• 07.10.2007 15:46

  • von Pete Fink

Kuhn: "NASCAR entwickelt sich in Richtung Formel 1"

NASCAR-Experte Christian Kuhn ist als Partner von BAM-Racing unmittelbar involviert in Sachen NASCAR-Zukunft - exklusiv auf 'Motorsport-Total.com'

(Motorsport-Total.com) - NASCAR ist in der US-amerikanischen Sportszenerie hinter dem American Football die Nummer zwei - noch vor Baseball, Basketball und Eishockey. Doch nach der unglaublichen Erfolgsstory in den 1990er Jahren verlangsamt und stagniert das Wachstum der NASCAR seit einigen Jahren.

Titel-Bild zur News: Christian Kuhn

NASCAR-Experte Christian Kuhn ist skeptisch für die Zukunft der NASCAR

Anfang 2004 reagierte man das erste Mal auf diese Stagnation und führte ein Playoffsystem, den Chase, ein. Jetzt befindet man sich mitten in einer Öffnungsphase, in der plötzlich nicht-amerikanische Wettbewerber, wie Juan Pablo Montoya, Jacques Villeneuve oder Dario Franchitti auftauchen. Doch für den größten Umbruch in der NASCAR-Struktur der kommenden Jahre wird der japanische Automobilkonzern Toyota sorgen.#w1#

NASCAR-Experte Christian Kuhn gibt im ausführlichen Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' einen detaillierten Ausblick über das, was in der NASCAR in den kommenden Jahren an Strukturänderungen kommen wird, und wo die Gründe dafür zu suchen sind.

Toyota, Villeneuve und die NASCAR

Jacques Villeneuve

Toyota und sein neuester NASCAR-Coup - Jacques Villeneuve Zoom

Frage: "Christian, Toyota sorgt gerade in der NASCAR für einiges an Aufhebens. Obwohl man immer wieder verlauten ließ, dass man am Villeneuve-Deal nicht beteiligt sei, und man daher auch nichts dafür bezahle, so gibt es viele Szenebeobachter, die das Ganze nicht so recht glauben wollen. Gehörst du zu denen?"
Christian Kuhn: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Toyota hinter dem Villeneuve-Deal steckt. Ich bin auch weiterhin davon überzeugt, dass der Wechsel von Joe Gibbs Racing zu Toyota nicht nur etwas mit einer technischen Unterstützung zu tun hat, sondern dass die Gerüchte stimmen, dass dort ein dreistelliger Millionenbetrag geflossen ist. Denn was ganz einfach nicht mehr passt, das ist die Mathematik."

"Wenn ein Kyle Busch 15 Millionen pro Jahr verdient, wenn ein Cup-CoT 18 Millionen im Jahr verschlingt, und der Sponsor "nur" 15 Millionen beisteuert - irgendwer muss da Ganze ja bezahlen. Und dieser Fehlbetrag muss beglichen werden!"

Frage: "Dann hat Toyota also nicht nur eine Baustelle, wo man ordentlich bezahlt, sondern mit Bill Davis Racing und Jacques Villeneuve, sowie der gesamten Gibbs-Truppe gleich zwei?"
Kuhn: "Baustelle würde ich noch nicht einmal sagen wollen. Bill Davis Racing ist seit 2003 das offizielle und erste NASCAR-Partnerteam von Toyota Racing Development. Dazu kommt das Gerücht, dass Joe Gibbs über 100 Millionen US-Dollar für drei Autos und drei Jahre Laufzeit bekommen hat. Und der Grund, warum es zwischen den ersten Gibbs-Gerüchten und der Vertragsverkündigung noch sechs Wochen lang gedauert hat, war der, dass man bei Toyota das Motoren-Know-How von Gibbs Racing für TRD, das heißt für alle Toyota-Motorenpartner mit übernehmen wollte."

Was war mit den Gibbs-Motoren?

Denny Hamlin

Die Joe-Gibbs-Triebwerke verbergen viele kleine Geheimnisse... Zoom

"Es war ja kein Geheimnis, dass Gibbs bisher die besten Motoren in der NASCAR hatte, denn bei Gibbs arbeitet Marc McLoughlin und der war früher der zweite Mann bei Hendrick und deren Motorenpapst Randy Dorton. McLoughlin ist dann von Hendrick zu Gibbs gewechselt und hat dort die Granaten für Tony Stewart gebaut. Und Toyota wollte nichts anderes, als dass diese Geheimnisse alle an Toyota Racing Development verkauft werden, eigentlich sehr clever."

