Toprak Razgatlioglu in der MotoGP: Könnte er seinen Fahrstil anpassen?

Dominique Aegerter hält fest, dass man in der MotoGP die Zeit nicht nur auf der Bremse machen kann - Remy Gardner glaubt nicht, dass Razgatlioglu Spaß hätte

(Motorsport-Total.com) - Fährt Toprak Razgatlioglu 2023 in der MotoGP? Mitte April ermöglichte Yamaha dem Türken einen zweiten Test mit der M1. Zwei Tage lang konnte der Ex-Superbike-Weltmeister in Ruhe auf dem Circuito de Jerez bei besten Bedingungen testen.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

In der MotoGP ist das Hinterrad in der Bremsphase nicht mehr in der Luft Zoom

Allerdings waren danach die Aussagen von Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis verhalten: "Es fiel ihm nicht leicht, ein Gefühl für das Motorrad aufzubauen. Wenn man Toprak auf dem Superbike beobachtet, dann sieht man, dass er wahre Wunder vollbringen kann."

"Vor allem für die Front des Motorrads hat er ein unglaublich gutes Gefühl. Das konnten wir bei seinen Stoppies und den unglaublichen Manövern am Kurveneingang sehen. Auf der M1 fiel es ihm nicht so einfach, dieses Gefühl aufzubauen, weil dieses Motorrad viel steifer ist als ein Superbike.

Das Fazit von Jarvis lautet daher: "Um mit einem MotoGP-Bike schnell zu sein, muss er seinen Fahrstil ziemlich stark anpassen, denke ich. Es ist mehr Zeit notwendig, um sich anzupassen. Das ist meine Erkenntnis von diesem Test."

Es stellt sich die Frage, ob Razgatlioglu die Umstellung angesichts der begrenzten Testmöglichkeiten in kurzer Zeit schaffen könnte. Zwischen dem MotoGP-Saisonfinale und dem ersten Grand Prix hätte er neun offizielle Testtage.

Dominique Aegerter: "Man muss Zeit nicht nur auf Bremse holen"

Im vergangenen September durfte Dominique Aegerter beim Misano-Test die Suzuki GSX-RR fahren und sich einen Eindruck von einem aktuellen MotoGP-Motorrad verschaffen. Der Schweizer glaubt, dass sich Razgatlioglu umstellen könnte.

"Ich bin auch bis 2,1 Sekunden herangekommen und hatte nur 33 Runden. Das war sicher nicht schlecht", sagt Aegerter gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich bin auf der Bremse auch sehr gut." Das alleine ist bei einem MotoGP-Bike aber nicht alles.

Dominique Aegerter

Im September durfte Dominique Aegerter die Suzuki GSX-RR testen Zoom

"Beim Bremsen ohne Schräglage drückt es den Vorderreifen ab einem gewissen Bremsdruck so breit, dass man nicht härter bremsen kann", schildert Aegerter. "Man muss also schauen, dass man die Zeit auch an anderen Stellen holt."

"Toprak ist ein Fahrer, der auf der Bremse sehr stark ist. Doch sein Motorrad muss dafür auch richtig abgestimmt sein. Dafür muss auch die Sitzposition stimmen. Das bekommt man nicht an zwei Tagen hin." Deshalb bräuchte Razgatlioglu ausreichend Testzeit.

Remy Gardner: "Toprak hätte keinen Spaß"

Im vergangenen Jahr fuhr Remy Gardner in der MotoGP für KTM und aktuell die Yamaha R1 in der Superbike-WM. "Ob er Spaß haben wird?", grübelt der Australier über einen möglichen MotoGP-Wechsel Razgatlioglus. "Ich denke nicht, dass er dort Spaß haben wird."

"Doch Toprak ist ein beeindruckender Fahrer", lobt Gardner gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich bin überzeugt, dass er sich anpassen kann. So heftige Stoppies und so harte Bremsmanöver bis in die Kurve sind aber nicht der richtige Weg, um mit der MotoGP-Yamaha schnell zu sein."

Remy Gardner

Remy Gardner glaubt nicht, dass die MotoGP Razgatlioglu Spaß machen würde Zoom

"Mit der KTM könnte es für ihn funktionieren, weil man sehr spät bremsen muss, um schnell zu sein. Mit der Yamaha könnte es anders aussehen. Er meinte, dass er die Bremse lösen musste, um mit mehr Geschwindigkeit in die Kurven zu fahren."

"Jedes Motorrad verlangt vom jeweiligen Fahrer ab, dass er sich anpasst, um die Stärken zu nutzen. Das mache ich auch nach wie vor hier mit der Yamaha in der Superbike-WM", sagt Gardner und ist überzeugt: "Ein schneller Fahrer kann sich immer anpassen."

"Ich habe keine Zweifel daran, dass er sich an ein MotoGP-Bike anpassen kann. Er wird seinen Stil anpassen können. Wenn man ein schneller Fahrer ist, dann kann man überall schnell sein." Yamaha will bis zur Sommerpause entscheiden, wer im nächsten Jahr der Teamkollege von Fabio Quartararo sein wird.

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