Yamaha-Chassis: Dilemma bei Flag-to-Flag-Rennen

Ein neues Chassis pro Fahrer: Rossi gibt zu Bedenken, dass ein Flag-to-Flag-Rennen am Sachsenring problematisch sein könnte - Vinales nicht happy mit neuem Chassis

(Motorsport-Total.com) - Auch auf dem Sachsenring wird Yamaha mit der gleichen Strategie wie zuletzt in Assen weiterarbeiten, wo das neue Chassis zum ersten Mal zum Einsatz kam. Valentino Rossi und Maverick Vinales werden je ein Motorrad mit dem neuen Chassis und eines mit dem ursprünglichen 2017er-Chassis an der Box haben. Die Bikes wurden direkt von den Niederlanden nach Sachsen transportiert. Für Rossi ist die neue Variante ein klarer Fortschritt. Sein Sieg bei der Dutch TT untermauerte das.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi beginnt auch am Sachsenring mit dem neuen Chassis Zoom

Vinales ist dagegen weniger glücklich, wie er am Donnerstag auf dem Sachsenring zugibt. "Das neue Motorrad hat viel Potenzial, aber für meinen Fahrstil ist es vielleicht nicht so gut, weil ich sehr aggressiv fahre. Das Chassis, mit dem ich zu Saisonbeginn gefahren bin, gibt mir mehr Gefühl, damit ich aggressiv fahren kann. Vor allem bei Richtungswechseln war es sehr stabil und ich konnte früh ans Gas gehen. Damit fühlte ich mich sehr wohl."

Es hat den Anschein, dass das neue Chassis eher Rossi entgegenkommt und weniger Vinales. "Trotzdem haben wir beim neuen Bike viele Bereiche, in denen wir uns verbessern können", hält der Spanier fest. "Wir müssen die richtige Entscheidung treffen." Ein Hinweis darauf, dass Vinales nicht das optimale Gefühl für das neue Chassis hat, war sein Sturz in der Timmer-Bocht-Schikane in Assen. Direkt nach dem Rennen konnte er sich den Sturz nicht erklären.

Vinales: Beim Assen-Sturz zu aggressiv gefahren

Einige Tage später spricht Vinales deutlicher über den Sturz: "Ich war aggressiv, weil ich die Lücke nach vorne zufahren wollte und nicht mehr so viele Runden übrig waren. Zuerst hatte ich einen kleinen Wheelie, dann wechselte ich rasch die Richtung. Das Motorrad hatte aber nicht die richtige Balance für den Richtungswechsel. Ich bin noch nie in dieser Schikane gestürzt, vor allem nicht am Ausgang. Das kann passieren und wir müssen daraus lernen. Wir haben im Regen viel gelernt. Das war für mich wichtig."


Fotos: Maverick Vinales, MotoGP in Assen, Rennen


Interessant zu beobachten wird, wie Vinales auf dem Sachsenring zurechtkommt. Für das komplette Wochenende ist Regen vorhergesagt. Das kann Yamaha vor allem am Sonntag Probleme bereiten, wenn es ein Flag-to-Flag-Rennen gibt. Rossi bestätigte am Donnerstag, dass er auf jeden Fall mit dem neuen Chassis beginnen wird. Im Falle eines Motorradwechsels, müsste er dann auf die zweite M1 mit dem älteren Chassis wechseln.

Flag-to-Flag: Wechsel auf das alte Chassis

"Sollte es ein Flag-to-Flag-Rennen geben, dann wird es interessant", weiß auch Rossi, dass die Situation nicht einfach sein könnte. Frühestens nach der Sommerpause in Brünn werden beide Motorräder mit dem neuen Chassis aufgebaut sein. "Momentan ist es eben so und ein Flag-to-Flag-Rennen kann ein Problem werden. Ich werde mit dem neuen Motorrad beginnen, weil ich mich damit gut fühle. Aber wir werden wie immer auch das zweite Bike verwenden, um eine Referenz zu haben und für diese Bedingungen bereit zu sein", so Rossi.

Valentino Rossi, Maverick Vinales

Maverick Vinales glaubt: Neues Chassis passt nicht zum Fahrstil Zoom

Abgesehen vom Wetter ist der neue Asphalt für alle Teams die große Unbekannte. "Das wird für alle eine große Überraschung, weil niemand etwas weiß", seufzt der Italiener. "Leider konnte auch Michelin keinen Test absolvieren, auch nicht mit den Testfahrern. Alle hoffen, dass es ein guter Asphalt ist. So wie in Le Mans, wo der Asphalt fantastisch ist. Es ist aber überall anders. Ich kann unmöglich sagen, ob die Situation für uns besser ist, oder nicht. Wir werden es morgen sehen."

Die beiden Freien MotoGP-Trainings am Freitag wurden jeweils um zehn Minuten verlängert. Es gibt also insgesamt 20 Minuten mehr Trainingszeit. Michelin hat auch einen zusätzlichen vierten Slick-Reifensatz für jeden Fahrer mitgebracht, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Laut Wetterprognosen werden allerdings hauptsächlich Regenreifen zum Einsatz kommen.