• 07.07.2010 01:01

  • von Pete Fink

Halbzeitbilanz: Harvick ist der große Sieger

Von 19 auf 1: Kevin Harvick ist der Halbzeitmeister in der NASCAR - Jimmie Johnson spürt Gegenwind, Gibbs und Childress haben aufgeholt

(Motorsport-Total.com) - Nach 18 von 36 Punkterennen ist gerade Halbzeit im Sprint-Cup der NASCAR und es gibt keinen Zweifel: Der große Sieger der ersten Saisonhälfte heißt Kevin Harvick. Im Vorjahr gewann der Childress-Pilot kein einziges Rennen und landete mit mageren neun Top-10-Platzierungen in der Abschlusstabelle nur auf Platz 19.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Tabellenführer Kevin Harvick hat gut lachen: 2010 ist bisher seine Saison

Mit seinem Erfolg beim nicht zur Punktewertung zählenden Budweiser-Shootout läutete der 34-Jährige aus Bakersfield im US-Bundesstaat Kalifornien einen kräftigen Turnaround ein: Zwei Siege, 13 Top-10-Platzierungen in 18 Rennen und eine deutliche Führung (212 Punkte) in der Gesamtwertung unterstreichen dies.#w1#

Ebenfalls durch eine beeindruckende Konstanz zeichnet sich Jeff Gordon aus. Der vierfache NASCAR-Champion in Diensten von Rick Hendrick fuhr sagenhafte neunmal in 18 Rennen unter die besten Fünf. Ein Sieg glückte dem 38-jährigen Kalifornier freilich nicht. Dies ist jedoch nur eine Frage der Zeit. Viele Szenebeobachter unterstellen Gordon, das dessen beste Jahre vorbei seien, doch angesichts der Aggressivität, mit der er 2010 zu Werke geht, dürften große Zweifel an dieser Meinung angebracht sein.

NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson rundet mit fünf Saisonsiegen als Gesamtdritter das kalifornische Spitzentrio ab. Auch bei Johnson mutmaßten viele, er würde in diesem Jahr keine gute Saison bestreiten, nachdem er zwischenzeitlich in ein kleines Performanceloch fiel. Mit zwei Siegen in Sonoma und Loudon strafte der 34-Jährige seine Kritiker Lügen. Spannend wird sein, wie sich Johnsons Leistungen in der zweiten Saisonhälfte entwickeln, denn der Hendrick-Pilot wird in den kommenden Tagen zum ersten Mal Vater.

Gibbs-Duo bärenstark

Einer, der ganz sicher darauf lauern wird, ob der vierfache Titelträger vielleicht eine kleine Ablenkung privater Natur erfahren könnte, ist Denny Hamlin. Wie Harvick zählt auch der Gibbs-Pilot zu den absolut positiven Überraschungen der ersten Saisonhälfte. Ein Kreuzbandriss im Januar samt Operation im März schien dem 29-Jährigen das Jahr 2010 gründlich zu verhageln. Hamlin antwortete mit fünf Siegen und liegt in der Bonuswertung vor dem Chase gleichauf mit Johnson.

Denny Hamlin, Kyle Busch

Kyle Busch und Denny Hamlin: Das starke Gibbs-Duo lauert in Schlagdistanz Zoom

Kurt Busch ist sicherlich das "Dark-Horse" der laufenden Saison. Nach zwei Siegen in Atlanta und Charlotte, sowie dem Scheck über eine Million US-Dollar beim Allstar-Race, hat sich der erste NASCAR-Champion, der im Chase-Format (2004) gekürt wurde, bisher vor allem als Spezialist für die so wichtigen 1,5 Meilenovale präsentiert.

Im Busch-Team von Roger Penske stimmte die Chemie ganz offensichtlich von Beginn an. Kein Wunder, denn Kurt Buschs neuer Crewchief Steve Addington arbeitete zuvor am Toyota Camry von Kyle Busch. Der jüngere Busch-Bruder liegt als Gesamtsechster nur zwei Positionen hinter Kurt. Auch Kyle will mehr: Um seine Sprint-Cup-Chancen zu verfolgen, gab der Nationwide-Titelverteidiger sogar seine Ambitionen in der zweiten NASCAR-Liga auf. KeinZweifel: Mit Hamlin und Kyle Busch haben die bärenstarken Gibbs-Toyotas zwei heiße Eisen im Titelfeuer.

Roush und Montoya enttäuschen

Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) und Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) runden die sieben Piloten ab, die in dieser Saison bislang ein Sprint-Cup-Rennen gewinnen konnten. Trotzdem liegen beide als 19., beziehungsweise 15. derzeit nicht auf einem Chase-Platz unter den besten zwölf Piloten.

Juan Pablo Montoya

Frust bei Juan Pablo Montoya: Die erste Halbzeit war zum Vergessen Zoom

Mit Matt Kenseth, Greg Biffle und Carl Edwards glückte dieses Unterfangen drei Piloten aus dem 2010 nicht zu den Sieganwärtern zählenden Team von Jack Roush. Die inoffizielle Ford-Werksmannschaft kann deshalb getrost zu den großen Verlierern der ersten Saisonhälfte gezählt werden. Nur Mitfahren kann nicht der Roush-Anspruch sein. Ähnliches gilt auch für die Earnhardt/Ganassi-Truppe von Juan Pablo Montoya, der neunmal in 18 Auftritten mit Unfällen oder Defekten zu tun hatte. Für den Kolumbianer ist die Chase-Qualifikation damit in weite Ferne gerückt.

Die erste Saisonhälfte 2010 brachte auch zwei neue Allzeit-Rekorde in einem einzigen Rennen: Im April auf dem Talladega Superspeedway sahen die Zuschauer nicht weniger als 88 Führungswechsel mit 29 beteiligten Piloten. So etwas gab es in der 63-jährigen NASCAR-Historie noch nie.

Viele kleine Rivalitäten

Neben der Wiedereinführung des Heckspoilers Ende März sorgte auch die Regel der Green-White-Chequered-Verlängerung für viel Aufsehen: Insgesamt drei Versuche gibt es seit Saisonbeginn, ein Rennen unter Grüner Flagge zu beenden. Sieben der 18 Rennen sahen ein GWC, zwei davon benötigten zwei Versuche, in Talladega wurden alle drei Anläufe ausgeschöpft.

Jimmie Johnson

Alle gegen Jimmie - oder jubelt Papa Johnson am Saisonende doch wieder? Zoom

Ebenfalls neu war zu Saisonbeginn die Ankündigung, dass NASCAR ab sofort nicht mehr zwingend in Auseinandersetzungen zweier Piloten eingreifen wollte. Das führte zu einigen Rivalitäten, allen voran Carl Edwards gegen "Bad Brad" Keselowski oder Joey Logano gegen Kevin Harvick. Auch ein aggressiver Jeff Gordon machte sich zeitweise bei Jimmie Johnson oder Martin Truex Jr. keine Freunde.

Es bleibt also festzuhalten, dass Dauerchampion Johnson in dieser Saison starken Gegenwind erfährt. Auch von einer Hendrick-Dominanz kann bislang keine Rede sein: Jeff Gordon ist noch sieglos, Mark Martin und Dale Earnhardt Jr. kämpfen um den Chase. Im Gegenteil: Mit Gibbs und Childress scheinen zwei Teams den Abstand auf Hendrick verkürzt zu haben und ein gut aufgelegter Kurt Busch lauert als einziger Dodge-Vertreter, aber mit der niemals zu unterschätzenden Penske-Organisation im Rücken.