"Für diese Motorentechnologie war Toyota bereit, sehr viel Geld zu bezahlen, aber in letzter Konsequenz hat sich der Coach, Joe Gibbs, durchgesetzt und gesagt: 'Ihr gebt mir den Support, ihr gebt mir das Geld für drei Jahre, und wir gewinnen die Rennen für euch. Aber auf keinen Fall gehen die Motoren bei mir aus dem Haus.' Denn Toyota arbeitet so, dass die TRD-Motoren zu den Teams gehen und nach dem Rennen wieder zurück. Nur die Gibbs-Motoren bleiben bei Gibbs, die gehen nicht zu Toyota zurück. Das ist der Unterschied."

Frage: "Das bedeutet doch eigentlich, dass die Gibbs-Motoren gar keine Toyota-Motoren sind?"
Kuhn: "Doch, der Block ist ein Toyota-Motor, aber halt kein TRD-Motor. Was natürlich so nicht kommuniziert werden wird, denn Toyota wird schon sagen, dass das TRD-Motoren sind. Für mich steht eines fest: Gibbs wird das absolute Powerhouse der NASCAR werden. Wenn sie sich nicht gegenseitig in die Karre fahren und jedes zweite Training bei Joe Gibbs zum Gespräch antreten müssen. Oder so dominieren, dass NASCAR sie ein wenig einbremsen muss."

Frage: "Du erwartest Gibbs also noch stärker, als das Hendrick-Team mit Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr.?"
Kuhn: "Der Unterschied ist, dass Gibbs ein echtes Drei-Wagen-Team ist, während bei Hendrick Jimmie Johnson und Jeff Gordon ihr eigenes Team im Team darstellen, wozu jetzt noch Earnhardt Jr. und Casey Mears kommen. Gibbs hat aber alle drei Autos unter einem Dach, und mit dem finanziellen Support und den Motoren im Hintergrund, sind die Jungs nicht zu schlagen, das ist meine persönliche Meinung. Und wenn dazu Kyle Busch ein wenig ruhiger wird, dann ist der Mann auf Dauer nicht zu bremsen."

Tony Stewart und seine Toyota-Power

Tony Stewart

Tony Stewart kokettiert mit Chevrolet und wird 2008 die besten Motoren haben Zoom

Frage: "Was ist dann mit den Gerüchten um Tony Stewart und Chevrolet? Unter diesen Vorraussetzungen ist das ja alles völliger Humbug, denn im Prinzip fährt Stewart ja weiterhin die besten Motoren im Feld?"
Kuhn: "Gerüchte im Hintergrund gibt es schon, aber ich glaube, dass das Ganze nur ein kleiner Warnschuss an Gibbs ist, damit er finanziell - und auch von seinem Status her - ein wenig besser vom Team beschützt wird. Natürlich wird sich Stewart Gedanken machen und General Motors ein wenig träumen. Denn GM und auch Ford sind stinksauer auf Toyota, weil sie merken, dass mit Toyota ein neues Level des Herstellerengagements in NASCAR eingeläutet wurde, dem man finanziell nicht gewachsen sein will - oder kann."

Frage: "Du würdest dich also überhaupt nicht wundern, wenn der NASCAR-Champion 2008 aus dem Toyota-Stall kommen würde?"
Kuhn: "Ob es soweit kommt, weiß ich nicht, denn ich bin mir nicht sicher, ob man das politisch schon so früh zulassen würde. Was ich aber denke, ist, dass wir nächstes Jahr mindestens drei Toyotas im Chase haben werden. Und so liegt es ja auf der Hand, jetzt ganz stark zu vermuten, dass Toyota wirklich so mächtig werden wird, wie man befürchtet hat."

Frage: "Aus Sicht von Red Bull oder auch Bill Davis und Jacques Villeneuve ist das Ganze aber dann ein zweischneidiges Schwert, denn damit fährt man ja quasi mit Toyota-Motorenmaterial aus der zweiten Klasse?"
Kuhn: " 2008 muss Marc McLoughlin beweisen wie gut er wirklich ist. Bisher waren die Toyota-Motoren ja eh schon topp, das weiß ich von meinen Leuten, die ja von Bill Davis Racing gekommen sind. Das sind ja jetzt schon Granaten. Was jetzt nur passiert ist: Toyota hat Gibbs zu seinem Nummer-1-Team gemacht, natürlich nicht offiziell, aber in Wirklichkeit ist es so."

