• 18.09.2007 22:09

  • von Klaus Graf

Graf: Das NASCAR-Finale wird richtig eng

Klaus Graf gibt in seiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' eine persönliche Einschätzung über die Titelchancen aller zwölf Chase-Kandidaten

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Klaus Graf

Klaus Graf tippt für das NASCAR-Finale auf Spannung bis zum Schluss

Obwohl die NASCAR-Saison mit 36 Rennen sehr lange dauert, biegt auch der Nextel-Cup schön langsam auf die diesjährige Zielgerade ein. Wir sind schon im Chase, das heißt, es gibt nur noch zwölf Kandidaten, die eine Chance auf den Titel des NASCAR-Champions 2007 haben.

Und genau wie die vielen NASCAR-Fans zuhause mache ich mir natürlich auch einige Gedanken, wer in diesem Jahr am Ende die Nase vorne haben könnte. Eines ist in jedem Fall sicher: Das Saisonfinale 2007 wird richtig spannend und richtig eng, denn eigentlich gibt es keinen klaren Dominator, der die letzten neun Rennen langweilig machen könnte.#w1#

Hier also meine persönliche Einschätzung zu den zwölf Fahrern, die bis Mitte November den Titel unter sich ausfahren werden.

Jeff Gordon:

Jeff Gordon ist sicherlich einer der absoluten Top-Favoriten. Natürlich hat er in den letzten Wochen etwas von seiner dominanten Position eingebüßt, denn er ist ganz klar das große Opfer des Playoff-Punktesystems, in dem er seine deutliche Führung hat abgegeben müssen. Trotzdem hat er gleich im ersten Chase-Rennen mit Rang zwei wieder ein sehr gutes Resultat erzielt. Zudem ist er wahrscheinlich der kompletteste Fahrer im gesamten Feld.

Jimmie Johnson:

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Jimmie Johnson (li.) und Jeff Gordon zählen zu den heißesten Titelkandidaten Zoom

Jimmie Johnson wird natürlich versuchen, seinen Titel zu verteidigen. Nach einem kleinen Hänger zu Saisonmitte ist er rechtzeitig wieder erstarkt und hat die beiden letzten Rennen vor dem Chase gewonnen. Auch in Loudon hat er ein gutes Resultat geholt und hat im Titelkampf natürlich eine starke Hendrick-Mannschaft im Rücken. Ein kleiner Pluspunkt im Vergleich zu Jeff Gordon ist vielleicht seine Boxencrew mit Chad Knaus und die Tatsache, dass im Chase gleich fünf 1,5 Meilenovale gefahren werden, wo Johnson ein absoluter Spezialist ist. Dafür ist Jeff Gordon - rein fahrerisch gesehen - einen Tick besser.

Tony Stewart:

Tony Stewart ist extrem heiß auf seinen dritten Titel und ist - wie so oft bei ihm - erst in der zweiten Saisonhälfte so richtig in Fahrt gekommen. Gegen die Dominanz von Clint Bowyer im ersten Chase-Rennen konnte er zwar nichts ausrichten, aber er hat gleich einmal ein gutes Ergebnis geholt. Er ist auf jeden Fall einer der ganz heißen Kandidaten und dazu kommt vor allem noch eines: Er weiß genau, wie man eine Meisterschaft gewinnt.

Clint Bowyer:

Clint Bowyer hat am Wochenende eine 180 Gradkurve gemacht. Er ist in einem Rennen von Position zwölf auf vier nach vorne gekommen, und hat sich so selbst in den Kreis der Mitfavoriten geschossen. Er hat auch den jüngsten Performanceverlust von Childress widerlegt. Er ist in den Chase gekommen durch seine Konstanz und auf alle Fälle ein Kandidat für die ersten Fünf, da in den Playoffs die Konstanz sehr wichtig ist. Ob er jedoch die Meisterschaft gewinnen kann, das wage ich - ehrlich gesagt - ein wenig zu bezweifeln.

Kyle Busch:

Kyle Busch fährt starke Rennen und gibt wie immer alles. Aber er verlässt Hendrick zum Jahresende und wird daher nicht die Unterstützung erhalten, wie etwa ein Jeff Gordon oder ein Jimmie Johnson. Es kommen noch Strecken wie Talladega, wo man Hilfe braucht, um ganz vorne zu landen, und von daher kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er in der Meisterschaft ein Wörtchen mitreden können wird.

Martin Truex Jr.:

Martin Truex Jr. fährt in diesem Jahr extrem stark. Er hat sein erstes Rennen gewonnen und liefert eine tolle Saison ab. Ich persönlich finde es bereits einen Riesenerfolg für ihn, dass er es in den Chase geschafft hat. Aber sowohl von der fahrerischen Seite, als auch seitens des DEI-Teams halte ich ihn für noch nicht reif für eine Meisterschaft, da fehlt überall noch ein kleines Stück.

