Jeff Gordon: "Entscheidend ist, was man daraus macht"

Jeff Gordon sieht im aktuellen Sprint-Cup-Auto, dem Gen6, verglichen mit dem CoT einen deutlichen Schritt nach vorn - Erfolge sind aber keineswegs garantiert

(Motorsport-Total.com) - Mit knapp 700 Sprint-Cup-Starts verteilt auf mehr als 20 Jahre ist Jeff Gordon mittlerweile ein echter Routinier in der NASCAR-Szene. Zuweilen kommt es einem so vor, als sei seine Rookie-Saison 1993 erst gestern gewesen, doch nach Fahrzeuggenerationen gerechnet, durchläuft Gordon nun schon Phase drei seiner Karriere in der höchsten NASCAR-Liga.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Für Ex-Champion Jeff Gordon ist das neue Auto Gen6 zuweilen noch ein Rätsel Zoom

In der Historie des Sports werden seit 1949, der ersten NASCAR-Saison der Geschichte, sechs Zeiträume geführt, die jeweils für eine eigene Fahrzeuggeneration stehen. Die erste Generation der V8-Boliden ging in den Jahren 1949 bis 1965 auf die Strecke. Generation zwei von 1966 bis 1980, Generation drei von 1981 bis 1991, Generation vier von 1992 bis 2007, Generation fünf von 2007 bis 2012 und ab diesem Jahr schließlich Generation sechs oder kurz: Gen6.

Der Grund, warum es beim Wechsel von der vierten auf die fünfte Generation eine Überschneidung gibt, ist einfach erklärt. Bevor das Car of Tomorrow (CoT) ab der Saison 2008 bei allen Rennen zum Einsatz kam, wurde es in der Saison 2007 bei 16 von 36 Rennen im Ernstfall getestet: Auf den drei weniger als eine Meile Länge aufweisenden Strecken, den sogenannten Short-Tracks (je zwei Rennen in Bristol, Martinsville und Richmond), auf den drei Ein-Meilen-Ovalen (je zwei Rennen in Phoenix, Dover und Loudon), auf den beiden Straßenkursen (Sonoma und Watkins Glen) sowie in Darlington und beim Herbstrennen auf dem Superspeedway in Talladega.

Ära CoT: Einige negative, wenig positive Erinnerungen

Jeff Gordon

Hoher Sicherheitsstandard: Für Jeff Gordon der größte Vorzug des ungeliebten CoT Zoom

Holte Jeff Gordon mit der vierten NASCAR-Fahrzeuggeneration - inzwischen als Car of Yesterday (CoY) bekannt - nicht weniger als 65 Siege und vier Titel, so erinnert er sich nur ungern an die Generation fünf, das CoT. Dies liegt nicht nur daran, dass er mit dem recht klobig daherkommenden Auto in fünfeinhalb Jahren "nur" neun Rennen gewann. "Ich kenne niemanden, der ein Fan des CoT gewesen wäre, aber hey, es war nun mal unser Rennauto", blickt Gordon im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' auf die vergangenen fünf (genau genommen fünfeinhalb) Jahre zurück und meint: "Wir alle mussten das Beste aus den Vorgaben machen."

Gordons nach Punkten erfolgreichste volle CoT-Saison war 2009, als er hinter seinen beiden Hendrick-Teamkollegen Jimmie Johnson und Mark Martin Rang drei im Gesamtklassement belegte. Nach Siegen gerechnet war es 2011, als der Kalifornier drei Rennen (Phoenix, Pocono und Atlanta) für sich entschied. Auch in der CoT-Teilzeitsaison 2007 holte Gordon mit dem klobigen Fahrzeug drei Siege (Phoenix, Darlington und Talladega), zog den Großteil seiner Punkte auf dem Weg zum Vizetitel hinter Jimmie Johnson aber mit dem klassischen CoY an Land.

Trotz der - gemessen an seinen vorherigen Errungenschaften - niedrigen Erfolgsquote mit dem CoT, behält Gordon dieses Auto nicht ausschließlich in negativer Erinnerung. "Eines muss man ganz klar sagen: In puncto Sicherheit setzte dieses Auto neue Maßstäbe", verweist der inzwischen 41-jährige NASCAR-Routinier auf das im Vergleich zur vierten Fahrzeuggenration veränderte Gesamtkonzept mit einer zentraleren Sitzposition und einem verbesserten Seitenaufprallschutz.


