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Vorschau: NASCAR-Showdown in Talladega
Eines der absolut spektakulärsten NASCAR-Events des Jahres steht am Wochenende an - das Chase-Rennen auf dem Superspeedway von Talladega
(Motorsport-Total.com) - "Das wird spektakulär, ziemlich wild, ziemlich verrückt und für die Fans einfach eine riesige Show." Dies ist die simple Erwartungshaltung, mit der kein geringerer, als der vierfache NASCAR-Champion Jeff Gordon in das kommende Wochenende geht, wenn der NASCAR-Tross auf dem Superspeedway von Talladega Station macht.

© NASCAR
33 Grad im Banking, Speed jenseits der 320 km/h - Talladega ist spektakulär
Neben Daytona ist Talladega der einzige Superspeedway im gesamten NASCAR-Kalender. Er liegt im Bundesstaat Alabama, tief im Süden der USA, und inmitten der Heimat der amerikanischen Stock-Car-Gemeinde. Der 1969 fertig gestellte Superspeedway hat eine Rundenlänge von 2,66 Meilen oder 4,28 Kilometern und eine Kurvenerhöhung von 33 Grad - damit ist er sogar noch länger und steiler als das Oval von Daytona.#w1#
Über 140.000 Die-Hard-Fans werden am Sonntag beim UAW-Ford 500 erwartet, wenn die NASCAR zum insgesamt 76. Mal seit 1969 dort ein Rennen ihrer obersten Liga austragen wird. Nicht weniger als 35 unterschiedliche Piloten haben jemals in Talladega gewinnen können, NASCAR-Legende Dale Earnhardt Sr. führt diese Liste mit zehn Erfolgen an. Unter den aktiven Piloten führen Sprößling "Junior" und Jeff Gordon die Listen an - beide haben in Alabama jeweils fünfmal die Nase vorne gehabt.
Red-Bull-Pilot Vickers ist der Vorjahressieger

© NASCAR
Brian Vickers (hi.) auf der Verfolgungsjagd von Dale Earnhardt Jr. und Johnson Zoom
Doch einen Sieger vorhersagen zu wollen, das ist in Talladega so gut wie unmöglich, denn hier kann einfach alles passieren. Im Vorjahresrennen holte sich zum Beispiel David Gilliand die Pole Position in seinem ersten Nextel-Cup-Auftritt überhaupt. Red-Bull-Pilot Brian Vickers gewann dieses Rennen, damals noch für das Hendrick-Team.
Vickers verpasste wenige Runden vor dem Ende seinem damaligen Teamkollegen Jimmie Johnson einen kleinen Schubser. Johnson rauschte in Dale Earnhardt Jr. hinein, und aus dem Führungstrio ging Vickers so als Sieger hervor. Böse Zungen behaupten heute noch, dass diese Aktion das Hendrick-Aus für Vickers bedeutete. Es ist der bislang einzige Cup-Sieg des 23-Jährigen geblieben und am Wochenende muss sich der Vorjahressieger nun der Qualifikationsmühle stellen.
1997 gab es in Talladega ein 500 Meilen-Rennen ohne eine einzige gelbe Flagge, welches damals Mark Martin gewann. Seine sagenhafte Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 188,354 Meilen, oder etwa 303 Stundenkilometern - alle Tankstopps inklusive. Ein bis heute unerreichter NASCAR-Rekord.
Premiere des CoT auf einem Superspeedway

© Ford
Die berühmten Windschattenschlachten von Talladega Zoom
Talladega ist berühmt für seine Hochgeschwindigkeitsschlachten, in denen die 43 Boliden Stoßstange an Stoßstange bei Tempi jenseits der 320 km/h fahren - das ganze durch sogenannte "Restrictor-Plates" eingebremst, wodurch die PS-Leistung von weit über 800 PS auf etwa 450 PS herunterreduziert wird.
Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine simple, genormte Metallplatte, die mit vier Löchern versehen ist. Dadurch wird die Luftzufuhr zum Motor reduziert und die extremen Geschwindigkeiten auf den Superspeedways werden wenigstens einigermaßen in Grenzen gehalten.
Das Ganze ist aber im Oktober 2007 reine Makulatur, denn zu allem Überfluss gibt es am Sonntag eine echte Premiere. Zum ersten Mal wird in Talladega mit dem neuen Car of Tomorrow gefahren, und keiner der Nextel-Cup-Piloten kann mit absoluter Sicherheit vorhersagen, was mit dem CoT bei den spektakulären Windschattenschlachten alles geschehen wird.
CoT-Bump-Drafting in Talladega