Frage: "Um es einmal zusammenzufassen: Toyota kam in die NASCAR, man machte die ganz große Geldbörse auf, und diejenigen, die am hinteren Ende des Feldes herunterzukippen drohen, das sind die ganzen kleinen Teams. Das merkt man an dem gesamten Merger-Mania, der gerade umhergeht. Wie ist denn deine Prognose diesbezüglich? Was wird sich in den nächsten Jahren in der NASCAR alles verändern?"
Kuhn: "Ich glaube, dass diese Ein-Wagen-Teams nicht mehr in der Lage sein werden, in der NASCAR wettbewerbsfähig unterwegs zu sein. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Manpower. Früher hat man pro Rennteam 30 bis 40 Leute am Auto gehabt und vielleicht zwei oder drei im Marketing."

Was Toyota in der NASCAR bewirkt

Brain France Bill France Jr.

Der verstorbene Bill France Jr. hat die Geschäfte an Sohn Brian übergeben Zoom

"Heute ist es bei Gillett-Evernham so, dass man genauso viele Marketing-Mitarbeiter hat, wie im Rennteam arbeiten. Gillett hat in New York ein Marketingbüro, in Los Angeles, in Kanada und in Europa. Und diese Marketingmenschen grasen nun alle großen Firmen ab - das Gleiche gilt übrigens für Roush-Fenway."

"Für die kleinen Ein-Wagen-Teams, wie BAM oder Robby Gordon bedeutet das, dass man an die großen Sponsoren gar nicht mehr rankommt. Die großen Sponsoren werden alle bei diesen Megateams landen. Und ohne dieses Sponsorgeld kann man kein Rennteam betreiben."

"Zweitens wird das Geld, das von den Herstellern kommt, nur noch an diese großen Megateams verteilt werden. Hendrick, Gibbs, Roush, Evernham, jeder Hersteller wird sich seinen Liebling aussuchen. Für die kleinen Teams bedeutet das, dass es kein Sponsorengeld und kein Herstellergeld mehr geben wird."

"Alles muss aus der Privatschatulle von Leuten wie den Morgenthaus, oder Troy Aikman oder Roger Staubach (BAM-; beziehungsweise Hall-of-Fame-Racing, Anm. d. Red.) bezahlt werden. Wenn dieses Geld nun aus was für Gründen auch immer ausbleibt, dann werden diese Teams nicht mehr länger existieren können. NASCAR hat sich dann selber überholt."

Frage: "Seitens NASCAR hätte man jedoch jederzeit die Möglichkeit dazwischen zu gehen und zu sagen: 'Stopp, wir wollen das nicht.' Warum macht NASCAR das nicht?"
Kuhn: "Unter dem leider vor kurzem verstorbenen Bill France Jr., den ich ja noch getroffen habe, und letzter Konsequenz meinen Einstieg in NASCAR zu verdanken habe, war das ja auch so. Der Alte hat noch daran geglaubt, dass man sein Auto aus dem Hänger lädt, und mit einem guten Fahrer und einem guten Crew-Chief ein Rennen gewinnen kann. Und er hat das wie ein Patron alter Prägung auch vorgelebt - von der Tankstelle zum Mega-Sportkonzern, aber er ist immer seinen Grundprinzipien treu geblieben. NASCAR war ein Spiegelbild des amerikanischen Traumes, des Tellerwäscher-Prinzips."

"Sein Sohn Brian France, der das alles geerbt hat, möchte meiner Meinung nach NASCAR umwandeln in ein Franchise-System. So, wie das in Amerika beim Football, beim Baseball, beim Basketball und auch beim Eishockey praktiziert wird. Alle großen amerikanischen Sportarten haben das bereits."

Wie in den USA üblich...

Ray Evernham

Ray Evernham ist einer derjenigen, die eine NASCAR-Karriere gemacht haben Zoom

"Im Motorsport ist es im Moment so, dass man das ganze Jahr über Rennen fährt, 15 oder 18 Millionen US-Dollar ausgibt - und am Ende der Saison hat man überhaupt keinen Zusatzwert geschaffen. Man hat keinen Sponsorvertrag mehr, man ist platt. Man hat nur ein paar Autos herumstehen und durch das Leasingsystem mittlerweile nicht einmal mehr Motoren."

