Warum sind die Top 35 der NASCAR so wichtig?
Nur die 35 besten Autos der Ownerwertung sind automatisch für ein Sprint-Cup-Rennen qualifiziert, für die Übrigen mit dramatischen Konsequenzen
(Motorsport-Total.com) - Das NASCAR-Regelwerk ist ab und zu von geradezu brutaler Härte. Die 35 besten Autos der Ownerwertung, sozusagen eine Art Konstrukteurswertung der NASCAR, sind fix für das Rennwochenende qualifiziert - und um die verbleibenden sieben oder acht Startplätze tobt ein Kampf, der in der Qualifikation gewöhnlich innerhalb von Tausendstelsekunden entschieden wird.

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Jacques Villeneuve muss 2008 durch die Qualifikationsmühle der NASCAR
Sieben oder acht Startplätze deshalb, weil das 43 Fahrer starke Feld meistens einen sogenannten Ex-Champion in seinen Reihen hat, der dann über ein automatisches Startrecht verfügt, wenn er in einem Auto sitzt, welches nicht in den Top 35 steht, und wenn er sich auch nicht über die Zeit qualifizieren konnte.#w1#
Die Past-Champion-Regel gilt zwar jeweils nur für den zeitlich gesehen jüngsten NASCAR-Titelträger, der an einem Rennen teilnehmen will, doch wenn sich 50 Autos für ein Cup-Rennen qualifizieren wollen, dann bedeutet das nicht anderes, als dass im schlimmsten Fall sieben von 14 Qualifikanten nach Hause fahren müssen.
Denn 35 Autos sind fix qualifiziert, ein Past Champion hat ein garantiertes Startrecht, wodurch noch sieben Plätze verbleiben, um die sich die anderen 14 Teams streiten. Die Chancen stehen also 50:50, und bei jedem zusätzlichen Konkurrenten verschlechtern sie sich rapide. In Daytona kann man zum Saisonauftakt im Februar 2008 wieder mit 60 Bewerbern rechnen.
Ownerwertung gilt zu Saisonbeginn für fünf Rennen

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Kasey Kahne schaffte 2007 ein Comeback mit seinem Evernham-Dodge Zoom
Am Ende einer jeweiligen Saison wird das Ergebnis der Ownerwertung quasi eingefroren und der Stand des letzten Rennens gilt dann für die ersten fünf Rennen der neuen Saison. Währenddessen werden zwar neue Ownerpunkte gesammelt, doch die treten erst mit dem sechsten Saisonrennen in Kraft.
Es ist nicht besonders schwierig nachzuvollziehen, dass diejenigen, die am Saisonende unter den Top 35 dadurch einen gewaltigen Vorteil haben, denn all diese Autos sind für die ersten fünf Läufe automatisch qualifiziert. Sie können also wertvolle Punkte sammeln, während sich die Konkurrenten gegenseitig schwächen, da ja zu keinem Zeitpunkt sichergestellt ist, dass sich in diesen fünf Rennen immer die gleichen Autos qualifizieren.
Ein Blick hinter die Zahlenwelt der Saison 2007 verdeutlicht dies: Trotz 36 Saisonrennen gelang es nur drei von knapp 50 Piloten, sich wieder in die Top 35 zurückzukämpfen, als sie einmal aus diesem Elitekreis herausgerutscht waren.
Kasey Kahne (Evernham-Dodge) schaffte dies nach einem extrem harzigen Saisonauftakt, in Rahmen dessen er dreimal in den ersten vier Rennen nicht ins Ziel kam. Platz 19 im fünften Saisonrennen in Bristol reichte haarscharf, um wieder in die Top 35 zurückzukehren.
Wood Brothers im Champion-Trick