Matt Kenseth:

Carl Edwards

Carl Edwards ist für Klaus Graf stärker einzuschätzen, als Matt Kenseth Zoom

Matt Kenseth ist genau wie Clint Bowyer ein echter Mr. Konstanz und hat mit Robbie Reiser einen absoluten Top-Crew-Chief. Aber im Chase kommen noch fünf CoT-Rennen und Roush war in den CoT-Rennen bisher nicht ganz so stark, wie sie in der Vergangenheit mit dem alten Auto waren. Die große Frage wird sein, ob und wann er im Chase ein Rennen gewinnen kann. Ich glaube nicht, dass es dieses Jahr reicht, um ganz nach vorne zu fahren, aber auch ihn würde ich am Ende unter den Top 5 sehen.

Carl Edwards:

Carl Edwards schätze ich in diesem Jahr noch ein bisschen stärker ein als Matt Kenseth. Er fährt extrem konzentriert und fokussiert eine ganz starke Saison und hat mit Bob Osbourne ebenfalls einen Super-Crew-Chief. Wie bei Matt Kenseth bleibt jedoch die Frage, ob bei Roush die gesammelten Daten in Sachen CoT ausreichend und gut genug sind, um im Chase wirklich das beste Paket zu haben.

Denny Hamlin:

Denny Hamlin hat bereits letztes Jahr mit Rang drei in der Gesamtwertung einen ganz starken Eindruck hinterlassen und zählt für mich als der kommende Superstar. Die Frage wird sein, ob ihm die Strecken, die noch kommen, liegen. Er ist extrem stark auf Strecken wie Pocono und den Rundkursen. Im Chase fährt man einige Male auf den 1,5 Meilenovalen und da muss man abwarten, ob er in der Lage ist, die notwendige Konstanz an den Tag zu legen.

Kevin Harvick:

Kevin Harvick ist mental extrem stark, er zieht sein Ding durch. Mit Platz 17 hat er in New Hampshire natürlich schon ein bisschen Punkte verloren. Ein nicht optimaler Start in den Chase ist immer ein Problem: Man kommt schnell ins Hintertreffen und er ist bereits jetzt in einem gewissen Zugzwang für ein gutes Resultat im nächsten Rennen, damit er sich im Punktetableau keinen zu großen Rückstand einfängt. Wenn man dort einmal 100 oder 150 Punkte zurückliegt, dann wird es ganz schwierig, dann muss schnellstens ein Top-Resultat her, um noch eine Chance zu haben.

Jeff Burton:

Kurt Busch

Kurt Busch hatte gleich zu Beginn Pech mit seinem Dodge-Triebwerk Zoom

Für Jeff Burton gilt ähnliches, wie für Kevin Harvick. Auch er hatte in New Hampshire kein gutes Rennen, obwohl er eigentlich auch ein Mr. Kontanz ist. Clint Bowyer hat die RCR-Schwäche zwar ein wenig ad absurdum geführt, aber ansonsten war Childress in den letzten Rennen nicht mehr zu 100 Prozent gut genug aufgestellt, um alle drei Piloten ganz nach vorne zu bringen. Was aber stark ist: RCR hat alle drei Fahrer im Chase und das ist ganz klar gesagt eine tolle Teamleistung.

Kurt Busch:

Kurt Busch hat am Wochenende Pech mit seinem Motorenproblem gehabt. In den letzten Rennen vor dem Chase war er sehr stark unterwegs und hat sich auf diese Weise auch den Einzug in den Chase gesichert. Seitdem Pat Tryson wieder als sein Crew-Chief fungiert, hat er auch wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden, dort stimmt jetzt einfach die Chemie. Er hat die Meisterschaft schon einmal gewonnen, er weiß also, was es braucht, um den Titel zu holen. Aber auch er braucht in den nächsten beiden Rennen jeweils ein Top-Resultat, um nicht weiter abzufallen. Und die Frage ist auch, ob Dodge zum Beispiel in Talladega gut genug ist, denn das Restrictor-Plate-Programm von Penske ist nicht so gut, wie etwa das von Hendrick.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wer von diesen zwölf Piloten am Ende die Nase vorne haben wird und am 18. November in Homestead zum neuen NASCAR-Champion gekürt werden darf. Ich tippe zwar grundsätzlich nicht, denn das ist vor allem in dieser Saison viel zu schwierig.

Aber nach meiner Meinung wird einer der großen dieses Sportes als Sieger hervorgehen. Also entweder Jeff Gordon, Tony Stewart oder Jimmie Johnson, den man mittlerweile getrost auch in diese Liga zählen darf.

Auf ein spannendes NASCAR-Finale!

Herzliche Grüße

Klaus Graf