05.12.2011 03:49
von Pete Fink

Gegen den Trend: Kann Waltrip die Großen ärgern?

Während 2012 viele Top-Teams nach unten korrigieren, rüstet Michael Waltrip kräftig auf: Die Neuzugänge Mark Martin und Clint Bowyer sind voller Optimismus

(Motorsport-Total.com) - Sozusagen im Schatten des Titelduells zwischen Tony Stewart und Carl Edwards fuhr Martin Truex Jr. in Homestead einen starken dritten Platz heraus. Kein Zufall, denn für den Waltrip-Toyota mit der Startnummer 56 war dies die vierte Top-10-Platzierung in den letzten fünf Saisonrennen. Ein äußerst beachtenswertes Finale, das vielleicht einigen Vorgeschmack für das Sprint-Cup-Jahr 2012 lieferte.

Titel-Bild zur News: Michael Waltrip, Clint Bowyer

Neues Duo: Michael Waltrip, Clint Bowyer und der MWR-Toyota mit der 15

So sah es auch Teamchef Michael Waltrip. "Dieser dritte Platz bedeutet uns eine Menge", sagte er nach dem Rennen. "Und es bestärkt uns in unserer Richtung. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten einige Änderungen vorgenommen und das unterstreicht, dass wir gerade etwas richtig machen." In der Tat: Während Spitzenteams wie Richard Childress Racing oder Roush/Fenway Racing aufgrund von Sponsorenproblemen zurückbauen müssen, rüstet MWR mächtig auf.

Der 31-jährige Truex bleibt, während David Reutimann gehen muss. Ebenso wird die Kooperation mit JTG/Daugherty Racing beendet. Der JTG-Toyota von Bobby Labonte wurde bislang im MWR-Shop vorbereitet. Neu ins Team stoßen dafür Clint Bowyer (mit Sponsor 5-Hour-Energy) sowie NASCAR-Oldie Mark Martin, der den Reutimann-Toyota in 25 Saisonrennen übernehmen wird. Die bisherigen Geldgeber NAPA (Truex) und Aarons (jetzt Martin) bleiben an Bord.

Nächster Halt: Spitzenteam?

Martin Truex Jr. wird 2012 die konstante Größe bei MWR sein Zoom

Vor allem die Bowyer-Verpflichtung darf durchaus als ein gelungener Coup gewertet werden, denn die Kombination Bowyer/5-Hour-Energy bringt kolportierte 13 Millionen US-Dollar ins Waltrip-Camp. Dazu gesellt sich noch Scott Miller, der ehemalige Childress-Renndirektor, der ab sofort bei Waltrip als Vice President Competition die gesamte Rennorganisation leiten wird. Als neuer Bowyer-Crewchief dürfte in den kommenden Tagen Ex-Montoya-Boss Brian Pattie verkündet werden.

"Scott ist daran gewöhnt, Rennen zu gewinnen", sagt Waltrip über seinen neuen starken Mann im Team, was natürlich auch für seine beiden anderen Neuzugänge Bowyer und Mark Martin gilt. Waltrip weiß: "Als Owner ist es mein Job, unseren Teams das nötige Equipment und die nötigen Ressourcen zu beschaffen. All dies ist nun der nächste große Schritt in unserem Prozess, ein echtes Spitzenteam zu werden."

Für das erst zur Saison 2007 aus der Taufe gehobene Sprint-Cup-Team mit Basis in Cornelius am Lake Norman nahe Charlotte ist dies der bislang radikalste Umbau der Firmengeschichte. Das kommt noch ein weiterer Punkt: Nach dem Aus von Team Red Bull ist Michael Waltrip Racing im Hause Toyota ab sofort die ganz eindeutige Nummer zwei hinter Joe Gibbs Racing. "Wir sind nun exakt so aufgestellt, wie wir sein wollen", versichert Waltrip.

Jung, aggressiv, dynamisch

Im Aarons-Toyota sitzt ab sofort NASCAR-Oldie Mark Martin Zoom

Dazu kommt die neu eingekaufte Mega-Erfahrung von Mark Martin, der Anfang Januar 53 Jahre alt werden wird. "Ich hatte einige Optionen", berichtet der NASCAR-Oldie. "Aber bei allen musste ich erst einmal abwarten, was passieren wird. Insofern war dieses Angebot das Beste, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Tisch lag. Und neben dem reinen Rennfahren freut es mich auch besonders, dass ich nun Leute habe, die sich stark dafür interessieren, wenn ich ihnen mit all meiner Rennerfahrung auch in anderen Dingen assistieren kann."

Kein Zweifel: Childress und Roush reduzieren, Waltrip erweitert sich. Diesen neuen Trend erkennt auch der zweite prominente Neuzugang: "Ich sehe sie als ein junges aggressives Team an", beschreibt Bowyer. "Sie wissen Toyota hinter sich, wir haben einen dynamischen Sponsor und alle schieben mächtig an. Für mich ist das eine Chance, Boden gut zu machen. Punkt."

So ist das große Ziel klar: Mindestens einer der drei Waltrip-Toyota soll endlich in den Chase 2012. Dies glückte der Waltrip-Mannschaft in ihrer kurzen Firmengeschichte noch nie. Nur zweimal in den fünf Sprint-Cup-Jahren stand ein MWR-Toyota überhaupt in der Victory Lane (David Reutimann, Charlotte 2009 und Chicagoland 2010). Aber eines steht ebenfalls fest: Die Ausgangsposition war noch nie so gut wie jetzt.