WM-Showdown: Welche Rolle spielt der Druck?

Valentino Rossi genießt es, um eine Meisterschaft zu kämpfen - Jorge Lorenzo wirkt angespannt und erinnert sich an ein schlafloses Wochenende in Sepang

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2015 nähert sich langsam dem Ende, doch der WM-Kampf ist nach wie vor offen. Vor einem Jahr gelang es HRC-Pilot Marc Marquez, die Meisterschaft beim Japan-Grand-Prix in Motegi sicherzustellen, doch in diesem Jahr wird vermutlich bis zum Saisonfinale in Valencia alles offen sein. WM-Leader Valentino Rossi reist mit 18 Zählern Vorsprung auf Jorge Lorenzo zum Grand Prix nach Australien. Dort kann alles passieren.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi

Macht Jorge Lorenzo unter Druck mehr Fehler als Valentino Rossi? Zoom

Doch Rossi wirkt gelassen und scheint den Nervenkitzel zu genießen: "Man hat immer ein tolles Gefühl, wenn man um die Meisterschaft kämpfen kann. Ich denke, Jorge und Marc sehen das auch so. Man muss dieses Gefühl genießen und leben, weil man nie weiß, ob es ein weiteres Mal passiert oder nicht", scherzt der 36-jährige Italiener.

"Es ist unmöglich, ruhig zu bleiben. Es ist gut, etwas unter Druck zu stehen, um die letzten fünf Prozent zu finden", erklärt Rossi, der einen ganz anderen Charakter hat als Teamkollege Lorenzo. Der Spanier wirkt stets etwas angespannt und weniger leidenschaftlich als Rossi. Man könnte sagen, Lorenzo fährt mit dem Kopf und Rossi mit dem Herzen.


Fotos: MotoGP in Motegi, Rennen


Vor fünf Jahren sicherte sich Lorenzo erstmals die MotoGP-Krone. In der Saison 2010 fuhr der Yamaha-Pilot eine beeindruckende Saison, profitierte aber auch von den Verletzungen seiner Gegner. Beim 15. von 18 Rennen wollte er den Titel vorzeitig sicherstellen. Ein Rennen zuvor lieferte sich Lorenzo in Motegi ein hartes Duell mit Rossi, bei dem er den Kürzeren zog und nach dem Rennen harte Worte fand. In Sepang war Lorenzo dem Titel sehr nah.

Valentino Rossi, Jorge Lorenzo

Rossi und Lorenzo wissen, wie es sich anfühlt, unter Druck zu stehen Zoom

"Ich war 2010 in Malaysia sehr angespannt, obwohl es nicht mein erster WM-Titel war. Es war aber mein erster Titel in der MotoGP. Ich war an diesem Wochenende sehr aufgeregt und konnte drei Tage lang kaum schlafen", erinnert sich der damalige WM-Leader. "Ich hatte einen großen Vorsprung auf Dani. Er war außerdem verletzt. Der Titel war greifbar. Trotzdem war ich sehr nervös."

"2006 in Valencia war es ähnlich", blickt Lorenzo zurück, der vor seinem ersten WM-Titel stand. "Damals kämpfte ich gegen Andrea (Dovizioso) und war vermutlich noch aufgeregter. Der Druck war größer, denn es war das letzte Rennen der Saison und mit einem Sturz oder einen schlechten Ergebnis hätte ich den WM-Titel verloren, für den ich sehr viel gegeben hatte." Am Ende gewann Lorenzo den Titel mit zwölf Punkten Vorsprung auf "Dovi".

MotoGP-Weltmeister Marc Marquez weiß ebenfalls wie es ist, mit Druck umgehen zu müssen. 2013 gewann der damalige Rookie den MotoGP-Titel beim Saisonfinale. Ein Jahr später dominierte er und wurde vorzeitig Champion. "Es gibt einen Unterschied, ob man einen großen Vorsprung hat oder ob es beim Saisonfinale eine knappe Entscheidung gibt, denn dann ist man deutlich nervöser. Im vergangenen Jahr hatte ich einen großen Vorsprung, war aber dennoch angespannt", erinnert sich der HRC-Pilot, der seinen Titel in diesem Jahr verlieren wird.

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