• 02.01.2008 13:01

  • von David Pergler

Nach wie vor Misstrauen gegenüber dem CoT

Nach wie vor stehen viele Teams und Fahrer aus den verschiedensten Gründen dem CoT kritisch gegenüber, dessen Vollzeiteinsatz bevorsteht

(Motorsport-Total.com) - Seit 2001 ist das Car of Tomorrow (CoT) konzipiert, entwickelt, getestet und geschliffen worden. Sieben Jahre später ist es endgültig soweit - die Anlaufphase ist abgeschlossen und in der neuen Saison 2008 soll das CoT dauerhaft zum Einsatz kommen. Damit ist dessen Name eigentlich überflüssig geworden und sollte allmählich Car of Today heißen. Doch so richtiges Vertrauen in das neue Vehikel kann kaum jemand in der NASCAR-Szene fassen.

Titel-Bild zur News: Ryan Newman

Ryan Newman empfindet es als seltsam, dass das CoT etwas langsamer ist

Zu den Zweiflern gehört auch Ryan Newman. Der "Rocket Man" kann dem Fahrgefühl wenig abgewinnen und findet das CoT schlicht und ergreifend zu langsam. Obwohl der Geschwindigkeitsunterschied seiner Einschätzung nach nur etwa eine halbe Sekunde beträgt, wiederspricht das seiner Denkweise als Rennfahrer, die da lautet: Rennen fahren, testen, bessere Zeiten erzielen, neues Auto entwerfen, testen, noch bessere Zeiten erzielen. Das CoT bringt den Mann aus Indiana aus dem Konzept.#w1#

Das CoT ist zu langsam

"Die größte Enttäuschung an dem neuen Auto ist die Tatsache, dass es eine halbe Sekunde langsamer ist." Ryan Newman

"Ich denke, die größte Enttäuschung an dem neuen Auto ist dessen reine Performance, die Tatsache, dass es eine halbe Sekunde langsamer ist", erklärt Newman. "Wenn wir zum Testen ausrücken, erwarten wir jedes mal schneller zu sein, ob das jetzt Kentucky oder Nashville oder Nashville oder eine andere Rennestrecke ist, die wir besuchen."

"Nehmen wir zum Beispiel Atlanta, den letzten Test. Es ist nett, zurückzukehren und schneller zu sein. Man hat ein brandneues Auto oder ein brandneu entworfenes Auto, bringt es auf die Piste und dann ist es eine halbe Sekunde langsamer", schildert der "Rocket Man" die merkwürdigen Gefühle, welche sich in ihm beim Testen einstellten.

Dadurch fällt auch eine objektive Beurteilung schwer: "Es ist schwierig zu sagen 'Hey Mann, dieses Ding fährt sich wirklich gut' oder 'Mann, dieses Ding fühlt sich wesentlich besser an'. Das CoT, welches kommende Saison permanent im Einsatz sein wird, wird unsere Basis sein. Wir müssen alle diese Gedanken und Gefühle hinter uns lassen." Was Formel-1-Piloten Jahr für Jahr durch Restriktionen der FIA immer wieder erleben, ist für die NASCAR-Fahrer etwas völlig neues.

Nach wie vor zu geringer Erfahrungsschatz

Noch immer tappen die Ingenieure in vielerlei Hinsicht im Dunkeln. Zwar war das CoT in der vergangenen Saison bereits 16 mal im Einsatz, darunter beide Straßenkurse, ein Superspeedway-Rennen und kleine Ovale. Auf großen Ovalen wie Daytona fehlen den Teams noch zu viele Daten, deswegen wird bei den anstehenden Tests in Florida wohl die Hölle los sein.

Es wird in der neuen Saison keinen lästigen Wechsel zwischen dem alten und neuen Auto mehr geben. Vergangenes Jahr mussten die Teams auf diese Weise einen finanziellen und zeitlichen Spagat vollbringen, zumindest diese Last fällt nun weg. Fahrer wie Jeff Burton haben zu den nach wie vor vorhandenen Wissenslücken der Teams bezüglich des CoT eine eigene Meinung.

"Es gibt Vieles, was wir noch nicht wissen. Manchmal ist es tödlicher, wenn man ein klein wenig Informationen erhält, als gar keine Informationen zu haben. Jedes Team steckt in einer anderen Situation. Wenn man sich ansieht, wo Hendrick steht, dürften die recht zufrieden mit sich selbst sein. Das selbe kann man von Gibbs sagen", erklärt der 40-Jährige.

Doch die kleineren Rennställe haben noch nicht alle erforderlichen Daten beisammen: "Einige andere Teams plagen sich herum. Wieder muss man betonen: Wenige Informationen sind manchmal schlimmer, als gar keine. Wir befinden uns nach wie vor in dem Prozess, genug Informationen zu sammeln, um zu verstehen, was wir da in der Hand haben."

Dabei empfand Burton das CoT bei dessen Debüt noch als angenehm, weil es das Befahren mehrerer Fahrspuren ermöglichte. Am 25. März 2007 ist das CoT beim Food City 500 auf dem Bristol Motor Speedway erstmals zum Einsatz gekommen. Im Winter zuvor herrschte bei den Teams ebenfalls schon Ratlosigkeit. Todd Berrier, der Crew-Chief des amtierenden Daytona-500-Siegers Kevin Harvick, erklärt, dass sich daran zumindest diesen Winter nichts geändert hat und dass er erst in einem Jahr mit Entspannung rechnet, wenn alle Teams schlauer geworden sind.