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Bill Elliott nutzte auch sein sicherer Startplatz am Saisonende nichts mehr Zoom
Ansonsten etablierte sich lediglich ein Zweikampf zwischen Dave Blaney (Bill-Davis/Toyota) und dem einzigen Wood-Ford im Feld, der zunächst von Ken Schrader gefahren wurde. Als dann Blaney in der Ownerwertung an Schrader vorbei auf Position 35 zog, reaktivierte man den Ex-Champion Bill Elliott, der über sein automatisches Startrecht dafür sorgte, dass Blaney wieder herausgekickt wurde.
So ging es einige Male hin und her und nach rein sportlichen Gesichtspunkten siegte am Ende die Gerechtigkeit, denn Blaney schaffte am Ende der Saison tatsächlich den Sprung in die Top 35, während der Wood-Ford 2008 in die Qualifikation muss - wenn Ex-Champion Elliott nicht wieder reaktiviert wird.
Dieses ist übrigens in dem Fall hinfällig, wenn sich Roger Penske tatsächlich dazu entschließen sollte, die Ownerpunkte von Kurt Busch auf das Auto von Sam Hornish Jr. zu transferieren. Hornish tritt 2008 mit dem Auto mit der Startnummer 77 an und dieses besitzt keinerlei Ownerpunkte, da es 2005 und 2006 nicht benutzt wurde.
Kurt Busch wiederum wäre als Champion von 2004 der jüngste Titelträger und damit automatisch über die Past-Champion-Regel qualifiziert. Bill Elliott gewann seinen letzten Titel 1988, in dem Fall würde also die Strategie von den Wood Brothers, die ihnen 2007 noch geholfen hatte, nicht mehr greifen.
Franchitti ist fix qualifiziert

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Dario Franchitti übernimmt 2008 einen qualifizierten Ganassi-Dodge Zoom
Ähnliches droht übrigens auch Dale Jarrett, der 1999 den Titel gewann und eigentlich seine insgesamt sechs Past-Champion-Provisionals in 2008 noch für Michael-Waltrip-Racing aufbrauchen wollte. Denn diese Past-Champion-Regel kann ein Pilot immer nur sechsmal pro Saison ziehen, dann ist das Reservoir ausgeschöpft.
Umso wichtiger ist es also zum Beispiel auch für NASCAR-Neueinsteiger, dass sie zu ihrem Debüt ein Auto steuern, welches fix für die Top 35 qualifiziert ist. Denn die Ownerwertung hat nichts mit der Fahrerwertung zu tun, in der Ownerwertung ist immer das Auto qualifiziert, unabhängig davon, wer im Cockpit sitzt.
Dieses nutzte zu Saisonbeginn Juan Pablo Montoya, denn sein Ganassi-Dodge mit der Startnummer 42 lag am Ende der Saison 2006 in den Top 35, dafür hatte sein Vorgänger Casey Mears gesorgt. Gleiches gilt ein Jahr später für Dario Franchitti, der den Nummer-40-Dodge von David Stremme übernehmen wird.
Villeneuve muss zittern

