• 25.01.2009 11:03

  • von Pete Fink

Die US-Krise: Chance für die Kleinen?

Nemco Motorsports, Phoenix Racing, Blackjack Racing, TRG Motorsports, MRSP Motorsports: In schweren Zeiten machen die Kleinen auf sich aufmerksam

(Motorsport-Total.com) - So seltsam es klingen mag: Die aktuelle US-Finanzkrise ist gleichzeitig auch eine Chance für viele kleine NASCAR-Teams, die sich nun mit dem Gedanken tragen, ein Fahrzeug für das Daytona 500 (und darüber hinaus) an den Start zu bringen. Ein eigentlich klassisches NASCAR-Phänomen, das in den Jahren 2007 und 2008 schon beinahe ausgerottet schien.

Titel-Bild zur News: Miccosukee-Chevrolet Phoenix Racing

Der Miccosukee-Chevrolet von Phoenix Racing wird 2009 im Sprint-Cup antreten

Zu stark und auch zu zahlreich traten vor allem 2007 die großen Teams an, die die 43 Sprint-Cup-Startplätze unter sich aufteilten. Die kleinen Einzelkämpfer hingegen mussten nur allzu oft bereits am Freitag nach der Qualifikation die Heimreise antreten. Doch die Finanzkrise ändert auch die aktuellen Rahmenbedingungen im Sprint-Cup.#w1#

Der Grund ist einfach: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verspüren die Sponsoren immer weniger Lust, Beträge bis zu 25 oder 30 Millionen US-Dollar auf den Tisch zu legen, um ihre Konzernaufkleber eine Saison lang auf einem Sprint-Cup-Boliden zu sehen. Gleichzeitig hat die NASCAR jedoch nichts an ihrer Marketing-Attraktivität verloren.

So konzentriert sich das Geschehen aus Sicht vieler Sponsoren nun offenbar vermehrt auf relativ billige, aber trotzdem lukrative Einzeleinsätze. Diese sind angesichts der immer geringer werdenden Teilnehmerzahlen auch wieder erfolgversprechend, da es in diesem Jahr nicht an jedem Sprint-Cup-Wochenende gesagt ist, dass überhaupt 43 Fahrzeuge gemeldet werden.

Nemechek und Phoenix mit Hendrick-Power

Joe Nemechek

NASCAR-Veteran Joe Nemechek fährt 2009 für sein eigenes Nemco-Team Zoom

Die etwas despektierliche klingende Fachbezeichnung lautet "Field-Filler", die 2009 jedoch klangvolle Namen arbeitsloser Veteranen birgt - teilweise in starken Kundenautos. Joe Nemechek ist so ein Beispiel. Nemco Motorsports lautet der Name seiner Firma, unter deren Banner der 45-Jährige einen Kundenchevrolet von Hendrick Motorsports mit der Startnummer 87 bringen will.

"Wir sind sehr zuversichtlich, Sponsoren für 12 Cup-Rennen zu bekommen", gab Nemechek bekannt. Darunter befindet sich natürlich das Daytona 500, aber man verfolgt ehrgeizige Pläne: "Wir arbeiten daran, auch für die restlichen 24 Sprint-Cup-Events ein Sponsorenpaket zusammenzustellen."

Gleiches gilt für Phoenix Racing, die 2009 zehn Cup-Rennen mit Hendrick-Youngster Brad Keselowski bestreiten wollen. Sponsor und Partner dabei sind erneut die Indianer des Miccosukee Resorts. Aus dem Kundenchevrolet mit der Startnummer 09 soll im Saisonverlauf bisweilen auch ein Dodge werden, denn Phoenix kaufte die Restbestände aus dem Ganassi-Shop auf.

Das frisch Fusionierte Team von Earnhardt Ganassi Racing tritt 2009 bekanntlich mit Chevrolet-Power an. Die nicht mehr benötigten Dodge-Triebwerke sollen bei Phoenix Racing von den NASCAR-Veteranen Sterling Marlin, Mike Bliss und Ken Schrader gefahren werden.

Die große Publicity des Daytona 500

"Wenn wir es ins Rennen schaffen sollten, dann werden wir daraus mehr Publicity ziehen, als ich in eineinhalb Jahren in der Nationwide-Serie bekam." Kelly Bires

Etwas abenteuerlicher mutet der Daytona-Versuch von Kelly Bires und Blackjack Racing an: Youngster Bires stammt eigentlich aus der Ford-Nachwuchsschmiede von Jack Roush, während das Blackjack-Team bisher vor allem in der ARCA-Serie aktiv wurde. Zum Daytona 500 soll nun ein ehemaliger Ganassi-Dodge mit der Startnummer 51 gebracht werden.

Interessant ist Bires' Begründung für diese Hauruck-Aktion: "Wir können in Daytona völlig untergehen oder aber ein paar Leute überraschen. Eines ist jedoch klar: Wenn wir es ins Rennen schaffen sollten, dann werden wir daraus mehr Publicity ziehen, als ich in eineinhalb Jahren in der Nationwide-Serie bekam."

TRG Motorsports plant ein ähnliches Vorhaben mit Mike Wallace am Steuer und den starken Chevrolet-Motoren aus dem Hause Childress-Earnhardt. The Racers Group will beim Daytona 500 den 49-jährigen Wallace mit der Startnummer 71 ins Rennen schicken.

MRSP Motorsports geht die Sache etwas anders an: Teamchef Phil Parsons will Ex-Champion Terry Labonte für das Daytona 500 engagieren. Labonte wäre in Sachen Qualifikation nach Tony Stewart der zweite Berechtigte, der ein Past-Championship-Provisional bekäme. Das würde dem MRSP-Toyota im Falle einer Stewart-Qualifikation aus eigener Kraft einen Startplatz im Daytona 500 sichern.