• 01.02.2009 12:29

  • von Pete Fink

Earnhardt Jr.: Wie man ein Daytona 500 gewinnt

NASCAR-Superstar Dale Earnhardt ist einer der großen Daytona-Spezialisten; der 33-Jährige beantwortete die Frage, wie ein Daytona 500 gewonnen wird

(Motorsport-Total.com) - Das Daytona 500 ist nicht nur das prestigeträchtigste NASCAR-Rennen der Saison, es ist ein absoluter Motorsport-Klassiker. Doch das "Great American Race" hat auch seine ganz eigenen Gesetze: Restrictor-Plates halbieren die 850 PS starken V8-Motoren, und auf dem 2,5 Meilen langen Superspeedway in Florida kommt es gegen Rennende zu einer gigantischen Windschattenschlacht.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jr.

Beim Bud-Shootout 2008 feierte Earnhardt Jr. einen seiner Daytona-Siege

NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. ist einer der Restrictor-Plate-Spezialisten. Er gilt für viele Experten sogar als der beste Restrictor-Plate-Pilot im gesamten Sprint-Cup-Feld. Nun gab der 33-jährige aus dem Dream-Team von Rick Hendrick im Rahmen der NASCAR-Mediatour von Charlotte einen tiefen Einblick, wie man ein Daytona 500 gewinnen kann.#w1#

Frage: "Dale, du hast 2004 schon eine Daytona-Trophäe gewonnen. Wie siehst du das Daytona 500 und deine ganze Saison 2009?"
Dale Earnhardt Jr.: "Ich freue mich darauf. Ich freue mich darauf, im Drafting-Practice zum Bud-Shootout endlich wieder im Auto zu sitzen. Ich freue mich darauf, nach zwei oder drei Runden zu sehen, wie gut unser Material ist. Hoffentlich ist es richtig gut, und hoffentlich sind wir alle danach glücklich."

Frage: "Wird das durch die Testrestriktionen und der langen Winterpause nicht zu einer Sache, in der man als Fahrer den Schalter extrem schnell wieder umlegen muss?"
Earnhardt Jr.: "Sicher. Wir haben nicht mehr viele Möglichkeiten im Auto zu sitzen. Aber man benötigt nur ein paar Runden, um sich wieder an alles zu akklimatisieren. Es ist, als würde man ein paar alte Schuhe anziehen. Aber ich freue mich wirklich sehr darauf, den Schalter endlich wieder umzulegen."

Drei Favoriten für 2009

Carl Edwards Dale Earnhardt Jr.

Carl Edwards (li.) ist für Dale Earnhardt Jr. einer von drei Titelfavoriten Zoom

Frage: "Wie siehst du die Testrestriktionen? Glaubst du, dass dein Teamkollege Jimmie Johnson wieder der Fahrer ist, den es zu schlagen gilt?"
Earnhardt Jr.: "Kyle Busch und Carl Edwards sind auch sehr stark einzuschätzen. Carl hat speziell gegen Saisonende einen tollen Job gemacht. Diese drei Jungs kann man getrost als die Favoriten für die kommende Saison ausmachen."

"Was für uns ein Vorteil sein könnte, ist das Testverbot. Denn wir haben eine Menge Ressourcen, Simulationsprogramme und hervorragende Ingenieure. Das haben viele Teams nicht und daher glaube ich, dass die aktuelle Testpolitik uns entgegen kommt."

Frage: "Welchen Einfluss wird die aktuelle Krise auf die neue Saison haben?"
Earnhardt: "Die Saison ist lang und jeder weiß, dass sich die Wirtschaft in einer wirklich schlechten Verfassung befindet. Es wird einen Einfluss auf alles haben. Wie schlimm es wird, weiß ich natürlich nicht, aber hoffentlich wird es nicht zu arg werden."

"Vor Ende 2009 scheint keine Besserung in Sicht zu sein, daher müssen wir alle den Sturm so gut es geht hinter uns bringen. Jeder von uns muss Einschnitte tätigen aber gleichzeitig auch versuchen, seine Organisation dabei so wenig wie möglich negativ zu beeinflussen."

