Wie Remy Gardner sein MotoGP-Comeback am Sachsenring erlebte

MotoGP-Ersatzpilot Remy Gardner schlägt sich auf dem Sachsenring wacker und sammelt Daten für Yamaha - Wo er die Stärken und Schwächen der M1 sieht

(Motorsport-Total.com) - Für Remy Gardner war sein MotoGP-Comeback am vergangenen Wochenende auf dem Sachsenring ein Sprung ins kalte Wasser. Der Australier, der in der Superbike-WM sonst eine Yamaha R1 pilotiert, stieg zum ersten Mal auf die M1 von Alex Rins, für den er verletzungsbedingt einsprang.

Titel-Bild zur News: Remy Gardner

Remy Gardner fuhr am Sachsenring seit erstes MotoGP-Rennen seit 2022 Zoom

Sein letztes MotoGP-Outing datierte auf die Saison 2022 zurück, als er Stammfahrer bei KTM war. Doch Gardner gab sich trotz der langen Abwesenheit keine Blöße und fuhr - abgesehen von einem Trainingssturz am Freitag - ein sauberes Rennwochenende, an dem er zudem wertvolle Daten für Yamaha sammelte.

Allerdings testete Gardner nur "kleinere Dinge" und war nicht mit der jüngsten Motorspezifikation des japanischen Herstellers unterwegs. Das Wochenende begann er mit der Grundabstimmung von Teamkollege Fabio Quartararo, bei der er auch weitgehend blieb.

Schon nach den ersten beiden Trainings hielt er über die Charakteristik des Motorrads fest: "Es ist gut auf der Bremse. Aber es mangelt an Grip in Schräglage, um die Kurve abzuschließen. Da fehlt noch etwas, um eine möglichst enge Linie halten zu können."

Den Freitag beendete Gardner noch vor Stefan Bradl und Joan Mir von Honda auf dem 20. Platz mit einer persönlichen Bestzeit von 1:21.405 Minuten. Teilzeit-Teamkollege Quartararo goutierte: "Remy macht aus meiner Sicht einen wirklich guten Job."

Im Qualifying am Samstag belegte er den letzten Startplatz, fuhr im Sprint aber auf Rang 20 und ließ damit Mir sowie Pedro Acosta hinter sich, der nach einem Ausritt Letzter wurde.

"Ich hatte einen guten Start, aber mir fehlte die Explosivität in den ersten fünf Runden", sagte Gardner zum Sprint. "Da hatten die anderen schon eine kleine Lücke aufgemacht. Aber ich habe viel gelernt in diesem Rennen und ein paar Daten gesammelt."

Im langen Rennen fehlte die Erfahrung

Sein Eindruck vom Freitag bestätigte sich: "Die anderen Jungs können die Kurven besser abschließen. Sie können eine enge Linie halten, wenn sie ans Gas gehen und das Motorrad aufstellen. Wir sliden, weil uns der Grip fehlt, und versuchen, das Bike deshalb etwas früher aufzustellen, um mehr Grip zu finden."

Über die lange Distanz am Sonntag konnte sich Gardner, was seine persönliche Performance angeht, noch einmal steigern: "Es war ein gutes Rennen. Die Pace war viel besser als gestern, da wir am Setting noch etwas änderten und das Gefühl besser war."


MotoGP: Grand Prix von Deutschland (Sachsenring) 2024

"Bis Runde zehn konnte ich mit den Hondas mithalten. Ich versuchte, Mir zu jagen und hatte Bradl für einige Zeit hinter mir", rekapituliert der Australier. Doch dann machte sich seine fehlende Erfahrung auf der M1 und mit den Michelin-Pneus bemerkbar.

"Ich wusste nicht, wie ich den Abbau am Hinterreifen in den letzten zehn Runden managen sollte. Es war das erste Mal, dass ich mit der Yamaha im Renntrimm auf diesen Reifen gefahren bin. Die letzten zehn Runden waren also hart und mir fehlte die Pace. Aber es war dennoch ein Fortschritt im Vergleich zum Sprint."

Am Ende kam Gardner zwar als 20. und damit Letzter ins Ziel. Weil Bradl jedoch eine nachträgliche Reifendruckstrafe erhielt, rückte der Yamaha-Ersatz noch auf Platz 19 vor.

Yamaha M1 aggressiver als erwartet

Wenn er das Motorrad mit der KTM RC16 vergleicht, die er 2022 fuhr, hält Gardner fest: "Die Front ist etwas agiler im Vergleich zu der KTM, die ich gefahren bin. Das Gefühl ist etwas besser. Wenn man einlenkt, kann man dem Vorderrad ein bisschen mehr vertrauen. Insgesamt einfach ein wenig fahrfreundlicher."

Und trotzdem hat sich die Yamaha aus seiner Sicht von dem Ruf, ein besonders geschmeidiges und leicht zu fahrendes Motorrad zu sein, entfernt: "Ich fand es schon ein wenig aggressiver als erwartet. Es ist recht schwierig, die Slides zu kontrollieren."

"Ich hatte einige Momente gegen Ende des Rennens und selbst im Sprint, wo ich fast per Highsider abgeflogen wäre, konnte es aber retten. Ich hatte es geschmeidiger erwartet."

Neueste Kommentare