Nach Le Mans: Jenson Button wünscht sich NASCAR-Cup-Rennen in Europa

Nach dem Erfolg des NASCAR-Chevrolets in Le Mans wünscht sich Jenson Button den nächsten Schritt - Der Brite träumt von einem Cup-Rennen in Europa

(Motorsport-Total.com) - Das NASCAR-Projekt Garage56 bei den 24 Stunden von Le Mans hat viele Zuschauer begeistert. Der Chevrolet Camaro, der vom erfolgreichsten NASCAR-Team der Geschichte - Hendrick Motorsports - eingesetzt wurde, sorgte mit seiner Leistung, seinem Klang und seiner Konkurrenzfähigkeit in Europa für gute Laune. Jenson Button, der sich das Auto mit Jimmie Johnson und Mike Rockenfeller teilte, wünscht sich nun einen NASCAR-Boom in Europa und bringt sogar ein Cup-Rennen ins Gespräch.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button wünscht sich ein Cup-Rennen in Europa Zoom

Der Formel-1-Weltmeister von 2009 kann sich vorstellen, dass die europäischen Motorsportfans mit der Zunge schnalzen würden, wenn die US-Stars den Sprung über den großen Teich wagen würden, um in einem europäischen Land ein Rennen zu fahren. Gerade mit dem Erfolg von Le Mans im Gepäck könnte NASCAR einen großen Schritt über Nordamerika hinaus machen und die Serie auf die Weltbühne heben.

"Es muss einen Weg geben, den Europäern die Persönlichkeiten im Sport zu erklären, damit sie den Rennsport genießen können", sagt Button, der von der Resonanz in den sozialen Medien begeistert ist. "Nächstes Jahr ein Cup-Rennen in Europa zu haben, könnte eine großartige Sache sein. Man muss jetzt auf den Zug von Le Mans aufspringen, denn das haben viele Leute verfolgt. Deshalb wäre ein Rennen in Europa großartig."

Dabei hat die NASCAR ihre Internationalisierung schon vor vielen Jahren begonnen. Während die offiziellen Rennserien in Mexiko und Kanada schon lange etabliert sind, wurde 2012 die europäische NASCAR-Serie gegründet, die in zahlreichen Ländern an den Start geht. Zuletzt gastierte die EuroNASCAR im britischen Brands Hatch, wo Schätzungen zufolge bis zu 50.000 Zuschauer zu den vier Sprintrennen an die Strecke pilgerten.

NASCAR in Europa

Die EuroNASCAR gastiert seit 2013 regelmäßig in Brands Hatch Zoom

Außerdem war eine große NASCAR-Delegation aus den USA in Großbritannien, um über die Zukunft von NASCAR in Europa zu diskutieren. Unter ihnen waren Ben Kennedy, der bei NASCAR für die Renn- und Strategieentwicklung zuständig ist, IMSA-Präsident John Doonan und Chad Seigler, NASCAR-Vizepräsident für internationale Angelegenheiten. Kennedy ist der Sohn von Lesa France-Kennedy, die im Aufsichtsrat von NASCAR sitzt und zur Gründerfamilie France gehört.

"Ich hatte wirklich eine Gänsehaut, denn das Garage56-Projekt war magisch", sagt IMSA-Präsident Doonan im EuroNASCAR-Livestream. "Wir wussten, dass die Fans den Sound lieben würden, das war schon 1976 so [damals starteten bereits NASCAR-Autos in Le Mans]! Wir haben sogar die Boxenstopp-Challenge gewonnen, obwohl wir Wagenheber benutzt haben. Das war wirklich ein wichtiges Projekt, um NASCAR auf die Weltbühne zu heben."

Seigler äußerte sich im Livestream auch zur Zukunft von NASCAR in Europa: "Ich bin zum vierten Mal hier und es ist immer sehr aufregend, weil es mein Lieblingsevent im Kalender ist. Der Kernmarkt Europa ist sehr wichtig für NASCAR, denn wir sehen hier über 40.000 Fans, die sich die Rennen anschauen. Das ist Motorsportkultur und wir sind stolz, ein Teil davon zu sein."

Laut Seigler waren mehr als 35 Gäste aus den USA in Großbritannien, wo auch der Vertrag zwischen EuroNASCAR und der Rennstrecke bis 2028 verlängert wurde. "Das ist ein langfristiges Unterfangen", stellt der NASCAR-Funktionär klar. "Es wächst von Jahr zu Jahr und es ist klar, dass wir hier langfristig etwas aufbauen wollen." Die EuroNASCAR startet 2023 auf sechs Strecken, darunter im September erstmals in der Geschichte der Serie in Oschersleben.

Neben Mexiko, Kanada und Europa startet NASCAR ab 2023 auch in Südamerika, wo die brasilianische NASCAR-Serie aufgebaut werden soll. Buttons Grundgedanke wird also schon verfolgt: NASCAR hat bereits eine internationale Präsenz, die durch US-Stars noch mehr Schwung bekommen könnte. In der EuroNASCAR fuhr der Cup-Champion des Jahres 2000, Bobby Labonte, 2018 bereits eine komplette Saison und machte so viele Menschen auf die Serie aufmerksam.

Shane van Gisbergen

Das erste Straßenrennen in der Geschichte der NASCAR-Serie fand in Chicago statt Zoom

NASCAR wird auch immer mutiger, neue Formate auszuprobieren. Ab 2021 wird der Bristol Motor Speedway einmal im Jahr in einen Dirt-Track umgewandelt, um die Wurzeln des Sports zu feiern. Zudem werden immer mehr Rundkurse in den NASCAR-Kalender aufgenommen. Im Juli 2023 fand das erste Straßenrennen in der Innenstadt von Chicago statt, das Supercars-Star Shane van Gisbergen aus Neuseeland überraschend gewann.

Trotz rekordverdächtiger Regenfälle war das Straßenrennen in Chicago ein großer Erfolg. Weder die Verkürzung des Rennens von 100 auf 75 Runden wegen einbrechender Dunkelheit noch der spätere Start wegen Regens konnten die Euphorie bremsen. Laut 'NBC' verfolgten 4,795 Millionen Menschen das Rennen vor dem Fernseher, das beste Ergebnis eines NASCAR-Rennens auf dem Sender seit Indianapolis 2017. 2023 könnte es nach dem Daytona 500 auf Fox (5,647 Millionen) das meistgesehene Rennen sein.