Chance gegen Ganassi und Penske hat?
Vertragslaufzeiten sind "reiner Zufall"

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Viele glauben: Danica Patrick wird Ende 2011 Mark Martin bei Hendrick ablösen Zoom
Nicht so im Nationwide-Hause Earnhardt. "Kelley hat ein starkes Team", erklärte Patrick. "Deswegen will ich für sie fahren. Das gibt mir die Gelegenheit, meine Leistung zeigen zu können. Der berühmte Nachname ist da nur die Spitze auf dem Eisberg." In der Tat: Bösewicht-Youngster Brad Keselowski gewann 2009 vier Nationwide-Rennen für JR Motorsports und landete in der Gesamtwertung auf Platz drei.
Die Autos stammen aus der Schmiede von Rick Hendrick, der Patrick unter Garantie Top-Material und eine Top-Crew zur Verfügung stellen wird. Sollte die 27-Jährige also mithalten können, dann wird bereits über eine mögliche Sprint-Cup-Nachfolge von NASCAR-Oldie Mark Martin spekuliert. Ein Dementi folgte jedoch prompt.
"Da gab es keinerlei Gespräche", erklärte Hendrick-Renndirektor Marshall Carlson gegenüber der 'Roanoke Times' schnell. Die Tatsache, dass der Mark-Martin-Vertrag und der JR-Vertrag Patricks zur gleichen Zeit - Ende 2011 - auslaufen, sei "reiner Zufall." Es bleibt aber die Frage im Raum, wie diese Angelegenheit im Fall aller Fälle in zwei Jahren wohl aussehen wird.
Für NASCAR-Rookie Patrick selbst ist das aktuelle Echo jedenfalls kein Thema. "Bis jetzt bin ich immer aufgeblüht, wenn ich Druck hatte. Wenn viel spekuliert wird, dann bringe ich vielleicht sogar die besseren Leistungen. Überhaupt setze ich mich selbst viel mehr unter Druck, als das ein anderer kann. Ich hoffe, dass ich da rausgehe und auf Anhieb einige in den Hintern treten kann. Das ist zumindest mein Ziel."