"Und ich denke nun, dass die Teambesitzer am Ende des Jahres einen Gegenwert aufbauen möchten. Und das geht nur über ein Franchisesystem, wo der minimale Eintrittspreis so um die 100 bis 120 Millionen US-Dollar für ein Vier-Wagen-Team sein wird. Bisher ging man zu NASCAR und sagte, man würde gerne eine Owners-Lizenz und Startnummer haben, und schon konnte es losgehen."

"Der Nachteil: So etwas, wie einen Ray Evernham, der früher einmal Fahrer war, dann Mechaniker, dann Crew-Chief - jetzt ist er Teambesitzer - solche tollen Geschichten, die das Grundprinzip von Amerika widerspiegeln, wird es dann nicht mehr geben. Auch die von Speed und allen Partnern wie Tolimit und die von BAM Racing. Man muss sich das wie den Golf-Club, den Beverly-Hills-Country-Club vorstellen. Jeder, der die 250.000 US-Dollar Eintrittsgebühr bezahlen kann, darf da Golf spielen, der Rest muss am Entry Gate wieder umdrehen."

"Das Problem ist jetzt, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ein solches Franchise-System implementiert werden kann, und das ist noch nicht klar. Der Precurser, das heißt die Vorstufe dazu, ist jedenfalls die Merger-Mania, die wir gerade beobachten. Thema Roush-Yates oder auch Evernham Gillet-Petty. Joe Gibbs hat momentan drei Autos, aber ich bin mir sicher, dass man momentan mit Hall-of-Fame-Racing, oder besser den neuen Besitzern, den Diamondbacks, ein Baseball-Team aus Phoenix, spricht."

Ende 2008 ist alles gesprochen

Klaus Graf BAM Racing Sears Point 2007

Auch BAM Racing muss sich wappnen und ist gerade auf Brautschau Zoom

Frage: "In welchem Zeitraum wird das deiner Meinung nach alles passieren?"
Kuhn: "Das Ende des Jahres 2008 wird gleichzeitig das Ende dieser Merger-Mania bedeuten. Zur Zeit verhandeln alle kleinen Team mit den sogenannten Mega-Teams. Ich denke, bis Ende 2008 haben sich alle gefunden, die sich finden wollen. Dann wird man zum Großteil diese Vier-Wagen-Teams haben, vielleicht auch einmal vier plus vier Autos. Und dann wird man in den Jahren 2008, 2009 und 2010 die Due Diligence vorantreiben, um die NASCAR für ein Franchise-System, fit zu machen."

"Der große Unterschied von NASCAR zu den anderen Sportarten wie Baseball oder Football sind die hohen Sponsorzahlungen pro Saison an die Teams. Bei den anderen Sportarten gibt es in USA keine Trikotwerbung, was den Vergleich zu NASCAR-Werbung auf dem Auto darstellt. Das zu klären ist die Quadratur des Kreises."

Frage: "Von Seiten der Vorbilder her wäre so ein System in den USA ja nichts grundlegend Neues..."
Kuhn: "Da haben wir auch den Grund, warum eine Organistion wie Fenway oder die Arizona Diamondbacks, die beide aus dem Baseball kommen, bei Roush bzw. Hall of Fame eingestiegen sind. Das sind keine NASCAR-Fans, das eine Ausweitung der Geschäftsfelder für Fenway Sports. John Henry ist ein Investment-Banker, der von seiner Art und Aussehen nach Manhattan passt und nicht zu NASCAR, der aber wie kein Zweiter die Zukunft der NASCAR widerspiegelt."

"Mit den John Henrys und Gilletts hat man das Know-How des Franchise-going-Public-Business in die Nextel-Cup-Garage gebracht. Joe Gibbs kommt eigentlich aus der NFL, Gillett gehören die Montreal Canadiens und der FC Liverpool. Diese Leute werden in den nächsten Jahren dieses hochkomplexe Thema lösen."

Frage: "In diesem Szenario müsst ihr euch mit BAM Racing dann auch mit Hochzeitsgedanken herumtragen und euch auf Brautschau begeben."
Kuhn: "Meiner Meinung nach unbedingt. Diese Meinung wird natürlich von der Familie Morgenthau nicht unbedingt geteilt. Es geht um Infrastruktur, und Man-Power und Marketing-Power. Ein Coup, wie er uns nach Sears Point mit Johnson-Hyder und Gefolge gelungen ist, wird in Zukunft immer schwieriger werden, denn die Top-Crew-Chiefs und Fahrer werden da hin wechseln, wo die größte finanzielle und technische Stabilität vorherrscht."