"Ich denke, der Winter 2008 wird der erste Augenblick sein, wo jedermann Atem holt und realisiert 'Alles klar, vielleicht haben wir einen Plan und wissen, was das kommende Jahr mit sich bringt. Momentan weiß jedes Team über das kommende Jahr so wenig, wie vergangenes Jahr, weil es exakt die ähnlichen Umstände sind", erklärt Berrier.

Goodyear ist gefordert

Bobby Labonte

Veränderte Gewichtsverteilung erfordert andere Reifen von Goodyear Zoom

Das Unbekannte und die große technische Komponente des CoT behagt den Piloten noch nicht so recht, weswegen es nach wie vor viele Vorbehalte gegen den Wagen gibt. Besonders in Daytona wird es spannend werden, wenn alle Teams mit nur wenigen Informationen über das Verhalten auf Highspeed-Strecken anreisen werden.

Denny Hamlin ist aber zuversichtlich, was die Handhabung des CoT auf Superspeedways betrifft. Auf kurzen Ovalen hat er mit der Überholtauglichkeit des neuen Wagens noch keine besonders guten Erfahrungen gemacht: "Ich denke, auf den größeren Strecken ist jedermann mit dem Auto glücklicher, als auf den kurzen. Dort spielt die Aerodynamik eine größere Rolle."

"Wenn man auf einer kleinen Strecke fährt, sind die Gegner schwieriger zu überholen. Wir sind nach Dover gegangen und dort war es wesentlich besser. Ich denke, jeder freut sich auf eine größere Strecke, weil man dort auf der Piste mehr Bewegungsfreiheit hat und man nicht zwingend hinter einem Kerl herfahren muss", so Hamlin.

Ray Evernham ist der Meinung, dass sich auch Reifenhersteller Goodyear mehr ins Zeug legen muss und mehr spezielle Reifen für das neue Vehikel entwickeln sollte aufgrund dessen anderer Gewichtsverteilung. Dies könnte das Handling das Fahrzeugs verbessern und das Überholen vereinfachen, eine Sache, aufgrund derer das CoT oft kritisiert wurde.

"Es ist in aerodynamischer Hinsicht anders. Es hat kein Gewicht auf der linken Seite. Man braucht nur etwas, um sich daran anzupassen. Ich sage es immer wieder, dass Goodyear weiterhin einen speziellen Reifen für das CoT entwerfen muss, weil der Reifen, den wir an dem alten Auto verwendet haben, nicht zum CoT passt, besonders auf der linken Seite", so der Teamboss von Evernham Racing.

"Das ist meine Meinung, die Goodyear-Jungs mögen vielleicht sagen 'Ich habe es satt', aber das CoT braucht einen speziellen Reifen vorne links, weil sich dort kaum Gewicht befindet", erklärt Evernham. Es liegt also auch an Goodyear, die passenden Reifen zu liefern, um das Fahrverhalten zu verbessern und damit spannendere Rennen zu ermöglichen.

Hoffnung auf eine gute Zukunft

Burton fasst seine Gedanken zum CoT wie folgt zusammen und dürfte dabei wohl vielen Fahrern und Crew-Chiefs aus der Seele sprechen: "Das alte Auto steht für die Art von Racing, was diesen Sport lange Zeit ausgezeichnet hat. Das ändert sich nun. Wir sind in einer Welt, die sich verändert. Ich hoffe, dass es besser wird. Ich hoffe, dass die Leute in der Zukunft zurückblicken und sagen werden, dass das CoT ein Erfolg war. Ich denke, es hat das Potenzial dazu. Aber es muss dem Sport gerecht werden."

"Ich denke, dass das Car of Tomorrow Potenzial hat." Jeff Burton

"Das alte Auto als Plattform, dieser Gedanke, Rennwagen zu bauen und den Sport zu kontrollieren, war sehr erfolgreich", fährt Burton fort. "Das CoT ist ein völlig neuer Ansatz. Man muss herausfinden, ob dieser Ansatz richtig oder falsch ist. Ich denke, dass es Potenzial hat. Aber wie in den meisten Fällen wissen wir nicht wirklich was darüber. Erst, wenn wir es im Verlauf der Geschichte betrachten, sind wir schlauer. Ich hoffe, dass es besser ist."

So richtig ins Herz geschlossen hat das CoT noch kaum jemand. Kritisiert wurden langweilige Rennen mit wenigen Überholmanövern. Vielleicht ändert sich das, wenn Teams und Fahrer besser über das neue Fahrzeug bescheid wissen und es ihnen leichter fällt, an die Grenzen des CoT zu gehen. Zumindest in Sachen Sicherheit ist der Wagen ein Schritt nach vorne, das Auto ist durch kleine Rempler nicht mehr so leicht aus der Spur zu bringen und damit weniger dreheranfällig. Auf diese Weise dürften viele künftige "Big-Ones" vermieden werden. Die Frage ist, ob das die US-amerikanischen Fans so wollen.

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