Yamaha: Arbeitsfenster der 2017er-Maschine zu klein?

Kein Hersteller konnte in der ersten Saisonhälfte so viele Siege feiern wie Yamaha, doch wenn die Temperaturen zu hoch waren, blamierte sich das Team

(Motorsport-Total.com) - Unter perfekten Bedingungen ist die Yamaha M1 des aktuellen Jahrgangs kaum zu schlagen. Das bewies Werkspilot Maverick Vinales mit seinen Siegen in Katar, Argentinien und Frankreich. Teamkollege Valentino Rossi erkämpfte in Assen einen weiteren Sieg für Yamaha. Vier Siege bei neun Rennen, weder Honda noch Ducati können da mithalten. Doch der Erfolg der 2017er-Yamaha hat auch seine Schattenseiten. Bei den Hitzerennen in Jerez und Barcelona waren Vinales und Rossi chancenlos. Die Balance der diesjährigen M1 musste daraufhin dringend verändert werden.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Maverick Vinales

Bei perfekten Bedingungen sind die Werks-Yamahas schwer zu schlagen Zoom

Teammanager Wilco Zeelenberg kennt die Schwachstelle: "Wir versuchten im Vergleich zum Vorjahr die Haftung am Hinterrad gegen Rennende zu verbessern. Es wurde besser, doch dafür benötigen wir von den Strecken eine gewisse Haftung. Es ist wichtig, dass Michelin Reifen bereitstellt, die im richtigen Fenster arbeiten, weil dieser Bereich sehr eng ist", erklärt der ehemalige Grand-Prix-Pilot den Kollegen von 'Crash.net'.

Vinales und Rossi haben bei den Hitzerennen in Spanien versucht, sich bestmöglich auf die schwierigen Gripverhältnisse einzustellen. "Sie versuchen es", bestätigt Zeelenberg und erinnert sich: "Maverick meinte in Barcelona: 'Im Rennen probierte ich alles: Ich vermied Schräglagen, richtete das Motorrad zeitig auf und versuchte, die Rundenzeiten zu verbessern. Doch sobald man ans Gas ging, drehte das Hinterrad durch. Es war so schwierig, das zu vermeiden.'"

Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis versucht nach der Hälfte der Saison das Positive zu sehen: "Wir führen in der Team- und Herstellerwertung. Beide Fahrer befinden sich in den Top 4 der Fahrerwertung. Es ist in dieser Saison alles sehr eng", stellt der erfahrene Stratege gegenüber 'MotoGP.com' fest und möchte nicht allzu sehr am 2017er-Motorrad zweifeln: "Maverick hat mehr Rennen gewonnen als die anderen Fahrer", betont er.

Lin Jarvis

Lin Jarvis gesteht: "Wir überdachten die Entwicklungsrichtung der Maschine" Zoom

Doch perfekt verlief die erste Saisonhälfte nicht. In Jerez und Barcelona verschenkten die Yamaha-Werkspiloten viele wichtige Punkte. "Wir müssen unser Motorrad weiterentwickeln und versuchen, Rennen zu gewinnen. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass wir keine Fehler machen", warnt Jarvis.

"Es gab sehr viele Diskussionen über unser Chassis", bemerkt der Yamaha-Verantwortliche. "Es gab Situationen in dieser Saison, die uns überraschten. Daraufhin überdachten wir die Entwicklungsrichtung der Maschine", berichtet Jarvis und spielt die Einführung des neuen Chassis beim Test in Barcelona an. Der Yamaha-Rennleiter ist trotz der Höhen und Tiefen bemüht, das 2017er-Motorrad in ein gutes Licht zu rücken.


Fotos: Yamaha, MotoGP am Sachsenring


"Wir gewannen vier Rennen. Unser Motorrad ist also sehr gut. Es sind ganz feine Nuancen. Das Zusammenspiel zwischen Motorrad, Reifen und Streckenbedingungen muss immer stimmen. Wir müssen uns weiterhin mit allen Details beschäftigen. Wir testen bereits einige Neuheiten für die zweite Saisonhälfte. Unsere Ingenieure arbeiten fieberhaft weiter und beschäftigen sich mit den Schwächen. Zudem möchten wir unsere Stärken weiter verbessern. Es sind kleine Details, die zusammenkommen müssen", so Jarvis.