Das Daytona 500 und das CoT

Budweiser Shootout Daytona

Die engen Windschattenschlachten von Daytona haben eigene Regeln Zoom

Frage: "Wie ist das eigentlich mit dem neuen Auto? Funktionieren da die alten Strategien genauso wie mit dem Vorgängermodell? Oder verhält sich das CoT im Windschatten anders?"
Earnhardt: "Dieses Auto ist im Pulk etwas schwerer zu fahren, wenn man durch das Feld nach vorne kommen will. Das Auto stößt ein größeres Loch in die Luft. Wenn nun zwei, drei oder auch vier Autos nebeneinander fahren, dann sind die mittleren Spuren keine Option mehr. Das war früher anders."

"Denn nun gibt es dort keine Luft mehr und du verlierst Abtrieb, vorne oder hinten. Der Grip ist das Hauptproblem, denn das Auto hat generell viel weniger Abtrieb, speziell eine ganz schlechte Downforce im Pulk oder direkt hinter einem Konkurrenten."

"Im Daytona 500 gibt es aber eine gute Sache: Das Rennen startet bei Tageslicht und endet in der Nacht. Wenn die Sonne untergeht, dann gehen auch die Temperaturen runter und die Strecke bekommt etwas mehr Grip. Daher wird das Rennen am Ende auch viel besser sein, als was man den ganzen Tag über zu sehen bekommen hat."

Frage: "Was ist notwendig, um mit diesem Auto in diesem Jahr das Daytona 500 zu gewinnen?"
Earnhardt: "Ich weiß es nicht genau. Man muss sauschnell sein, soviel ist sicher. Vergangenes Jahr, als Kyle Busch und Denny Hamlin vorne wegfuhren, kamen wir nicht hinterher. Dann braucht man ein gutes Handling. In den letzten beiden Daytona 500 habe ich gegen Rennende auch keine besonders cleveren Entscheidungen getroffen. Entweder habe ich die falsche Reihe gewählt oder einen Unfall gebaut."

Die richtigen Entscheidungen

Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. gewann 2008 in Daytona auch sein Gatorade-Duel Zoom

"Aber am Ende im Daytona 500 muss man die richtigen Entscheidungen treffen. Wie gesagt, es ist dunkel und es hat mehr Grip. Zwei schnelle Spuren sind die Regel und wenn du nicht an der Spitze von einer dieser zwei Linien fährst, dann bleibst du wo du bist. Also ist alles danach ausgerichtet, sich immer in der Nähe der Spitze aufzuhalten."

"Das musst du immer im Hinterkopf haben. Jeder einzelne Positionskampf ist ein potenzieller Kampf um den Sieg. Wenn du auch nur eine einzige Minute daran denkst, einen Konkurrenten vorbei zu lassen, dann kann dich das auch früh im Rennen den Sieg kosten. Speziell weil es so viel schwieriger ist zu überholen, und auch wenn es am Ende kühler wird und mehr Grip kommt."

Frage: "Wie siehst du die neuen Regeln zum Budweiser Shootout?"
Earnhardt: "Ich wünschte, du hättest mich das nicht gefragt, denn eigentlich will ich darüber nicht reden. Ich mag sie nicht. Wir hatten ein Rennen speziell für die Jungs, die sich eine Pole ergattert haben. Das wird nun völlig vergessen werden."

"Ich habe NASCAR nicht nach ihren Beweggründen für die Änderung gefragt, also kann ich eigentlich nicht viel dazu sagen, denn sie hatten keine Chance, ihre Entscheidung zu rechtfertigen. Sie werden wohl ihre Gründe gehabt haben und vielleicht ist das neue Format auch besser für die Hersteller. Aber die eigentliche Idee hinter diesem Rennen ist nun vorbei."

"Das tut weh, denn ich mag die Historie dieses Sports. Ich weiß auch nicht. Die Dinge ändern sich nun einmal und vielleicht ist an diesem neuen Format nichts Schlechtes. Vielleicht hasse ich Änderungen generell, aber diese mag ich nicht. Ich mag das alte Format."

Frage: "Wie beurteilst du rückblickend deine erste Saison bei Hendrick?"
Earnhardt: "Das erste halbe Jahr war ich richtig zufrieden. Wir lagen in der Gesamtwertung auf Platz zwei und waren sogar teamintern in den ersten Monaten das beste Team. Saisonhälfte zwei war für uns alle dann eine einzige Enttäuschung, speziell der Chase. Wir alle haben es einfach nicht mehr auf die Reihe bekommen. Das war das wirklich frustrierende Element für mich. Wir haben nicht mehr die Leistungen zeigen können wie noch zu Saisonbeginn."