Cal Crutchlow

Großbritannien

Porträt

(Stand: Ende 2023) Cal Crutchlow stammt aus einer britischen Motorsportfamilie. Sein Vater Derek war selbst im Rennsport engagiert und förderte das Talent seines Sohnes konsequent. Allerdings handelte es sich anfangs nicht um das Talent für Motorsport, sondern um Fußball. Crutchlow spielte in jungen Jahren sogar bei den britischen Topclubs Coventry City und Aston Villa vor.

Doch schließlich setzten sich doch die Rennsportgene des Vaters durch. Im zarten Alter von 13 Jahren startete Crutchlow erstmals in der britischen Juniorenmeisterschaft und kochte dabei mit seiner Aprilia die versammelte Konkurrenz ab. Bei Gastauftritten im Rahmen der Britischen Superbike-Meisterschaft fuhr er schon damals gegen Casey Stoner und Co.

Neben vielen Erfolgen gab es in der Folgezeit auch immer wieder Schwierigkeiten in Form von Stürzen und Budgetproblemen. Dennoch setzte sich der Brite durch, empfahl sich durch gute Auftritte für Yamaha in der Supersport-WM 2009 und im Folgejahr in der Superbike-Weltmeisterschaft für die Berufung in die MotoGP. Beim Satelliten-Team Tech3 übernahm Crutchlow den Platz von Ben Spies und ging 2011 als Teamkollege von Colin Edwards in die MotoGP-Lehre.

Es war eine Debütsaison mit Höhen und Tiefen. Sein Talent konnte der Brite mehrmals unter Beweis stellen, doch speziell im Sommer lief es nicht gut und Crutchlow war öfters im Kiesbett als auf der Strecke zu finden. Dennoch kämpfte er bis zum Saisonende gegen Karel Abraham um die Ehre des besten Rookies des Jahres. Crutchlow setzte sich schließlich in einem engen Duell durch. Von da an ging es aufwärts.

Die neuen Prototypen mit 1.000 Kubikzentimetern Hubraum passten besser zu seinem Fahrstil. Crutchlow war 2012 meist gemeinsam mit seinem Tech3-Teamkollegen Andrea Dovizioso hinter den drei Topfahrern der erste Verfolger. Zur Freude der Fans lieferten sich Crutchlow und Dovizioso oft enge Duelle. In Brünn klappte es schließlich mit dem ersten Podestplatz. Auch in Australien kletterte Crutchlow als Dritter auf das Podest.

Crutchlow fühlte sich für ein Werksteam berufen, doch Yamaha holte lieber Superstar Valentino Rossi zurück. Im Sommer 2012 gab es außerdem Verhandlungen mit Ducati, doch die Italiener entschieden sich gegen den Briten. So blieb ihm nichts anderes übrig, als erneut einen Vertrag bei Tech3 zu unterschreiben. 2013 ärgerte Crutchlow vor allem in der ersten Saisonhälfte die Werksfahrer, fuhr viermal auf das Podest und holte zwei Polepositions.

Nun entschied sich Ducati doch für den Briten und verpflichtete ihn für 2014. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Tech3-Teamkollegen Dovizioso sollte Crutchlow die italienische Marke wieder zu Erfolgen führen. Allerdings ging dieses Vorhaben gründlich schief.

Crutchlow kam schon wie einige Fahrer vor ihm nicht mit dem Fahrverhalten der Desmosedici zurecht. Außerdem verletzte sich der Brite schon beim zweiten Saisonrennen schwer. Trotz eines Podestplatzes entschied sich Crutchlow dazu, eine Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag zu ziehen und Ducati nach nur einer Saison wieder zu verlassen.

Für 2015 dockte der Brite im Kundenteam von Lucio Cecchinello an und fuhr eine Kunden-Honda. Die Saison begann vielversprechend. Crutchlow knüpfte an seine alten Tech3-Tugenden an und fuhr in Argentinien auf das Podest. Es sollte das einzige Highlight einer schwierigen Saison mit fünf Ausfällen werden. Erst im Herbst konnte Crutchlow seine Ergebnisse stabilisierten.

2016 begann noch enttäuschender, Honda hatte Mühe mit der Umstellung auf die neue Einheitselektronik, dazu kamen die neuen Michelin-Reifen. In den ersten fünf Rennen sammelte Crutchlow nur ein einziges Mal WM-Punkte. Der Knoten platzte im Sommer, Updates beim Chassis und der Elektronik zeigten Wirkung. Crutchlow stürmte auf dem Sachsenring als Zweiter auf das Podest und gewann dann das Regenrennen in Brünn.

Es war sein erster Sieg und auch der erste Triumph für LCR. Beim Heimrennen in Silverstone ließ er sich ebenfalls als Zweiter feiern. Der krönende Abschluss war sein zweiter Sieg, diesmal im Trockenen, auf Phillip Island. Auch privat war 2016 erfolgreich. Ehefrau Lucy brachte mit Willow die erste gemeinsame Tochter auf die Welt.

2017 verlief mit nur einem Podestplatz deutlich schwieriger. Trotzdem wurde er von HRC belohnt und erhielt aktuelles Werksmaterial sowie einen offiziellen Honda-Vertrag. 2018 begann mit dem Sieg in Argentinien vielversprechend, doch es sollten nur zwei weitere Podestplätze folgen. Aufgrund einer Knöchelverletzung musste Crutchlow die Saison zudem vorzeitig beenden.

2019 gestaltete sich schwierig. Siege blieben aus. Crutchlow stand dreimal auf dem Podest. Die Formkurve zeigte nach unten. 2020 wurde er teilweise von alten Verletzungen geplagt. Schließlich entschied er sich dazu, seine Karriere zu beenden.

Für 2021 heuerte Crutchlow bei Yamaha als Test- und Ersatzfahrer an. Im Sommer kam er dann tatsächlich zu vier weiteren Renneinsätzen. Und auch 2022 kehrte der Brite in die MotoGP zurück. Nachdem Andrea Dovizioso seine Karriere beendet hatte, fuhr Crutchlow die letzten sechs Saisonrennen für RNF-Yamaha.

Sein Fokus lag fortan auf der Testarbeit für Yamaha. 2023 war er mit einer Wildcard im Renneinsatz.