Stefan Bradl

Deutschland

Porträt

(Stand: Ende 2023) Stefan Bradl hat den Motorradrennsport im wahrsten Sinne des Wortes in den Genen. Als Sohn des deutschen Motorradstars Helmut Bradl begeisterte er sich schon früh für zwei Räder. Vom kleinen bayerischen Dorf Zahling aus machte er sich auf, die Welt zu erobern. Doch beinahe wäre seine Karriere schon zu Ende gewesen, bevor sie richtig angefangen hatte.

Im Frühjahr 2007 erklärte Bradl im Alter von gerade einmal 17 Jahren seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport. Sein bis dahin größter Erfolg war 2005 der Gewinn des 125er-Titels in der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft IDM. Seit 2005 fuhr er auch in der 125er-Weltmeisterschaft, doch Pech und Verletzungen hinderten ihn daran, Topergebnisse zu holen.

Für die Saison 2007 bekam er einen Vertrag bei Repsol-Honda, doch er entschied, seinen Helm an den Nagel zu hängen. Damals wurde spekuliert, dass es in der Vorbereitung Differenzen zwischen dem Team und Helmut Bradl gegeben haben soll. Demnach habe sich der Vater in der Box zu sehr eingemischt. Andere Stimmen sagten, Stefan Bradl hätte ein Problem damit gehabt, in der Vorbereitung lange Zeit weit weg von zuhause in Spanien sein zu müssen.

Es dauerte jedoch nicht lange bis der Rücktritt vom Rücktritt folgte. Bradl entschied sich um und startete 2007 für das Blusens-Aprilia-Team. Zunächst in der Spanischen Meisterschaft, und nach erfolgreichen Wildcard-Einsätzen auch als Stammpilot in der 125er-Weltmeisterschaft. 2008 wechselte Bradl zum deutschen Kiefer-Team. Dieser Mannschaft blieb er treu, bis ihn zur Saison 2012 LCR-Honda in die Königsklasse MotoGP lockte.

Als 2010 die Moto2 als Nachfolgeserie der 250er-Weltmeisterschaft eingeführt wurde, entschieden sich Kiefer und Bradl dazu, gemeinsam in diese Klasse aufzusteigen. Im ersten Jahr fuhr der Bayer auf einem Motorrad des Schweizer Herstellers Suter, Bradl holte einen Sieg und beendete die Saison auf dem neunten Gesamtrang.

Für die Saison 2011 wechselten Bradl und Kiefer das Chassis und Bradl wurde zum Überflieger. Nun startete er mit einem Bike von Kalex. Der Vorteil: das kleine deutsche Unternehmen konnte auf seine Bedürfnisse eingehen. Und da Bradls Wohnort Zahling nicht weit vom Kalex-Firmensitz entfernt ist, konnte er stets schnell in der Werkstatt vorbeischauen. Gleich beim Saisonauftakt in Katar siegte er überlegen, holte im weiteren Saisonverlauf Poleposition um Poleposition und ließ weitere Siege folgen.

Der Titel schien ihm nicht mehr zu nehmen, bis Konkurrent Marc Marquez in der zweiten Saisonhälfte immer stärker wurde und Bradl sogar kurzzeitig von der Tabellenspitze verdrängen konnte. Doch der Bayer holte sich die WM-Führung zurück. Der spannende Kampf im Finale blieb aber aus: Marquez konnte in den letzten beiden Läufen verletzungsbedingt nicht mehr antreten, Bradl war Weltmeister.

Danach planten er und das Kiefer-Team 2012 nach dem neuen CRT-Reglement in die MotoGP aufzusteigen. Aber dieser Plan scheiterte am Budget. Bradl sagte Kiefer zu, weiter für das Team in der Moto2 zu starten. Doch dann kam der Ruf, der zu verlockend war. Nach einem starken Testauftritt auf der MotoGP-Honda nahm ihn das Satellitenteam LCR für die MotoGP-Saison 2012 unter Vertrag. Bradl war nun doch in der Königsklasse angekommen.

In seiner ersten Saison etablierte sich der Deutsche in der MotoGP. Meistens war er zwischen den Plätzen fünf und sieben zu finden und kämpfte häufig in der Verfolgergruppe mit. Mit dem ersten Podestplatz wollte es aber nicht klappen. Das gelang in der Saison 2013. Bradl fuhr in Laguna Seca auf die Poleposition und holte sich im Rennen Platz zwei. Es blieb der einzige Podestplatz. Gegen Saisonende verletzte sich der Deutsche am Fuß und musste zwei Rennen pausieren.

Auch 2014 ging Bradl für LCR-Honda an den Start. Er konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen. Drei vierte Plätze blieben seine besten Ergebnisse. Der Sprung auf das Podest klappte nicht. Zudem war WM-Endrang neun seine schlechteste Platzierung in der MotoGP. Schließlich verließ Bradl LCR und dockte für 2015 bei Forward-Racing an, wo er eine Open-Yamaha fuhr.

Das Gastspiel bei Forward-Yamaha währte aber nicht lange. Bradl hatte große Probleme mit der Elektronik von Magneti Marelli. In Assen stürzte er deshalb und verletzte sich am rechten Handgelenk. Aus diesem Grund musste er sein Heimrennen auf dem Sachsenring auslassen. Direkt nach dem Grand Prix von Deutschland wurde Forward-Chef Giovanni Cuzari verhaftet. Die Zukunft des Teams stand in den Sternen.

Bradl löste den Vertrag auf und wechselte zu Aprilia. Im Werksteam fuhr er die Saison 2015 zu Ende und bestritt auch das komplette Jahr 2016. Sein Vertrag wurde aber nicht mehr verlängert. Honda machte ihm ein Angebot für die Superbike-WM, das Bradl auch annahm. Er war 2017 bei Ten Kate Teamkollege von Nicky Hayden.

Die damals neue Fireblade war aber nicht konkurrenzfähig. Topergebnisse blieben aus. Zudem verunglückte Hayden mit dem Rennrad bei einem Verkehrsunfall in Misano tödlich. Auch Bradl beendete die Saison nicht. In Portimao zog er sich eine Handgelenksverletzung zu.

Der Deutsche kehrte 2018 in die MotoGP-Szene zurück. Er wurde von Honda als Test- und Ersatzfahrer verpflichtet. In den folgenden Jahren gab es vereinzelte Wildcard-Start. Bradl musste auch immer wieder für verletzte Fahrer einspringen.

2020 bestritt er praktisch die komplette Saison an Stelle des verletzten Marc Marquez. Auch 2021 und 2022 sprang er für mehrere Rennen für den Superstar ein. Parallel dazu arbeitete der Deutsche als Experte für ServusTV.

Auch 2023 kam Bradl zu insgesamt sechs Rennen. Zu seinen zwei Wildcards sprang er viermal für verletzte Stammfahrer ein. Viermal sammelte er WM-Punkte.