Jeff Gordon holt den letzten CoT-Sieg der Geschichte

"Doch meiner Ansicht nach hätte man den Design-Aspekt stärker berücksichtigen müssen", analysiert Gordon rückblickend das CoT und nimmt kein Blatt vor den Mund: "In diesem Punkt war das Auto ein deutlicher Rückschritt." Ganz anders die Situation mit dem neuen Gen6. "Ich mag das neue Auto", stellt der Hendrick-Pilot unmissverständlich klar und bezieht sich dabei in erster Linie auf die Optik.

In puncto Performance allerdings hat der vierfache NASCAR-Champion den Stein der Weisen beim Gen6 noch nicht gefunden. Nach fünf Rennen rangiert Gordon als mit Abstand schlechtester Hendrick-Pilot in der Gesamtwertung nur auf Platz 18. Seine drei Teamkollegen liegen allesamt in den Top 10, wobei Dale Earnhardt Jr. gar die Tabellenführung innehat und das obwohl er anders als Jimmie Johnson und Kasey Kahne noch keinen Saisonsieg auf der Habenseite hat.

Als bestes Einzelergebnis mit dem Gen6 steht für Gordon bis dato der neunte Platz aus Phoenix zu Buche. Zwar lag er sowohl in Daytona als auch in Bristol in Führung, doch zu hohe Motortemperaturen und am Schluss die falsche Spur auf dem Superspeedway in Florida einerseits und eine zu hohe Reifenbelastung auf dem Short-Track in Tennessee andererseits, verhinderten bei diesen beiden Rennen bessere Ergebnisse als die Ränge 20 und 34. Auf dem 1,5-Meilen-Oval in Las Vegas kam Gordon (Platz 25) in puncto Setup nie auf einen grünen Zweig. Auf dem Zwei-Meilen-Oval in Fontana (Platz zwölf) waren es am vergangenen Wochenende ein Mauerkuss und anschließende Handlingsprobleme, die eine Top-10-Platzierung verhinderten.

Ära Gen6: Deutlicher Rückstand im Vergleich zu den Teamkollegen

Jeff Gordon

Die Optik des Gen6 trifft den Geschmack von Gordon, die Performance noch nicht Zoom

Gordon weiß selbst am besten, dass er zusammen mit Crewchief Alan Gustafson bisher nicht das Maximum aus dem Gen6 herausholt. Den anderen drei Fahrer/Crewchief-Paarungen des Hendrick-Teams ist dies bisher besser, aber auch nicht immer gelungen. Jimmie Johnson/Chad Knaus holten nach dem Sieg beim Saisonauftakt in Daytona noch zwei weitere Top-10-Platzierungen, zuletzt aber aufgrund eines Reifenschadens (Bristol) beziehungsweise Handlingsproblemen (Fontana) nur die Positionen 22 und zwölf.

Kasey Kahne/Kenny Francis erwischten mit den Plätzen 36 (Crash in Daytona) und 19 (Handlingsprobleme in Phoenix) einen schlechten Start in die Saison, zogen seither aber drei Top-10-Platzierungen - darunter der Sieg in Bristol - an Land. Einzig Dale Earnhardt Jr./Steve Letarte zeigten mit fünf Top-10-Platzierungen - darunter dreimal Top 5 - eine überaus konstante Gesamtleistung. Der Lohn ist die Tabellenführung nach fünf von 36 Saisonläufen.

So erkennt Gordon einen Hendrick-spezifischen Vorteil in Bezug auf das Gen6 wenn überhaupt nur in der Theorie. "Anhand der Regeln, die NASCAR aufgestellt, herrschen gleiche Bedingungen für alle. Unterm Strich kommt es auf das Team an. Ich habe bei Hendrick seit jeher das Gefühl, die besten Möglichkeiten zu haben. Entscheidend ist, was man aus diesen Möglichkeiten macht", weiß der NASCAR-Champion der Jahre 1995, 1997, 1998 und 2001.

Die nächste Chance, mehr aus den gegebenen Möglichkeiten zu machen, hat Jeff Gordon am 7. April in Martinsville, jener Strecke die mit sieben Siegen neben Darlington das erfolgreichste Pflaster in seiner langen und erfolgreichen Karriere darstellt.

Folgen Sie uns!

Eigene Webseite?

Kostenlose News-Schlagzeilen und Fotos für Ihre Webseite! Jetzt blitzschnell an Ihr Layout anpassen und installieren!

Tourenwagen-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Tourenwagen-Newsletter von Motorsport-Total.com!