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Jacques Villeneuve muss 2008 in der Qualifikation alles geben Zoom
Franchitti wird also in den ersten fünf Saisonrennen sicher einen der drei Ganassi-Dodge im Startfeld haben - ein Luxus, den Jacques Villeneuve zum Beispiel nicht besitzt. Er könnte zwar die Ownerpunkte der Startnummer 36 übernehmen, doch das würde ihm nichts bringen. Bill Davis wird 2008 wahrscheinlich wieder zwei Toyotas ins Rennen schicken, aber der für Villeneuve stillgelegte Nummer-36-Toyota belegt dort nur Rang 44.
Villeneuve wird 2008 mit der Startnummer 27 antreten und wäre mit seiner aktuellen Platzierung übrigens nicht im Feld, wenn die Qualifikation wegen Regens abgesagt werden müsste. Das wird in diesem Fall auch nach der Ownerwertung aufgestellt und nur die ersten 43 Autos stehen dann am Start.
NASCAR hat bereits angekündigt, dass die Details zur nächstjährigen Qualifikation über den Winter genau überprüft werden. Es steht zu vermuten, dass zumindest das Einzelzeitfahren, dessen Startreihenfolge normalerweise ausgelost wird, insofern verändert werden wird, als dass dann die Gruppe der Zeitqualifikanten in einem Block hintereinander auf die Strecke geschickt werden wird.
Unten die Ownerwertung zum Saisonabschluss 2007, die gleichzeitig die Top 35 der ersten fünf Saisonrennen abbildet. Die Daten sind - soweit bekannt - bereits mit den Namen und Herstellern der neuen Saison aufgefüllt. Der Übersichtlichkeit halber wurden auch die Namen der Fahrer eingesetzt, obwohl die Ownerwertung - wie gesagt - eigentlich nach den Besitzverhältnissen aufgestellt wird.
Die Ownerwertung zum Saisonschluss 2007:
01. - 48 - Jimmie Johnson (Hendrick/Chevrolet) - 6.723 Punkte
02. - 24 - Jeff Gordon (Hendrick/Chevrolet) - 6.646
03. - 07 - Clint Bowyer (Childress/Chevrolet) - 6.377
04. - 17 - Matt Kenseth (Roush/Ford) - 6.298
05. - 5 - Casey Mears (Hendrick/Chevrolet) - 6.293
06. - 20 - Tony Stewart (Joe Gibbs/Toyota) - 6.242
07. - 2 - Kurt Busch (Penske/Dodge) - 6.231
08. - 31 - Jeff Burton (Childress/Chevrolet) - 6.231.
09. - 99 - Carl Edwards (Roush/Ford) - 6.222
10. - 29 - Kevin Harvick (Childress/Chevrolet) - 6.199
11. - 1 - Martin Truex Jr. (DEI/Chevrolet) - 6.164
12. - 11 - Denny Hamlin (Joe Gibbs/Toyota) - 6.143
13. - 12 - Ryan Newman (Penske/Dodge) - 4.046
14. - 16 - Greg Biffle (Roush/Ford) - 3.991
15. - 88 - Dale Earnhardt Jr. (Hendrick/Chevrolet) - 3.949
16. - 8 - Mark Martin/Aric Almiriola - (DEI/Chevrolet) - 3.929
17. - 01 - Regan Smith . (DEI/Chevrolet) - 3.793
18. - 26 - Jamie McMurray (Roush/Ford) - 3.556
19. - 43 - Bobby Labonte (Petty/Dodge) - 3.517
20. - 9 - Kasey Kahne (Evernham/Dodge) - 3.489
21. - 42 - Juan Pablo Montoya (Ganassi/Dodge) - 3.487
22. - 18 - Kyle Busch(Gibbs/Toyota) 3.456
23. - 41 - Reed Sorenson (Ganassi/Dodge) - 3.275
24. - 6 - David Ragan (Roush/Ford) - 3.251
25. - 96 - J.J. Yeley (Hall- of-Fame/Toyota) - 3.203
26. - 40 - Dario Franchitti (Ganassi/Dodge) - 3.163
27. - 19 - Eliott Sadler (Evernham/Dodge) - 3.140
28. - 7 - Robby Gordon (Gordon/Ford) - 3.066
29. - 15 - Paul Menard (DEI/Chevrolet) - 3.037
30. - 28 - Travis Kvapil (Yates/Ford) - 3.005
31. - 66 - Jeremy Mayfield (Haas/Chevrolet) - 2.975
32. - 38 - David Gilliland (Yates/Ford) - 2.924
33. - 70 - Fahrer noch nicht bekannt (Haas/Chevrolet) - 2.894
34. - 22 - Dave Blaney (Bill Davis/Toyota) - 2.856
35. - 45 - Kyle Petty (Petty/Dodge) - 2.814
36. - 21 - Fahrer noch nicht bekannt (Wood/Ford) - 2.667
37. - 10 - Patrick Carpentier (Evernham/Dodge) - 2.497
38. - 83 - Brian Vickers (Red Bull/Toyota) - 2.351
39. - 00 - David Reutimann - (Waltrip/Toyota) - 2.287
40. - 44 - Dale Jarrett (Waltrip/Toyota) - 1.878
41. - 55 - Michael Waltrip (Waltrip/Toyota) - 1.837
42. - 78 - Joe Nemecheck (Furniture Row/Chevrolet) - 1.654
43. - 84 - A.J. Allmendinger (Red Bull/Toyota) - 1.601
44. - 27 - Jacques Villeneuve (Bill Davis/Toyota) - 1.568
45. - 4 - Fahrer noch nicht bekannt (Morgan-McClure/Chevrolet) - 1.532
46. - 49 - John Andretti (BAM/Dodge) - 1.502
47. - 77 - Sam Hornish Jr. (Penske/Dodge) - 278