© NASCAR
Bump Drafting geht auch mit dem CoT - Talladega-Tests 2007 Zoom
Zwar wurden in Talladega mit dem CoT Anfang September zwei offizielle Testtage abgehalten, von den insgesamt 13 CoT-Rennen in diesem Jahr fand jedoch keines auf einem Oval statt, welches eine Länge von mehr als einer Meile hatte, nicht einmal eines auf den Intermediate Tracks, den üblichen 1,5 Meilenovalen.
Und der Test hatte noch ein Manko: "Du hast beim Testen einfach nicht diesen ganz großen Draft", stellte Evernham-Pilot Kasey Kahne bei 'ESPN' fest. "Da waren immer nur zehn Autos zusammen. Doch das wird sich gewaltig ändern, wenn alle Autos in einem großen Paket zusammen sind."
Ein Geheimnis auf den Superspeedways lautet "Bump Drafting". Das Windschattenfahren heißt im NASCAR-Jargon Drafting. Dabei ist der Draft ein aerodynamischer Effekt, der es ermöglicht, dass zwei, drei oder mehr Autos mit nur wenigen Zentimetern Abstand Stoßstange an Stoßstange hintereinander herfahren, und dabei erheblich schneller sind als ein einzelnes Fahrzeug.
Nun besitzt der Hintermann durch den Draft einen großen Geschwindigkeitsüberschuss. Wenn dieser seinem Vordermann jetzt auf dessen Heck auffährt und ihm einen Schubser - oder im NASCAR-Deutsch Bump - gibt, damit sein Vordermann an Tempo gewinnt und die eigene Kolonne dadurch schneller wird als die Konkurrenz, so nennt man diese Vorgehensweise "Bump-Drafting". Wie dieses Stilelement mit dem CoT im Ernstfall funktionieren wird, ist noch nicht bekannt...
Wer mit wem gegen wen?

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In Talladega gibt es am Sonntag sicher nicht nur eine einzige Kolonne Zoom
Denn ungefährlich ist diese Geschichte keineswegs. Nicht nur weil der Vordermann über den Schubser vorher nicht informiert wird, sondern auch weil sein Fahrzeug destabilisiert wird. Durch den verminderten Downforce kann vor allem in Kurven ein sogenannter Aero-Push entstehen, bei dem sich der um das Auto herumführende Luftstrom abrupt verändert.
Eine weitere Grundcharakteristik der Superspeedways ist das Fahren in Kolonnen. Die dabei entscheidenden Fragen lauten: Wer wird in wessen Kolonne hineingelassen? Wessen Kolonne ist die schnellere? Und wer wird beim Versuch des Ausscherens geblockt? Meistens treffen die Teams Absprachen, wer wo in welcher Kolonne mitfährt und wer wen im Schlepptau mit sich führt. Es entstehen auf zwei oder drei verschiedenen Linien Pulks von mehreren Fahrzeugen, die allesamt einen gehörigen Windschatten aufwerfen.
Pech hat übrigens derjenige, der eingangs der allerletzten Runde am Ende irgendeiner Kolonne fährt. Denn der wird dann womöglich nur Zwölfter - und hat lediglich eine Sekunde Rückstand zum Sieger. Gute Freunde sind also absolut notwendig.
Wieder einmal Johnson und Gordon

