Vinales schickt Miller ungewollt neben die Strecke: "Im Sog des Windschattens"

In der Copse-Kurve kommt es zur Berührung zwischen Maverick Vinales und Jack Miller - Der Aprilia-Fahrer konnte im Windschatten nicht richtig bremsen

(Motorsport-Total.com) - Mit dem berühmten KTM-Raketenstart setzte sich Jack Miller beim Grand Prix von Silverstone sofort an die Spitze. Doch die Führung sollte nicht lange dauern. Er wurde rasch vom Ducati-Duo Francesco Bagnaia und Marco Bezzecchi überholt. Miller hatte Mühe, das Tempo mitzugehen.

Titel-Bild zur News: Jack Miller, Maverick Vinales

Kurz darauf kommt es in der Copse-Kurve zur Berührung Zoom

In der dritten Runde spielte sich dann eine für Millers Rennen entscheidende Szene ab. Vor der Copse-Kurve bremste sich zunächst Alex Marquez (Gresini-Ducati) an der KTM vorbei. Und auch Maverick Vinales stach mit seiner Aprilia in dieser Rechtskurve nach innen.

Dabei kam es zur leichten Berührung. Miller wurde neben die Strecke in die asphaltierte Auslaufzone geschickt und sortierte sich schließlich als 14. wieder ein. Von den Rennkommissaren gab es keine Konsequenzen.

"Alex hat Jack überholt", schildert Vinales die Situation aus seiner Sicht. "Ich habe gebremst und bin in den Sog des Windschattens von Alex gekommen. Meine einzige Chance war es, mitzuziehen. Ich habe versucht, eine Kollision mit Alex und Jack zu verhindern."

"Leider musste Jack weit gehen. Es war kein Manöver, das ich machen wollte", betont der Spanier. "Wenn kein Fahrer vor mir gewesen wäre, dann hätte ich das Motorrad gut verzögern können. Aber in diesem Fall wurde ich immer schneller."

"Es war die einzige Chance, einen Unfall mit beiden zu verhindern, nach innen zu gehen. Ich habe dabei auch drei Sekunden verloren." Die Auswirkungen der Aerodynamik spielen im Windschatten eine immer größere Rolle.

In Mugello hatte zum Beispiel Alex Marquez hinter zwei Motorrädern den Anpressdruck verloren. Er überholte damals in der ersten Kurve zwei Fahrer auf einen Streich. Aber das war ein Ausweichmanöver und kein geplantes Überholmanöver gewesen.

Ähnlich war nun die Situation mit Vinales und Miller in Silverstone. "Er hat sich bei mir entschuldigt", sagt Miller. "Ich habe die Entschuldigung angenommen, weil ich verstehe, dass er es nicht absichtlich gemacht hat. Im Endeffekt ist es Racing."

"Er hat mir gesagt, dass er von Marquez angesaugt worden ist. Ich wurde von Marquez überholt und musste das Motorrad dadurch schon kurz aufrichten. Und dann war da plötzlich die Aprilia und ich musste das Motorrad erneut aufstellen. Es kam zu einer leichten Berührung."

"Man ist natürlich immer verärgert, wenn man von der Strecke geschickt wird. Diese Strecke begünstigt das mit diesen langen Kurven auch, wo es eine Weile dauert, bis man in der Kurve ist. Wenn man die Linie etwas verpasst, geht einem außen die Strecke aus."

Warum Vinales am Ende nicht um den Sieg kämpfen konnte

Auch Vinales verlor durch diese Situation etwas an Boden und sortierte sich als Siebter wieder ein. Aber er konnte im weiteren Rennverlauf eine Aufholjagd starten und zur Spitzengruppe aufschließen. Lange fuhr Vinales an der dritten Stelle und war im Kampf um den Sieg dabei.

Aber in der Schlussphase musste er etwas abreißen lassen und kam schließlich als Fünfter ins Ziel. "Ich habe zu Rennmitte vielleicht zu viel attackiert, um die Lücke zur Spitze zu schließen", grübelt Vinales. "Der Reifen war am Ende. Es ging nur noch ums Überleben."

Hätte er gewinnen können, wenn der Reifen nicht eingegangen wäre? "Das ist immer schwierig zu sagen. Aber ich hätte sicher mitkämpfen können. Als es zu regnen begann, kühlte der Reifen aus. Die rechte Flanke war härter. Vielleicht wurde sie dabei zerstört. Ich weiß es nicht."

Maverick Vinales, Brad Binder

Am Ende verpasste Maverick Vinales einen Podestplatz Zoom

"Aber ich bin glücklich, dass ich bei Rennmitte, als alles normal war, die Lücke zufahren konnte. Ich wollte Aleix und 'Pecco' so schnell wie möglich überholen. Ich freue mich sehr für Aprilia. Wir haben dieses Wochenende sehr gut gearbeitet. Auch auf meiner Seite ist es sehr positiv."

Auch Miller startete eine Aufholjagd, wobei ihm der leichte Regenschauer in die Karten spielte. "Ich war dann hinter Fabio. Aber ehrlich gesagt, ich hatte keine Pace im Trockenen", seufzt der Australier. "Ab Rennhalbzeit wurde es etwas besser."

"Der Regen bot uns dann eine 'Hail Mary'. Ich konnte etwas mehr riskieren als andere Fahrer. Da ich einige Motorräder vor mir hatte, konnte ich sehen, wo sie Grip finden und wo nicht. Dadurch konnte ich etwas mehr riskieren und Plätze gutmachen."

Schließlich kam Miller als Achter ins Ziel: "Mit dem Regen hatten wir Glück, denn ansonsten wäre es ein miserabler Tag mit einem oder zwei WM-Punkten geworden. So haben wir noch ein respektables Ergebnis gerettet."