• 21.04.2011 11:10

  • von Pete Fink

Danica Patrick: IndyCars oder NASCAR?

Gute NASCAR-Resultate und gute IndyCar-Resultate: Am Saisonende muss sich Danica Patrick entscheiden, doch wohin wird ihr Weg führen?

(Motorsport-Total.com) - Bliebt sie oder geht sie? Das ist aus Sicht der IndyCars die wohl wichtigste Frage im Transferkarussell 2011. Gemeint ist natürlich US-Superstar Danica Patrick, die sich zum Saisonende zwischen den IndyCars und einem ernsthaften Anlauf in der NASCAR entscheiden muss. Bisher fährt die 29-Jährige nur ein Teilzeitprogramm in der Nationwide-Serie, ab 2012 würde dann natürlich der Sprint-Cup auf dem Programm stehen.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Die US-Personalie 2011: Was macht Danica Patrick? NASCAR oder IndyCar?

Entschieden ist noch gar nichts. "Sie steht unter einer Menge Druck, denn sie muss irgendwann zwischen den beiden Serien wählen", weiß etwa Roger Penske, der bekanntlich sowohl in der NASCAR als auch bei den IndyCars ein erfolgreiches Team unterhält und daher beide bestens kennt. "Ich bin mir sicher, dass sie sich für das entscheiden wird, was das Beste für sie ist."

Nur was ist es? Laut Patrick selbst will sie in erster Linie Material, mit dem sie Rennen gewinnen kann. Dies hat Andretti Autosport in Long Beach bewiesen, als ihr IndyCar-Teamkollege Mike Conway siegte. Doch auch Patrick macht auf den so ungeliebten Nicht-Ovalen Fortschritte: Gegenüber dem Qualifying konnte sie sich in allen drei IndyCar-Rennen 2011 jeweils weit nach vorne arbeiten.

In Long Beach gelang ihr mit Platz sieben sogar ein Top-10-Resultat als bester US-amerikanischer Pilot. Gleiches gilt auch für die Gesamtwertung, denn sie hat auf Position zwölf liegend in der inoffiziellen USA-Wertung ebenfalls die Nase vorne. Dies ist umso bemerkenswerter, weil die IndyCar-Ovale der Saison 2011 erst noch kommen. "Kein Zweifel, es war ein guter Start in das neue Jahr", zog Patrick nach Long Beach ein positives erstes Zwischenfazit.

Lob vom NASCAR-Fahrlehrer

Danica Patrick

Danica Patrick ist in den USA der unangefochtene Medienstar Zoom

Ihr Auftakt erinnert also ein wenig an die Saison 2009, als sie am Ende hinter Penske und Ganassi als Gesamtfünfte "Best-of-the-Rest" wurde. Doch auch in der NASCAR sind ihre Fortschritte unübersehbar. "In unseren vier gemeinsamen Rennen hat sie sich auf der Strecke erheblich verbessert", berichtet etwa ihr Fahrercoach Johnny Benson. Der ehemalige Truck-Champion hatte im Vorjahr Daytona-500-Sieger Trevor Bayne betreut.

"Was mich am meisten beeindruckt hat, ist ihre Konstanz", weiß Benson. "Wenn sie ihre Linie gefunden hat, dann ist sie in der Lage, ihre Markierungen in jeder einzelnen Runde zu treffen. Das können nicht alle und es ist vor allem dann hilfreich, wenn du Änderungen am Auto vornehmen willst. So kannst du genau erkennen, wie sich die Veränderungen ausgewirkt haben."

Patricks Schwächen erkennt der NASCAR-Haudegen - übrigens genau wie im IndyCar-Qualifying - vor allem auf einer schnelle Runde. "Es geht um die erste Runde direkt nach der Ausfahrt aus der Box. Wann immer du hinausgeschickt wirst, solltest du sofort im Bereich von zwei Zehntelsekunden deiner Bestzeit sein. Da ist sie noch nicht."

Patrick-Coach Benson glaubt, dass dies am noch nicht verankerten NASCAR-Selbstvertrauen Patricks liegt. "In einem IndyCar kann sie so etwas wahrscheinlich. Und wenn sie mehr Zeit in der NASCAR verbringt, dann wird sie dies auch ganz schnell lernen. Ich glaube, es liegt einfach noch daran, dass sie auf unseren Strecken noch recht vorsichtig zu Werke geht."

38 Ovalrennen im Jahr?

Danica Patrick

Viele US-Experten sehen Danica Patrick ab 2012 im Sprint-Cup Zoom

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass der US-Superstar in der Saison 2011 sein bisher bestes Resultat in der Nationwide-Serie holte, als Patrick in Las Vegas Vierte wurde. Dieses Rennen war wohl der Durchbruch nach ihren bislang eher dezenten Vorstellungen. Demgegenüber steht IndyCar-Rang sieben in Long Beach. Nach dem Brasilien-Abstecher Anfang Mai geht es ins Indy 500, es folgen mit Texas, Milwaukee und Iowa drei weitere IndyCar-Ovale.

Trotz aller Verbesserungen weiß Patrick, dass genau dort ihre Stärken liegen. Und sollte sie sich für den Sprint-Cup-Wechsel entscheiden, dann wird sie in Zukunft 38 Wochenenden eines Jahres auf einem US-Speedway zubringen. Sie selbst betont bisher, dass sie sich noch nicht entschieden habe, in welcher Serie ihre Motorsportkarriere fortgesetzt wird.

Neben dem kompletten IndyCar-Kalender fährt Patrick im Juni (Chicagoland), Juli (Daytona) und August (Montreal) drei Nationwide-Sommerrennen. Dazu Richmond (September), Kansas (Oktober) und das NASCAR-Finale in Texas, Phoenix und Homestead jeweils im November. Irgendwann im Spätsommer soll ihre Entscheidung verlautbart werden.

In den USA geht man selbst in hartgesottenen IndyCar-Kreisen davon aus, dass sich Patrick den so lukrativen Honigtöpfen der NASCAR nicht mehr länger verweigern kann. Sollte dem so kommen, dann ist eines klar: Der Motorsportgigant NASCAR gewänne einen absoluten Superstar, den die aufstrebenden IndyCars so dringend benötigen würden.