Zustände wie in der Formel 1

Daytona

Wie geht es 2008 und darüber hinaus weiter in der NASCAR? Zoom

Frage: "Das läuft doch aber dann genau in die Richtung, die wir seit vielen Jahren in der Formel 1 haben, wo man für eine Eintrittskarte erst einmal 48 Millionen US-Dollar hinlegen muss."
Kuhn: "Ja. NASCAR hat Team-Strukturen, die der wirtschaftlichen Kraft nicht Rechnung tragen. Die Amerikaner sagen: 'NASCAR has outgrown its roots.' NASCAR hat seine ureigene DNA sozusagen ungewollt verändert. Die NASCAR-Fans aus den Südstaaten, die diesen Sport zusammen mit den Fehlern von CART und IRL in den letzten zehn Jahren groß gemacht haben, werden diese Entwicklung nicht unterstützen und verinnerlichen."

"Im Moment geht es gar nicht einmal so sehr ums Geld. Momentan geht es darum, zu verdrängen, um in dem extrem limitierten Markt der Top-Nextel-Cup-Mitarbeiter, Top-Sponsoren, Top-Herstellerzuschüsse für sein eigenes Team zu sichern, und damit dafür zu sorgen, dass die Konkurrenzteams dieses Konglomerat der Erfolgsvoraussetzung nicht bekommen. Den Vorteil sozusagen sichern, noch bevor das erste Training auf der Strecke beginnt."

"Toyota hat diesen Prozess eingeläutet, und vielleicht sogar ungewollt beschleunigt. Durch diese intensive "Herstellerbetreuung" - nennen wir es mal so - wie im Fall Gibbs Racing hat man die Verhältnisse verschoben, in dem sich die Teams plötzlich Fahrer leisten können, die soviel kosten, wie eigentlich ein Sponsor in der Vergangenheit pro Saison bezahlt hat. Bisher mussten sich die Teams komplett über eine ganze Saison mit einem Sponsor finanzieren, plus Fernsehgelder und Preisgelder."

"GM, Dodge und Ford müssen nachziehen, und weil dort die Kassen nicht so prallvoll sind, müssen sie ihren Support auf weniger Top-Teams konzentrieren. Das ein weiterer Sargnagel der Ein-Wagen-Teams. Denn Hersteller müssen gewinnen um Motorsport zu rechtfertigen. Die Fans in USA werden das nicht akzeptieren - in Europa wird man das nicht monieren, weil man das von der Formel 1 und der DTM schon gewohnt ist.

"Der Grund, warum NASCAR als einzige Rennserie der Welt kommerziell funktioniert, liegt an dem Motto: Der Kunde ist König. Also der Zuschauer und der Sponsor. Beide waren bislang die wichtigsten Partner der Teams und der Serie. Die Teams waren vom Sponsor abhängig, und davon dass die Tribünen voll waren, eine wechselseitige Abhängigkeit, damit die Preisgelder in dieser Höhe geflossen sind."

"Die Gleichung lautete: Viele Zuschauer vor Ort, ist gleich viele Zuschauer vor dem TV, ist gleich hoher TV Vertrag, ist gleich hohe Preisgelder, ist gleich wirtschaftlicher Erfolg der Teams. Die Teams und die Fahrer haben sich dem Zuschauer und dem Sponsor gegenüber anstrengen müssen. Jetzt wird es immer mehr darum gehen, wer den dicken Scheck vom Hersteller bekommen wird und Ownership Value - oder was wir aus der Wirtschaft schon kennen - Shareholder Value, das heißt Aktien-Wert des Teams, generieren."

"Denn da liegt das große finanzielle Potenzial. Zuschauer und Sponsoren werden nicht mehr so wichtig werden, und das ist der Anfang einer Mentalität, die mich an die Formel 1 erinnert und ganz weit von dem entfernt ist, was mir Bill France Jr. erklärt hat, und was es einem Klaus Graf und BAM Racing ermöglicht hat, zum Beispiel in Watkins Glen nur vier Zehntelsekunden langsamer zu sein, als ein 150 Millionen Dollar Team. Das wollen die Fans sehen, nicht jedes Wochenende Gibbs gegen Roush und Hendrick, RCR, immer die gleichen zehn Autos vorne."

"Das geniale an NASCAR war das Umsetzen des amerikanischen Traums auf der Rennstrecke - das darf man nicht zerstören. Sollte Gewinnmaximierung die Oberhand gewinnen, sehe ich in ein paar Jahren oder schon früher schwarz für die Popularität bei den Massen in Amerika."