Gresini

Italien

Porträt

(Stand: Ende 2023) Das Gresini-Team ist in Faenza nahe Bologna beheimatet. Teamchef Fausto Gresini war in seiner aktiven Zeit ein Spitzenfahrer in der 125er-WM und gewann in dieser Klasse 1985 und 1987 auf Garelli den WM-Titel. Seit dem Jahr 1997 war Gresini als Teamchef tätig. Damals war der Brasilianer Alex Barros sein Fahrer in der 500er-Klasse. 2001 holte Daijiro Kato den 250er-WM-Titel für das Gresini-Team auf der Werks-Honda 250 NSR.

Im ersten Jahr in der MotoGP (2002) eroberte Kato, der damals als Jahrhunderttalent galt, auf Anhieb den Titel als bester Rookie. Einen dunklen Moment erlebte das Team 2003, als der Japaner beim Saisonauftakt in Suzuka tödlich verunglückte. Eben dieses Jahr war für das damalige Movistar-Honda-Team auch das bisher erfolgreichste Jahr in der MotoGP.

Grund dafür war Sete Gibernau. Der Spanier trat nach dem tragischen Unglück aus dem Schatten Katos und sicherte dem Kundenteam vier Siege, den Vizeweltmeistertitel und war der einzige Pilot, der Valentino Rossi regelmäßig Paroli bieten konnte. Das gleiche Kunststück mit ebenfalls vier Triumphen gelang Gibernau ein Jahr später noch einmal.

Die Jahre 2006 und 2007 waren für Gresini-Honda insofern erfolgreich, als dass die Mannschaft jeweils das beste Kundenteam in der Teamwertung hinter den Werksmannschaften von Honda und Yamaha wurde. Doch der Status als "Best of the Rest" ging 2008 an das Tech-3-Team verloren und konnte auch 2009 mit den Fahrern Toni Elias und Alex de Angelis nicht zurückerobert werden.

Nicht zuletzt aus diesem Grund entschied sich Gresini dazu, 2010 mit einer neuen, rein italienischen Fahrerpaarung anzutreten. An der Seite von Rückkehrer Marco Melandri, der zwei durchwachsene Jahre bei Ducati und Hayate-Kawasaki hinter sich hatte, gab der ehemalige 250er-Weltmeister Marco Simoncelli sein MotoGP-Debüt.

Der Lockenkopf aus Italien überzeugte mit einer rasanten Lernkurve und wurde für ein weiteres Jahr verpflichtet. Weil Melandri die Erwartungen nicht erfüllen konnte, wurde ein Platz im Team frei. Diesen durfte 2011 Honda-Schützling Hiroshi Aoyama einnehmen, der allerdings ebenso wenig wie zuvor Melandri überzeugte.

Simoncelli etablierte sich in seinem zweiten MotoGP-Jahr hingegen im vorderen Drittel des Fahrerfeldes. Nach zwei Podestplätzen schien der erste Rennsieg nur noch eine Frage der Zeit zu sein, als das Team beim Grand Prix von Malaysia erneut ein schwerer Schicksalsschlag ereilte: Simoncelli starb an den Folgen eines schweren Unfalls in der zweiten Runde.

2012 startete das Gresini-Team eine zweigleisige Strategie. Der von Suzuki gekommene Alvaro Bautista übernahm Simoncellis Platz im Team und fuhr mit einer neuen Honda RC213V. Michele Pirro ersetzte Aoyama, erhielt allerdings keine Kunden-Honda, sondern ein CRT-Motorrad von FTR.

In Silverstone holte Bautista seine erste Poleposition in der Königsklasse und in Aragon und Motegi kletterte er zum ersten Mal auf das Podest. Auch 2013 fuhr der Spanier für Gresini, holte aber keinen Podestplatz. Pirro verabschiedete sich nach einer Saison. Das Claiming-Rule-Motorrad übernahm Bryan Staring, der kaum Glanzpunkte setzen konnte.

Für 2014 wurde das Team erneut umstrukturiert. Bautista fuhr wieder mit dem Prototypen von Honda. Statt dem CRT-Motorrad setzte Gresini einen neuen Production-Racer von Honda ein. Als Fahrer wurde Scott Redding von der Moto2 verpflichtet. Bautista gelang ein Podestplatz, ansonsten blieben Erfolge aus.

Ende 2014 ging die lange Partnerschaft mit Honda zu Ende. Gresini verbündete sich mit Aprilia. Die italienische Marke kehrte 2015 in die Königsklasse zurück. Gresini stellte seine beiden Startplätze zur Verfügung und fungierte quasi als Einsatzteam von Aprilia, obwohl es in der Praxis eigentlich ein Werksteam war.

Im Februar 2021 verstarb Fausto Gresini, nachdem er zwei Monate lang mit einer Infektion des Corinavirus zu kämpfen hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Pläne für eine Trennung von Aprilia schon weit fortgeschritten. Das Team übernahm formal seine Witwe Nadia Padovani.

2022 war Gresini wieder als eigenständiges Team in der MotoGP am Start. Man war eine Partnerschaft mit Ducati eingegangen und bekam Vorjahresmaschinen. Die beiden Fahrer waren Enea Bastianini und Fabio di Giannantonio.

Und es war eine fulminante Rückkehr als eigenständiges Team. Bastianini gewann gleich den Saisonauftakt in Katar und legte mit Siegen in Austin und Le Mans nach. Im Herbst folgte ein vierter Saisonsieg in Aragon. Bastianini wurde WM-Dritter und Gresini das beste Satellitenteam.

2023 wurde Alex Marquez der neue Teamkollege von Di Giannantonio. Der Spanier gewann zwei Sprints und stand im Grand Prix zweimal auf dem Podest. Im Herbst fand dann "Diggia" seinen Speed und eroberte in Katar seinen ersten Sieg. Zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass er nicht mehr bei Gresini bleiben wird können.

Denn dem Rennstall gelang der ganz große Coup. Marc Marquez trennte sich von Honda uns schloss sich dem Satellitenteam an. 2024 bilden somit zwei Brüder die Fahrerpaarung.