Am Tag nach dem Wheldon-Tod: NASCAR testet
Nur einen Tag nach Las Vegas mussten elf NASCAR-Piloten den neuen Einspritzermotor in Charlotte testen - Jeff Burton über die Kunst des Verdrängens
(Motorsport-Total.com) - Nur einen Tag nach dem schrecklichen Unfalltod von Dan Wheldon in Las Vegas, der die gesamte Motorsportwelt schockte, mussten sich elf NASCAR-Piloten bereits wieder auf die Strecke begeben. Ort der Testfahrten war der Charlotte Motor Speedway, wie Las Vegas ein superschnelles 1,5 Meilenoval mit einer Kurvenüberhöhung von 24 Grad.

© NASCAR
Kein leichter Job: Jeff Burton musste am Montag in Charlotte testen
Auch für hartgesottene Profis keine leichte Aufgabe. "So blöd das auch klingen mag, aber das ist die beste Medizin, um so einen Schock zu verarbeiten", beschrieb Jeff Burton seine Gefühlslage. Der 44-jährige Routinier saß in einem Chevrolet Impala von Richard Childress Racing. Hintergrund der Testfahrten war das neue Einspritzersystem EFI, das zu Saisonbeginn 2012 seine Rennpremiere feiern wird.
"Rennfahrer haben diese 'Mir-kann-das-nicht-passieren'-Mentalität", versicherte Burton. "Es ist schon interessant, wie wir Rennfahrer das verdrängen können, auch wenn es so nahe an solch schrecklichen Ereignissen sehr schwer ist. Aber sobald du im Auto sitzt, lässt du vieles hinter dir. Ich vermute, wenn das eines Tages nicht mehr funktioniert, dann ist es an der Zeit aufzuhören."
Noch mehr als die Piloten sind, nach Meinung Burtons, die Angehörigen betroffen. "Alle haben den Unfall gesehen. Meine Kinder, meine Frau, meine Eltern, meine Brüder. Das ist für alle sehr schwierig. Es führt dazu, dass du über Dinge nachdenkst, über die du gar nicht nachdenken willst. Aber wir sind Rennfahrer. Es ist unser Job, Rennen zu fahren."
Neben Childress waren Hendrick Motorsports, Stewart/Haas-Racing, Earnhardt/Ganassi-Racing, Michael Waltrip Racing, Joe Gibbs Racing und Roush/Fenway Racing in Charlotte. Neuzugang Kasey Kahne saß dabei zum ersten Mal in einem Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer fünf, den er ab 2012 fahren wird.
Unter anderem war geplant, dass ein Roush-Ford eine komplette Renndistanz von 600 Meilen absolvieren sollte. Das ist die längste Renndistanz, die in einer NASCAR-Saison von einem Triebwerk abverlangt wird und wird nur einmal, beim Coca-Cola 600 von Charlotte aufgerufen. Dieser Stresstest für das neue EFI sollte die dafür nötigen Daten liefern.

