• 17.03.2010 11:57

  • von Pete Fink

"Bad Brad" Keselowski: Lektion nicht gelernt?

Das Food City 500 von Bristol wird ein interessantes Rennen, wenn "Bösewicht" Brad Keselowski das umsetzt, was er ankündigte: Keinerlei Verhaltensänderungen

(Motorsport-Total.com) - Nach wie vor polarisiert der Atlanta-Zwischenfall, als Carl Edwards seinen Kontrahenten Brad Keselowski absichtlich über den Haufen fuhr, die NASCAR-Gemeinde. Ist es richtig, das Roush-Pilot Edwards für seinen Abschuss quasi ohne Strafe davon kam? Hatte der aggressive Emporkömmling Keselowski den Abschuss verdient, oder ging Veteran Edwards ganz einfach zu weit?

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Der schwarze Penske-Dodge von Brad Keselowski steht in Bristol im Blickpunkt

Die ganze Geschichte kam nicht von ungefähr, denn die Reihe der prominenten NASCAR-Piloten, die in den vergangenen beiden Nationwide-Jahren mit Keselowski aneinander gerieten, ist lang: Kyle Busch, Clint Bowyer und vor allem Denny Hamlin machten - neben Edwards - Bekanntschaft mit der kompromisslosen Fahrweise des 26-Jährigen aus dem US-Bundestaat Michigan.#w1#

Keselowski stammt aus einer Rennfahrerfamilie und musste sich seinen Weg in den Sprint-Cup hart erkämpfen. Erst mit dem Nationwide-Engagement zu Saisonbeginn 2008 bei JR Motorsports, dem Team von Dale Earnhardt Jr., öffneten sich einige Türen. Vielen zerstörten JR-Chevys standen auch sechs Nationwide-Erfolge gegenüber. Rick Hendrick und Roger Penske bemühten sich beide um eine Sprint-Cup-Unterschrift des aggressiven Youngsters.

Einige NASCAR-Insider sehen Keselowski ganz in der Tradition alter Haudegen wie etwa Dale Earnhardt Sr., David Pearson, Richard Petty oder Bobby Allison. "All diese Jungs sind zwischen Start- und Zielflagge extrem hart an die Sache herangegangen und genau das tut nun Brad", erklärte etwa der populäre NASCAR-Analyst und ehemalige Top-Crewchief Larry McReynolds.

Keselowski und die einsame Insel

Brad Keselowski

In Atlanta kam Brad Keselowski nach dem Edwards-Abschuss nicht ins Ziel Zoom

"Wenn sich die anderen Piloten nun darüber beschweren, dass Brad zu hart an die Sache heran geht, dann kann ich nur darüber lachen. Genau das ist doch sein Job." Es sei denn, die NASCAR-Zeiten hätten sich ein wenig geändert, was wiederum der dreifache NASCAR-Champion Darrell Waltrip vermutet, von dem übrigens der Spitzname "Bad Brad" stammt.

"Wenn er sagt, dass es ihm egal ist, was seine Kollegen über ihn denken, dann wird er lernen müssen, dass ihn das auf eine einsame Insel schickt", weiß Waltrip. "Alleine kannst du in diesem Sport nicht überleben. Die Leute werden von dir und deiner Einstellung die Nase voll haben, und dich Woche für Woche umdrehen."

Ein nahezu perfekter Ort für ein solches Unterfangen ist der Bristol Motor Speedway, auf dessen nur 800 Meter langen Short-Track-Kampfbahn in der Vergangenheit schon diverse Privat-Scharmützel ausgefochten wurden. Insofern lautet eine Frage vor dem Food City 500, wie oft Keselowskis Penske-Dodge wohl entgegen der Fahrtrichtung stehen wird?

Nur nichts ändern

Brad Keselowski

Brad Keselowski bleibt stur: Keine Fehler gemacht, keine Änderungen im Verhalten Zoom

Denn er denkt überhaupt nicht daran, sein Verhalten zu ändern. "Ohne Aggressivität und eine gewisse Portion Arroganz wirst du kein Cup-Cockpit bekommen", versichert Keselowski. "Bist du deswegen ein Trottel? Für einige Leute ja, für andere nicht. Es ist eine Frage der Sichtweise. Aber zur Zeit schaffen es nicht sehr viele Piloten in den Cup. Insofern funktioniert es ja, was ich mache. Genau das hat mich soweit gebracht."

"Und die wohl beste Art und Weise der Revanche ist es, mich von den ganzen Vorfällen nicht beeinflussen, nicht verändern zu lassen. Das ist das Signal an Edwards und alle anderen. Das wird bei mir nicht funktionieren." Ist genau diese Einstellung die von Darrell Waltrip beschriebene einsame Insel mit dem Namen "Keselowski gegen den Rest der Welt"?

Ganz offensichtlich. Keselowski:"Ich kann mich glücklich schätzen, dass die Autos heute so sicher sind. Ich stehe hier und sage, dass ich am nächsten Wochenende genauso hart zur Sache gehen werde. Ich möchte beweisen, dass ich nichts falsch gemacht habe und auch heute noch genau dieser Meinung bin." Offenbar wird das Food City 500 ein hochinteressantes Bristol-Rennen.