• 29.11.2007 13:25

  • von Pete Fink

Montoya zieht Bilanz: "Eine gewaltige Aufgabe"

Juan Pablo Montoya ist sicher einer der prominentesten Piloten, die jemals den Titel 'Rookie of the Year' gewinnen konnten - der Kolumbianer zieht Bilanz

(Motorsport-Total.com) - "Es war ein richtig aufregendes Jahr, jede Woche war eine neue Herausforderung", so lautete das allgemeine Fazit von Juan Pablo Montoya, als er seinen ersten großen NASCAR-Titel überreicht bekam. Der 32-jährige siebenfache Formel-1-Sieger und Indy-500-Gewinner wurde in der abgelaufenen NASCAR-Saison offizieller 'Rookie of the Year', was ihn durchaus amüsierte.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya weiß, dass in der NASCAR noch viel Arbeit vor ihm steht

"Ich fand es lustig, als man mir erzählte, dass ich in der Rookie-Wertung mitfahren würde, denn eigentlich dachte ich, dass ich eine Ausnahme sei", so der Ganassi-Pilot, dem das Lachen jedoch bald vergehen sollte. "Aber in vielerlei Hinsicht war ich ein kompletter Rookie."#w1#

Natürlich verfügte er über große Erfahrung im Formelbereich, doch das nutzte ihm gar nichts. "Ich bin IndyCars und Formel 1 gefahren, aber ich saß noch niemals in einem StockCar. Und hierher zu kommen und mich in einem StockCar zurecht zu finden, das war eine gewaltige Aufgabe. Ich muss sagen, dieses Jahr war ein richtig aufregendes Jahr."

"Lasst uns gleich mit Daytona anfangen", analysierte der Kolumbianer. "Ich dachte, dass wir ein gutes Auto haben würden und das war es auch. Aber nach fünf Runden kam plötzlich starkes Untersteuern." Montoya und sein Ganassi-Team versuchten das Beste daraus zu machen und am Ende stand Rang 19 zu Buche.

NASCAR-Rennen sind sehr lang

Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya musste sich an die langen NASCAR-Rennen gewöhnen Zoom

Seine erste und grundlegende NASCAR-Erkenntnis lautete also: "Wenn du denkst, du hast ein gutes Auto, dann bist du immer noch weit von der Ziellinie entfernt. Und manchmal, wenn du glaubst, dass du dich gleich umbringen wirst, weil dein Auto so stark übersteuert, dann bist du wirklich schnell. Und so etwas in dein System einzubauen, das ist ziemlich hart."

Und vor allem ein langfristiger Prozess, denn abgesehen von zwei Erfolgen auf den Rundstrecken in Mexiko City und Sonoma hatte der Kolumbianer immer wieder mit hartnäckigen Problemen auf den NASCAR-Ovalen zu kämpfen, die auf den ersten Blick zwar alle ähnlich zu sein scheinen, deren Performance-Teufel jedoch im Detail steckt.

Vor allem die vielen 1,5 Meilen langen Intermediate Tracks mit ihren starken Kurvenüberhöhungen bildeten für Montoya die größte Herausforderung: "Meine Leistungen dort waren gut, aber das war wirklich ganz schwer", und er erklärt im Detail, wo sich das Problem verbarg. "Auf den kleineren Strecken bist du nicht so schnell, wenn da das Auto außer Kontrolle gerät, dann kannst du noch etwas unternehmen. Das fühlt sich eher wie ein Rundkurs an."

Nur wenn alles wackelt, bist du schnell

In Indianapolis lag Juan Pablo Montoya nur knapp hinter Tony Stewart Zoom

"Aber wenn auf den 1,5 Meilen Ovalen irgendetwas passiert, dann denkst du: 'Danke, das wars'. Nach all dem, was ich von meiner Formelzeit her kannte, ist ein Auto immer sofort abgeflogen, wenn es sich auch nur ein wenig bewegt hat. Das bedeutet hier also, voll in die Mauer. Aber hier bist du erst schnell, wenn das ganze Auto wackelt und diesen Prozess in deinen Kopf zu bekommen, das war wirklich nicht leicht."

Insofern war es keine Überraschung, dass sein bestes Oval-Resultat aus dem Indianapolis-Rennen stammte, als er nur von Tony Stewart niedergehalten werden konnte. Der Superspeedway von Indianapolis ist zwar extrem schnell, hat aber ganz flache Kurven, die dem Kolumbianer sichtlich entgegen kamen.

Und eigentlich erwartete man von Montoya eine Steigerung in der zweiten Saisonhälfte, doch dieses Unterfangen wollte nicht so recht gelingen. Warum? "Eigentlich dachte ich, dass es einfacher wäre, an die Strecken zurückzukommen, die man schon kannte, aber so war es nicht. Ein bisschen einfacher schon, aber nicht so einfach, wie ich angenommen hatte. Denn einmal brachten sie einen anderen Reifen und dann waren die Streckenbedingungen unterschiedlich. Das hat mich schon überrascht."

Wieder Spaß am Rennfahren

Juan Pablo Montoya

Montoya hat in der NASCAR die Freude am Rennfahren wiedergewonnen Zoom

Auffällig war auch der aggressive Fahrstil des Ganassi-Piloten, der für Europäer in Sachen Montoya nichts Neues war, die Amerikaner jedoch überraschte. Kevin Harvick deutete in Watkins Glen sogar einen kleinen Faustkampf an, was im Sommer für viele Schlagzeilen sorgte.

Doch Teamchef Chip Ganassi wiegelte ab: "Nach all dem Rummel, den er und Harvick im Sommer hatten ist es schon erstaunlich, dass die beiden immer noch Kumpels sind", erklärte er gegenüber der 'AP'. Auch die Gerüchte über angeblich feindliche Stimmungen wollte er nicht stehenlassen. "Er hat im Boxenbereich einen guten Job gemacht", so Ganassi.

Montoya selbst wird nicht müde, immer wieder zu betonen, dass er sich in der NASCAR pudelwohl fühlt: "In die NASCAR zu gehen war für mich ein großer Schritt. Ich wollte das Rennfahren einfach wieder genießen können und ich glaube, ich habe das hier erreicht."

"Ich liebe es, hier Rennen zu fahren. Die Autos sind ganz schwer zu beherrschen und der Übergang hierher war extrem schwierig." Aber er gibt sich im Hinblick auf die neue Saison optimistisch: "Alles in allem haben wir gezeigt, dass wir uns verbessern können und was wir als Team noch alles erreichen können."