• 03.12.2008 18:25

  • von Roman Wittemeier

NASCAR-Stars sind gefordert: Fluchen für den Erfolg

NASCAR-Chef Brian France fordert mehr Emotionen von den Piloten: "Wenn du abgeschossen wirst, musst du nicht so tun, als wärst du in der Bibliothek"

(Motorsport-Total.com) - In Zeiten wirtschaftlichen Drucks muss die NASCAR dringend wieder an Attraktivität für den Werbemarkt gewinnen. Serienchef Brian France hat das erkannt und nimmt nun die Piloten in die Pflicht. Er hat offenbar genug von stromlinienförmigen Fahrern, die auch in der Niederlage ein braves Image pflegen wollen - immer mit Blick auf die Sponsoren. France fordert genau das Gegenteil, auch von Jimmie Johnson. "Er ist Kalifornier, sehr nett, berechnend und sehr talentiert", malte der NASCAR-Boss ein zartes Bild vom Champion.

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Erfrischend: Scott Speed gibt auch verbal manchmal Vollgas

Johnson habe es trotz seiner Erfolge zu wenig Bekanntheit außerhalb der USA gebracht, kritiserte France. Dies habe Gründe: "Er tut nichts, was einen erschrecken oder staunen lässt. Er überrascht einfach niemanden. Andere Sportler setzen da eher mal ein Zeichen. Wir müssen aus unseren Leuten mehr Emotionen kitzeln", sagte France und merkte im Gespräch mit der Agentur 'Reuters' an, dass NASCAR den Strafenkatalog bereits entsprechend angepasst habe.#w1#

France gab zu, dass viele Sponsoren natürlich gern einen Fahrer unterstützen, der als "Schwiegermutters Liebling" durchgehe, aber das Beispiel Dale Earnhardt Jr. zeige, dass auch das Gegenteil wirken könne. "Junior" ist immerhin dafür bekannt, nach einer herben Rennaktion auch klare Worte zu finden. "Unsere Fans lieben Emotionen. Wenn du mit Vollgas dem Sieg entgegenfährst und dann schießt dich jemand ab, dann musst du doch nicht so tun, als wärst du in einer Bibliothek."

Als nette Partygäste gern gesehen: Jimmie Johnson und Ehefrau Chandra Zoom

"Du bist dann doch verrückt und entsetzt", beschrieb der NASCAR-Chef die wahren Gefühle in bitteren Momenten. Alles nach dem Motto: Jungs, lasst die Sau raus! "Es ist nicht immer gut, wenn man ständig an sein Image denkt. Wir arbeiten aber daran. Wir erklären den Fahrern, was die Fans sehen wollen. Wir bestärken sie darin, auch mal etwas flexibel zu reagieren", drückte France seinen Wunsch nach mehr Gefühlsausbrüchen vorsichtig aus.

Nicht nur verbal soll ein Ende der möglichen Langeweile kommen, auch sportlich soll es wieder mehr Knistern geben. Wie man das anstellen will, ist jedoch noch völlig unklar. Am Showdown-Format mit dem Chase am Ende des Jahres will France jedenfalls nicht rütteln. "Man will natürlich immer, dass die Titelentscheidung auf den letzten Metern fällt, oder wie im Superbowl der Footballer. Aber so etwas klappt eben nicht immer", sagte der Serienboss über die Dominanz von Johnson, die der Spannung manchmal eben nicht zuträglich war.

"Jimmie Johnson hat hier eine Leistung gezeigt, die so gut ist, dass das Format der Serie überhaupt keine Rolle spielt. Er war einfach in drei aufeinander folgenden Jahren derart dominant. Das zeigt einfach, wie gut er ist", lobte France. Sicher ist jedoch bei allem sportlichen Erfolg des dreifachen Champions: Er ist für die Vermarktung der Serie zu glatt. Es gibt sicherlich einige offzielle NASCAR-Vertreter, die sich im kommenden Jahr den Titel für Earnhardt, Montoya, Speed, Gordon oder Co. wünschen.