Alles Wissenswerte zum NASCAR-Chase
Seit der Saison 2004 wird der NASCAR-Champion in einem Playoff-Modus ausgefahren - 'Motorsport-Total.com' hat die Fakten zu den Chase-Regeln
(Motorsport-Total.com) - Zwischen 1975 und 2003 war das Punktesystem der NASCAR denkbar einfach: Es ging darum, mehr Punkte als die Konkurrenz zu sammeln und am Ende der Saison war derjenige der Champion, der nach dem letzten Rennen am meisten Zähler auf seinem Konto verbuchen konnte. 180 Punkte gab es für den Sieger, 170 für den Zweiten.

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Loudon war gestern Abend der Auftakt zum NASCAR-Chase 2007
Ab Rang sechs verringert sich dieses Raster in Viererschritte und ab Rang zwölf geht es dann in Dreierschritten bergab - der 43. und letzte bekommt so immer noch 34 Zähler. Doch Ende 2003 wurde dies grundlegend verändert und der Hintergrund war ebenfalls denkbar einfach: Matt Kenseth wurde in der Saison 2003 der Winston-Cup-Titelträger, und hatte am Ende der Saison doch nur ein einziges Rennen gewonnen.#w1#
Jimmie Johnson landete damals auf Rang zwei mit drei Rennsiegen und Ryan Newman, der in der Saison 2003 nicht weniger als achtmal in der Victory Lane stand, wurde gar nur Sechster, weil sein Penske-Dodge gleich sieben Mal ausgefallen war. Was folgte, war die Einführung eines Playoff-Systems, dass böse Zungen bis heute als "Matt-Kenseth-Regel" bezeichnen.
Konstanz versus Siege

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Matt Kenseth war 2003 der Verursacher der "Matt-Kenseth-Regel" Zoom
Kenseth gewann den Cup-Titel aufgrund seiner Konstanz, denn er beendete die Rennen fast permanent in den Top 10 und daraufhin wurden viele Stimmen laut, die forderten, dass der NASCAR-Champion nicht durch Konstanz, sondern durch Rennsiege ermittelt werden sollte.
Das Problem war aber nicht neu, sondern bereits in der Vergangenheit zu beobachten, denn durch die sehr lange NASCAR-Saison mit über 30 Rennen, kristallisierte sich auch zuvor desöfteren ein Fahrer als der klar beste Pilot eines Jahres heraus und die letzten Rennen wurden abgehalten, obwohl der Meister bereits feststand.
2002 gewann Jeff Gordon den damaligen Winston-Cup mit 349 Punkten Vorsprung vor Tony Stewart. In der Saison 2000 lag Bobby Labonte am Ende 265 Zähler vor Dale Earnhardt Sr., ein Jahr zuvor sicherte sich Dale Jarrett den Winston Cup mit einem Abstand von 201 Punkten auf Labonte und 1998 hatte Jeff Gordon am Ende sage und schreibe 364 Punkte Vorsprung auf Mark Martin.
Ohne Spannung ein Businessproblem

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Jeff Gordon ging 2004 als Tabellenführer in den NASCAR-Chase Zoom
Und natürlich ging es auch um das Geld, denn die Popularität von NASCAR war in den Jahren zuvor sprunghaft angestiegen und wenn der Titelkampf im Herbst bereits so gut wie entschieden war, so bestand die große Gefahr, dass Zuschauer und Werbekunden ihr Interesse am Saisonende eher dem American Football zuwandten, denn die Footballer starten ihre Saison immer Mitte September.
So wurde beschlossen, dass fortan nach Saisonrennen Nummer 26 ein Strich gezogen wurde. Die zu diesem Zeitpunkt besten zehn Piloten qualifizierten sich für eine Art Playoff-System, was die Amerikaner eigentlich in jeder großen US-Sportart am Ende einer Saison installiert haben. Die Punktezahl dieser zehn Fahrer wurde so gewählt, dass nur noch diese Piloten eine mathematische Chance auf den Titel haben sollten.
Im ersten Jahr des Chase sah dies wie folgt aus: Der Punktbeste wurde auf 5.050 Zähler gesetzt, der Zweite auf 5.045, der Dritte auf 5.040, und so weiter. Zufällig war es just der Zeitpunkt, als das Titelsponsoring der Serie von Winston auf Nextel wechselte, und in diesem Zusammenhang führte man zusätzlich auch das bis heute bestehende Bonuspunktesystem ein, dass fünf Punkte pro Führungsrunde, und weitere fünf Zähler für die insgesamt meisten Führungsrunden verteilte.
Feinjustierungen notwendig

