Vor Portimao-Auftakt: Verliert Bastianini durch MotoGP-Sprint seine große Stärke?

Enea Bastianini galt in der MotoGP stets als Sonntagsfahrer und Reifenflüsterer - Vor dem Portimao-Auftakt stellt sich die Frage: Wird das trotz Sprintrennen so bleiben?

(Motorsport-Total.com) - Enea Bastianini hat sich in seinen ersten beiden Jahren in der MotoGP den Ruf eines Sonntagsfahrers erworben. Der Ducati-Pilot wurde traditionell in der zweiten Rennhälfte immer konkurrenzfähiger und konnte so mehr als einmal ein Top-Resultat einfahren. Doch unter dem neuen Zeitplan mit Sprintrennen am Samstag könnte seine größte Stärke leiden.

Titel-Bild zur News: Enea Bastianini

Enea Bastianini muss sich für die MotoGP-Sprintrennen umstellen Zoom

"Es gibt das neue Wochenendformat mit dem kurzen Rennen am Samstag. Das wird ganz anders [als mit dem alten Zeitplan]. Ich darf nicht zu strategisch fahren, sondern muss von Anfang an sehr schnell sein. Das ist anders als meine Strategie bei den langen Rennen", sagt Bastianini, der wegen seiner Herangehensweise immer als Reifenflüsterer galt.

Aber jetzt, im Zeitalter der Sprintrennen, ist ein aggressiverer Stil gefragt, vor allem am Samstag eines MotoGP-Wochenendes. Ein gutes Qualifying wird noch wichtiger, da es die Startposition für den Sprint und den Grand Prix bestimmt. Bastianini gibt daher zu, dass er an seinem Rennmanagement über den Winter "ein wenig gearbeitet" hat.

Enea Bastianini: "Das Qualifying ist der Schlüssel"

"Aber die Strategie für Sonntag ist eine ganz andere als für Samstag. Wahrscheinlich muss ich von Anfang an attackieren, also sehr früh im Rennen. Das hängt auch vom Qualifying ab. Wenn man im Sprint von hinten startet, riskiert man einen Sturz. Es ist wichtig, im Sattel zu bleiben. Das Qualifying ist der Schlüssel zum Sprintrennen", vermutet der Ducati-Pilot.

Bastianini ist zuversichtlich, dass ihm die Umstellung gelingt: "Das wird für mich kein Problem sein. Ich denke, dass ich meine Probleme zu Beginn des Rennens lösen kann. Aber manchmal sind es eben keine Probleme, sondern einfach nur die Strategie." Eine Strategie, die den Italiener im Vorjahr im Satelliten-Team von Gresini zu vier Grand-Prix-Siegen führte.

Doch für 2023 wurde Bastianini ins Ducati-Werksteam befördert. Damit steigen auch die Erwartungen an den Italiener. Doch er weiß, dass es schwer werden könnte, den dritten WM-Rang aus dem Vorjahr zu verbessern: "2022 war sehr gut und hat meine Erwartungen übertroffen. Dieses Jahr noch besser zu sein, könnte schwierig werden."

Ducati-Pilot will viel von Francesco Bagnaia lernen

Zumal die Konkurrenz stark ist. Teamkollege Francesco Bagnaia geht als Weltmeister und Favorit in die Saison. Aus den Reihen der Ducati-Kundenteams liegen unter anderem Jorge Martin und Marco Bezzecchi auf der Lauer. Aprilia könnte mit Aleix Espargaro und Maverick Vinales gefährlich werden, Yamaha mit Fabio Quartararo und Honda mit Marc Marquez.

Bastianini, Moto2-Weltmeister von 2020, will sich nicht auf einen Favoriten festlegen: "Es gibt viele Fahrer, die eine Chance auf den Titel haben. Alle MotoGP-Fahrer sind sehr schnell. Im Moment weiß ich nicht, wer der Schnellste sein wird. Der Schnellste ist wahrscheinlich Pecco, denn wer die #1 auf der Verkleidung hat, ist im Moment die Nummer eins."

Francesco Bagnaia, Enea Bastianini

Bagnaia und Bastianini kämpften schon 2022 gegeneinander um Siege Zoom

Im vergangenen Jahr gab es aber immer wieder ein direktes Duell um den Sieg. Bastianini schlug Bagnaia in Le Mans und in Aragon. In Misano und Sepang behielt der Weltmeister die Oberhand. 2023 hat Bagnaia einen großen Vorteil: Er kennt die Abläufe und den Druck in einem offiziellen Werksteam.

Nicht zuletzt deshalb hat sich Bastianini vorgenommen, zu Beginn der Saison so viel wie möglich von seinem neuen Teamkollegen zu lernen, "um mich zu verbessern". Wenn der Italiener diesen Lernprozess abgeschlossen und sich auf die veränderten Gegebenheiten durch die Sprintrennen eingestellt hat, könnte es für Bagnaia sehr ungemütlich werden ...

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