Carl Edwards: "Wir haben es versaut"
Die Chance auf alles, am Ende aber nichts bekommen: Carl Edwards hat in beiden NASCAR-Meisterschaften jeweils nur Platz zwei holen können
(Motorsport-Total.com) - Zwei Mal Silber für Carl Edwards. Wonach sich so mancher NASCAR-Pilot, besonders seine Teamkollegen wohl die Finger lecken würden, schmerzt den Mann aus Missouri. Den in Rennfahrerkreisen bekannten Spruch "Der Zweite ist nur der erste Verlierer" empfindet Edwards am Ende der Saison 2008 als so wahr wie wohl selten zuvor.

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Grund zu Feiern gab es für Carl Edwards 2008 oft, doch der große Sieg blieb aus
Das ganze Jahr hatte sich der Ford-Pilot ein packendes Duell mit Jungstar Kyle Busch geliefert, wobei man hier und da den Eindruck bekommen konnte, dass Edwards trotz der Toyota-Dominanz fahrerisch die stärkeren Nerven hatte und der Gibbs-Pilot mancher jugendlicher Nervosität verfiel.#w1#
Die Karten für die Playoffs schienen gut, doch dann tauchte scheinbar wie aus dem Nichts Champion Jimmie Johnson auf, dessen Hendrick-Team zum genau richtigen Augenblick die Kniffe des Car of Tomorrow vollends begriffen hatte und schnappte Edwards die Meisterschaft vor der Nase weg.
Zwar machte es Edwards am Ende noch etwas spannend, musste sich aber schließlich gegen den dominanten Kalifornier geschlagen geben. Auch in der Nationwide-Serie blieb ihm die Titelverteidigung verwehrt, dort musste er sich Clint Bowyer beugen. Zwei Vizemeisterschaften, zwei Mal knapp geschlagen - ein "grausames" Schicksal.
"Das einzig Gute an Platz zwei ist, dass er besser als Platz drei ist", knirscht Edwards mit den Zähnen. "Mehr kann man darüber nicht sagen. Wir treten auf, um zu gewinnen und das Gefühl, einen Sieg erkämpft zu haben, ist dermaßen großartig, dass der zweite Platz einfach unbefriedigend ist. Es ist gut, dass wir so gut zurechtgekommen sind, aber Zweiter zu werden, bedeutet mir nicht sehr viel."
Johnson-Dominanz ist gut für den Sport
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Durch die Niederlage von Edwards hat die Position von Johnson als neuen Superstar der NASCAR-Szene ein weiteres Fundament erhalten. Und jeder Sport liebt seine erfolgreichen Sterne - je besser ein Fahrer ist, umso größer ist der Ansporn für die anderen Piloten, ihn zu schlagen. Gelingt dieses Unterfangen, ist der Ruhm umso größer. Das weiß auch Edwards in der Stunde der Niederlage.
"Was Jimmie geschafft hat, ist nicht nur gut für ihn, sondern auch gut für den Sport. Es ist toll, einen Fahrer zu haben, der zu solchen Ergebnissen in der Lage ist. Ich freue mich für ihn, er ist ein guter Kerl und verdient es. Wir haben es versaut. Ingesamt war unser Jahr großartig, aber eigentlich sind wir ausgezogen, um zwei Meisterschaften zu gewinnen, dabei sind wir etwas zu kurz gekommen."
"Zu guter Letzt können wir uns zumindest des Gedankens erfreuen, dass wir die anderen Jungs gegen Ende etwas nervös gemacht haben. In der Victory Lane in Homestead zu stehen und diese Kerle beim Feiern zu sehen denkt man sich schnell: 'Oh Mann, das hätten wir sein können, wenn einige Dinge etwas anders verlaufen wären.' Das ist zumindest motivierend."
Völlig neu motivieren möchte sich der Roush-Star aber im anstehenden Urlaub der Winterpause. Edwards zieht es für ein oder zwei Wochen nach Thailand. Außerdem will der Vize-Meister im Dezember in London das Race of Champions bestreiten und im Januar soll Hochzeit gefeiert werden. Die Niederlagen werden also durch einige "Trostpreise" wieder aufgewogen.

