Evernham: Pause vom Rennsport - vorerst
Nach seinem Rückzug von GEM widmet sich Ray Evernham seinem Privatmuseum und der Familie, doch "das Thema NASCAR ist noch nicht abgehakt"
(Motorsport-Total.com) - Aus dem GEM-Team hat sich Ray Evernham weitgehend zurückgezogen und er genießt einen "Ruhestand" vorerst. Der frühere Crewchief und Teambesitzer widmet sich derzeit stolz seinen Erinnerungsstücken: Rennwagen aus dem 1940er- und 50er-Jahren, diversen Memorabilia an seine jahrzehntelange Laufbahn und natürlich unzähligen Trophäen. Aus dem Rennsport will er sich ganz zurückziehen - zumindest vorerst.

© NASCAR
Ray Evernham hat nach seinem Rückzug aus der NASCAR genug zu tun
So will er auch den kleinen Anteil an Richard Petty Motorsports (früher Gillett Evernham Motorsports), den er noch hält, verkaufen. Und auch als Berater in Sachen Sprint-Cup steht Evernham erst einmal nicht zur Verfügung. Jeden, der diesbezügliche Anfragen hätte, würde er "rausjagen", wurde Evernham von 'nascar.com' zitiert. "Wenn meine Freunde ein altes oder klassisches Auto haben, das restauriert werden muss, machen wir das gern. Aber wenn es kein Speedster ist und wenn du damit Rennen fährst, bring es woanders hin."#w1#
Nach 30 Jahren Vollgasleben möchte Evernham nun etwas kürzer treten und erst einmal durchatmen. Und das kann er am besten bei "Ray Evernham Enterprises". In Mooresville hat er eine Art Motorsportmuseum mit Raceshop aufgebaut, zu sehen sind seine gesammelten Schätze. "Wir machen das aus Spaß und ohne Stress", sagte er. "Es geht hier nicht ums Geschäft, sondern es geht darum, Erinnerungen zu teilen. Ich habe die 50er-Hot-Rod-Ära geliebt, deshalb fühle ich mich inspiriert, wenn ich hier bin. Ich höre Musik oder führe Freunde durch die Sammlung."
"Wenn man hier eine Stunde verbracht hat, ist man total entspannt", schwärmte Evernham über sein Privatmuseum. "Darauf bin ich stolz und es ist ein Ort, den ich genießen möchte. Sobald man sich einem Wettbewerb stellt, ist die Entspannung sofort weg. Deshalb wird es hier nie um Wettbewerb gehen."
Und genießen kann er in seinem Museum so einiges. Evernham ist ein Sammler, der nichts wegwerfen kann. So findet sich in der Sammlung auch ein Stück Papier mit einer Zeichnung für einen "Super Modern"-Rennwagen. Evernham hat ihn gezeichnet, als er noch in der Highschool war. "Die einzige Rennserie, in der ich mir damals leisten konnte zu fahren, waren die sogenannten "Modern Stocks" im Wall Stadium in New Jersey", erinnerte er sich. "Ich war in der Highschool und sollte mich eigentlich auf den Unterricht konzentrieren. Aber ich habe stattdessen die Pläne für den 'Super Modern' auf ein Stück Papier gekritzelt. Wir haben das Auto auch tatsächlich gebaut und zehn Rennen damit gewonnen."
Geschenke von Rick Hendrick
Zur Austtellung gehören auch drei Autos und zwei Motorräder, die ihm Teambesitzer Rick Hendrick zum Gewinn von verschiedenen Rennen und Meisterschaften geschenkt hatte. Darunter eine Viper GTS von 1996, die er bekam, nachdem er Jeff Gordon 1995 zum ersten Titel verholfen hat. Oder ein Acura NSX von 1991, den es für den ersten Brickyard-Sieg Gordons 1994 gab.
Leider ist das Evernham-Museum nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, er nutzt es nur privat. Doch Fans können dennoch an Evernhams Erinnerungen teilhaben. Jene Erinnerungsstücke, die er nicht ausstellt, will er bei eBay versteigern. Der Erlös geht an die Charity "Racing for a Reason", die Evernham 1997 gegründet hat, als sein Sohn Ray Jun. an Leukämie erkrankte.
Derzeit sortiert Evernham seine Erinnerungsstücke aus. Und ansonsten? "Auf meiner Liste stehen nun Dinge, die ich tun möchte und keine Dinge, die ich tun muss", sagte er. "Ich mache nun Dinge, bei denen ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob sie mir Gewinn bringen oder ob sich ein Geschäft daraus machen lässt. Ich sage einfach: 'Machen wir es und schauen wir, was passiert.'"
Das Rennfieber ist noch da
Zu seinen Projekten gehört ein Speed-Rekord-Versuch mit Doug Herbert und der East Lincoln Speedway, den er gekauft hat, um das Grass-Roots-Racing am Leben zu halten. Außerdem wird er NASCAR-Experte beim TV-Sender 'ESPN'. Und Evernham möchte mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen: "Das ist derzeit das Allerwichtigste. Ich muss meinen Sohn erst wieder richtig kennenlernen. Er ist jetzt 17 Jahre alt. Wir sind sehr gute Freunde und das bedeutet mir sehr viel."
Doch so ganz hat ihn das Rennfieber noch nicht losgelassen. Er hoffe, dass George Gillett und Richard Petty mit dem Team den von ihm eingeschlagenen Weg fortsetzen und einen Titel gewinnen. Er selbst sei zwar nicht mehr in das Teammanagement involviert, "aber wir haben eine Abmachung, dass ich sie weiter berate, wenn sie mich brauchen. Und wenn George und Richard das Gefühl haben, dass ihre beiden Teams durch die Vereinigung erfolgreicher sind, ist das okay für mich."
Gleichzeitig wies Evernham Gerüchte zurück, dass ihm sein Engagement in der NASCAR zu viel geworden sei. "Ich weiß, dass die Leute gesagt haben, ich sei ausgebrannt oder hätte die Schnauze von der NASCAR voll. Aber das stimmt nicht." Jetzt tritt er erst einmal kürzer, doch für wie lange, das weiß Evernham selbst noch nicht: "Ich werde so sicher eine Weile glücklich sein. Aber es gibt noch einiges für mich zu tun. Ich weiß nur noch nicht ganz sicher, was. Aber was ich weiß, ist dass das Thema NASCAR für mich noch nicht erledigt ist."

