"Überall riskiert wie ein Bastard": Marco Bezzecchi in Assen Fahrer des Tages

In Assen jagt Marco Bezzecchi Marc Marquez, aber für einen Angriff reicht es nicht - Der Aprilia-Fahrer fuhr volles Rohr und ist mit seiner Performance sehr zufrieden

(Motorsport-Total.com) - "Es war ein fantastisches Wochenende", jubelt Marco Bezzecchi in Assen. "Ich erinnere mich gar nicht mehr, wann ich zuletzt an einem Samstag und an einem Sonntag auf dem Podium stand - also kann ich kaum glücklicher sein!"

Titel-Bild zur News: Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi ließ erneut das gesamte Aprilia-Team jubeln Zoom

Vor fast zwei Jahren gelang dem Italiener dieses Kunststück zum bisher letzten Mal, nämlich beim Heimrennen 2023 in Misano, als er jeweils Zweiter wurde. Nun holte er als Aprilia-Fahrer in Assen Rang drei im Sprint und Platz zwei im Grand Prix.

Nach der ersten Runde war Bezzecchi Vierter. Dann überholte er die Ducati-Fahrer Alex Marquez und Francesco Bagnaia. Ab der neunten Runde nahm er die Verfolgung von Marc Marquez auf und konnte dessen Tempo mitgehen.

"Ehrlich gesagt hatte ich das überhaupt nicht erwartet", sagt Bezzecchi im Rückblick. "Aber als ich plötzlich da war, dachte ich: Warum nicht? Warum nicht versuchen, dranzubleiben? Am Anfang war ich vielleicht etwas näher dran, aber in der zweiten Rennhälfte hat Marc das Tempo angezogen."

"Mein Ziel war es nur noch, dranzubleiben - nicht, anzugreifen." Ähnlich wie Alex Marquez am Vortag folgte Bezzecchi Marc Marquez knapp, aber es bot sich - wie für Alex Marquez im Sprint - keine Möglichkeit zu einer ernsthaften Attacke.

"Um ehrlich zu sein: Der einzige Punkt, an dem ich stark genug war, um andere zu überholen, war die Anbremszone der letzten Schikane. Dort habe ich Alex und 'Pecco' überholt", so Bezzecchi. "Aber Marc war in Kurve 15 etwas stärker."

"Ich habe ihn immer an der falschen Stelle eingeholt. Ich war im dritten Sektor schneller, aber dann durch den Windschatten zu nah dran beim Richtungswechsel vor Kurve 15. In diesem Abschnitt ist es durch den Windschatten sehr schwierig, dicht am Vordermann zu bleiben."

"Also musste ich immer etwas zurückstecken. Dann war ich nicht mehr nah genug dran für die Anbremszone der Schikane. Natürlich war er insgesamt etwas stärker als ich. Ich war das ganze Rennen über am Limit, und genau deshalb hatte ich nie wirklich die Chance, es zu versuchen."

Im Warm-up probierte Bezzecchi eine neue Aerodynamik-Konfiguration im Heck, mit der zuvor Lorenzo Savadori Daten gesammelt hatte. Bezzecchi entschied sich dazu, diese Variante für das Rennen beizubehalten.

Außerdem feilte er das gesamte Wochenende über am Fahrstil für den schnellen dritten Sektor und konnte im Rennen dort noch etwas besser fahren: "Ich kam sehr stark aus Kurve 11 heraus. Ich denke, das war der Schlüssel. Aber trotzdem hat es nicht gereicht, um Marc anzugreifen."

Vor einem Monat hat Bezzecchi in Silverstone zum ersten Mal als Aprilia-Fahrer einen Grand Prix gewonnen. Damals hatte das kühle Wetter, die Reifenwahl im Feld und ein Abbruch einen Einfluss auf den Rennverlauf.

In Assen war Bezzecchi unter normalen Umständen konkurrenzfähig. Ist Assen deshalb das wichtigere Ergebnis? "Silverstone war natürlich besser - es ist immer besser, wenn man gewinnt", grinst der Italiener. "Aber ich muss sagen, auch dieses Rennen war fantastisch."

"Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich über die gesamte Renndistanz so konkurrenzfähig war. Ich habe gekämpft, war wirklich das ganze Rennen über am Limit. Ich habe weder meine Reifen noch mich selbst geschont, bin in jeder Kurve ein Risiko eingegangen wie ein Bastard - aber ich hatte Spaß. Also war es gut. Aber Silverstone war besser."

Bezzecchi wurde von den Fernsehzusehern mit 44 Prozent der Stimmen zum Fahrer des Rennens gewählt. Marc Marquez erhielt 38 Prozent der Stimmen. Dritter wurde Pedro Acosta, für den lediglich 7 Prozent der Stimmen abgegeben wurden.

In der Herstellerwertung machte Aprilia dank der starken Ergebnisse von Bezzecchi einen Sprung von Platz vier auf Platz zwei. In der Fahrerwertung ist Bezzecchi hinter dem VR46-Duo Sechster.