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Diese beiden Herren haben in Talladega schon gewonnen, einer sogar öfter Zoom
Ein pikantes Detail in Sachen Siegchancen hat die Statistik doch noch parat. Denn lediglich zwei der zwölf Playoff-Teilnehmer haben jemals in Talladega gewinnen können: Natürlich der fünffache Sieger Jeff Gordon - und sein Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson. Doch wer etwaige Absprachen vermutet, der dürfte sich täuschen. Im Chase-Finale wird es wohl keine Verwandten geben, Freunde werden die beiden trotzdem bleiben, oder etwa nicht?
Tony Stewart ist immer einer der Top-Favoriten, wenn der Nextel-Sup-Station in Talladega macht. Doch überraschenderweise konnte er die dortigen 500 Meilen noch niemals gewinnen, aber er beendete das Rennen nicht weniger als sechsmal als Zweiter. "Wenn man in Talladega Zweiter wird, ist das wie ein Sieg", behauptet "Smoke". "Auf der Talladega-Piste, schaffst du es eben nicht allein. Da brauchst du Schützenhilfe."
Von Clint Bowyer wird er diese kaum bekommen. Der Shooting-Star der diesjährigen NASCAR-Playoffs hat ganz andere Sorgen, denn seine Talladega-Statistik ist bislang ein einziges Fiasko. In drei Teilnahmen lautet sein bestes Resultat lediglich Platz 35 und eine Wiederholung würde den Richard-Childress-Piloten in der Gesamtwertung weit zurückwerfen.
Bowyer hat so seine Befürchtungen, speziell wegen des neuen Autos: "Es wird wohl ein wenig mehr beängstigend werden, als normal", sagte der 28-Jährige gegenüber 'ESPN'. "Wir werden enger zusammenfahren, wodurch auch schon der kleinste Fehler in einer Katastrophe enden kann."
Debütantenball in Talladega

© NASCAR
Um seine Teilnahme gab es Wirbel - qualifiziert sich Jacques Villeneuve? Zoom
Und dann ist da noch Jacques Villeneuve. Der Kanadier saß Ende August das erste Mal überhaupt in einem Stock-Car und nur fünf Wochen später versucht er, sich jetzt zum ersten Mal in der obersten NASCAR-Liga für ein Rennen zu qualifizieren. Was die einen den unglaublichen Fahrkünsten Villeneuves zuschreiben wollen, ist für andere schlicht und ergreifen gefährlich.
So hagelte es Kritik aus den Reihen der NASCAR-Piloten, was NASCAR-Experte Klaus Graf durchaus nachvollziehen kann. Der 'Motorsport-Total'.com-Kolumnist hält das Ganze für "keine gute Idee. Ich bin überrascht, dass NASCAR das zulässt. Die Restrictor-Plate-Rennen werden sehr aggressiv gefahren", so Graf, der in dieser Saison bereits zweimal selbst ein CoT steuerte.
Doch bevor es soweit kommt, muss sich der ehemalige Formel-1-Weltmeister erst einmal qualifizieren, und das ist für diejenigen Piloten, deren Autos sich nicht unter den Top 35 befinden, eine fast brutale Angelegenheit. Die Konkurrenz ist irrsinnig hoch, wie zum Beispiel auch der dreifache IRL-Chapion Sam Hornish Jr. erkennen musste, der in seinen ersten beiden Versuchen zweimal scheiterte.
Wie gewinnt man in Talladega?

© Fink/MST
Kasey Kahne und Juan Pablo Montoya können unbelastet auffahren Zoom
Wer in Talladega gewinnen will, der muss weit voraus denken, ein Desaster vermeiden und vor allem schnell und richtig reagieren, wenn sich auch nur die kleinste Chance bietet. Kurt Busch ist der Überzeugung, dass das neue CoT diese Fähigkeiten noch verstärken wird. "Ich sage voraus, dass vorne viel mehr Aktionen geschehen, auf die wir reagieren müssen. Wer das am besten kann, der hat eine echte Siegchance."
Kasey Kahne wiederum hat gut lachen. Der Evernham-Pilot ist fix qualifiziert, kann als keiner der Top-12-Piloten frei auffahren und bringt das zum Ausdruck, was viele hoffen und auch erwarten: "Ich glaube, das wird das beste CoT-Rennen werden, das wir bislang hatten. Es wird sicher der größte Spaß werden, den wir mit dem neuen Auto erleben durften."
Nicht nur die NASCAR-Fans haben sich den kommenden Sonntagabend freigehalten, denn der Kampf um die Nextel-Cup-Krone verschärft sich von Woche zu Woche, und mit dem UAW-Ford 500 auf dem Superspeedway von Talladega steht eines der absoluten Saisonhighlights ins Haus - Premiere überträgt den spektakulären NASCAR-Showdown mit den vielen großen Unbekannten am 7. Oktober live ab 20:05 Uhr.