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Kasey Kahne holte 2006 mehr Siege als Champion Jimmie Johnson Zoom
Aber es sollte sich bald herausstellen, dass auch das Chase-System ein grundlegendes NASCAR-Problem nicht verändern konnte, was gleichzeitig immer einer der Hauptkritikpunkte war. Denn weder Kurt Busch (2004), noch Tony Stewart (2005) und Jimmie Johnson (2006) waren am Saisonende auch diejenigen Piloten, die zu Jahresschluss am öftesten in der Victory Lane gestanden waren. Johnson gewann 2004 zehn Rennen, Greg Biffle und Kasey Kahne siegten 2005 und 2006 in jeweils sechs Läufen, Meister wurden sie trotzdem nicht.
Also wurde zu Saisonbeginn 2007 versucht, das Playoff-System noch mehr in Richtung Rennsiege zu bewegen. Seit dieser Saison werden alle Qualifikanten auf 5.000 Punkte gesetzt. Darüber hinaus bekommt ein Pilot zehn Bonuspunkte pro Erfolg in der regulären Saison, was dazu geführt hat, dass Jimmie Johnson mit sechs Rennsiegen und insgesamt 5.060 Zählern als Tabellenführer in den Chase gehen konnte.
Eigentlich auch wieder etwas ungerecht, denn schließlich hatte Jeff Gordon (vier Siege; 5.040 Punkte) in der Gesamtwertung die Nase seit April des Jahres vorne und lag vor dem letzten regulären Rennen gar 410 Punkte in Führung. Doch die NASCAR hat bereits angekündigt, auch dieses Faktum für die 2008er Regeln mit einzubeziehen.
Seit 2007 zwölf Piloten

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Trotz Aufstockung auch 2007 nicht im Chase - Dale Earnhardt Jr. Zoom
Ebenfalls neu ist die Anzahl der Qualifikanten, die von zehn auf zwölf erhöht wurde. Böse Zungen sprachen im Winter - nicht zu unrecht, wie sich herausstellen sollte - von einer "Lex Earnhardt", denn natürlich sollte vermieden werden, dass genau die Situation entsteht, die jetzt eingetreten ist: Eine Titelentscheidung ohne den NASCAR-Superstar.
Der eigentliche, offizielle Hintergrund war jedoch ein Passus im Originalkontext, der vorsah, dass zusätzlich zu den zehn qualifizierten Fahrern all diejenigen ebenfalls am Chase teilnehmen dürften, die zu diesem Zeitpunkt weniger als 400 Punkte hinter dem Führenden lagen. Nur: Das war in keiner Saison so der Fall und so erweiterte man das Feld kurzerhand auf zwölf Piloten.
Die Betonung auf Rennsiege wurde ebenfalls untermauert, denn seit Saisonbeginn erhält der Gewinner nicht mehr 180 Punkte, sondern 185. Damit liegt die Maximalpunktzahl pro Rennen bei 195 Zählern (fünf Punkte für eine Führungsrunde und weitere fünf für die meisten Führungsrunden), die restliche Staffelung bleibt unverändert - auch während der Playoffs.
Das NASCAR-Punktesystem im Überblick
01. - 185 Punkte
02. - 170
03. - 165
04. - 160
05. - 155
06. - 150
07. - 146
08. - 142
09. - 138
10. - 134
11. - 130
12. - 127
13. - 124
14. - 121
15. - 118
16. - 115
17. - 112
18. - 109
19. - 106
20. - 103
21. - 100
22. - 97
23. - 94
24. - 91
25. - 88
26. - 85
27. - 82
28. - 79
29. - 76
30. - 73
31. - 70
32. - 67
33. - 64
34. - 61
35. - 58
36. - 55
37. - 52
38. - 49
39. - 46
40. - 43
41. - 40
42. - 37
43. - 34

