Tech 3 jubelt über Spies' erstes Podium

Colin Edwards stand in Silverstone völlig im Schatten von Ben Spies, der in seinem neunten MotoGP-Rennen erstmals auf das Podium fuhr

(Motorsport-Total.com) - Der Umstieg von der Superbike- in die MotoGP-WM ist Ben Spies bisher nicht ganz so leicht gefallen, wie dies manche Optimisten erwartet hatten, aber heute in Silverstone feierte der Tech-3-Yamaha-Pilot seinen ersten großen Erfolg: Dank eines Überholmanövers in der letzten Runde fuhr Spies als Dritter auf das Podium.

Titel-Bild zur News: Ben Spies überholt Nicky Hayden

Das Überholmanöver gegen Nicky Hayden bedeutete den Podestplatz

Der Amerikaner kämpfte zu Beginn mit Marco Simoncelli um den sechsten Platz, schloss aber später zur vor ihm fahrenden Gruppe auf. In der 17. Runde ging er an Randy de Puniet vorbei und war Vierter, in der letzten Runde schnappte er sich dann auch noch Nicky Hayden. Spies überholte seinen Landsmann, der ihm durch einen kleinen Fehler eine Chance eröffnet hatte, bei Abbey - und ließ sich die Butter auf den letzten Metern nicht mehr vom Brot nehmen.#w1#

Tolles Duell mit Hayden

"Es war schwierig, Nicky zu überholen", analysiert der 25-Jährige. "Ich wollte ihn schon vor Stowe angreifen, aber da konnte er noch vorne bleiben. Auf der nächsten Geraden kam ich vorbei und dann musste ich den Rest der Runde sehr defensiv fahren. Ich war am Limit, wollte aber unbedingt auf das Podium - und es hat funktioniert! Die letzten paar Runden habe ich alles gegeben und es sind mir auch ein paar gute Überholmanöver gelungen."

"So früh hätte ich nicht mit dem ersten Podium gerechnet", jubelt der nunmehr neunfache Grand-Prix-Teilnehmer. "Gestern ist es nicht gut gelaufen. Mein Start war in Ordnung, aber als ich einmal an Dani und Marco vorbei war, wollte ich einfach nur Anschluss zur Gruppe halten, die um die Podestplätze kämpfte. Als mir klar wurde, dass ich dranbleiben kann, habe ich versucht, den Hinterreifen so gut es geht zu schonen. Das ist aufgegangen."


Fotos: Tech 3, MotoGP in Silverstone


"Es wird schwierig, dieses Ergebnis zu reproduzieren, aber ich lasse es jetzt erst einmal einwirken und werde dann das Beste daraus machen", strahlt Spies. "Heute kann ich jedenfalls behaupten, der drittbeste Motorradfahrer der Welt zu sein! Das ist ein schönes Gefühl. Es ist auch toll für Yamaha und das Tech-3-Team. Ich freue mich wahnsinnig über dieses Ergebnis. Außerdem ist es klarerweise gut für mein Selbstvertrauen."

Für Hervé Poncharal kam der Durchbruch nicht überraschend, denn "wir wussten, dass Ben diese Strecke mag", erklärt der Tech-3-Teamchef. "Er ist ein unglaubliches Rennen gefahren, denn sein Start war nicht fantastisch, aber er war in den ersten zwei Runden sehr aggressiv und hat sich in Position gebracht. Er hat die Gruppe davor nicht ziehen lassen und wir wissen, dass er auf gebrauchten Reifen gut ist, daher dachten wir schon, dass er bis zum Schluss dranbleiben würde."

Druck von Stoner

"Einmal war er sogar der schnellste Fahrer auf der Strecke, aber ich war ein bisschen besorgt, denn von hinten kam Casey ziemlich schnell näher", berichtet Poncharal und lobt Spies: "Ben hat einen kühlen Kopf bewahrt und ein paar wirklich schöne Überholmanöver gezeigt. Das schönste war das gegen Nicky in der letzten Runde. Das ist sein erstes MotoGP-Podium, aber sicher nicht sein letztes. Er ist ein Riesentalent für die Zukunft."

Colin Edwards

Colin Edwards erlebte in Silverstone ein frustrierendes Wochenende Zoom

Im Jubel um Spies ging der neunte Platz von Colin Edwards völlig unter. Der zweite Amerikaner bei Tech 3 war sich daher auch nicht zu schade, seinem Teamkollegen fair zu gratulieren: "Ben hat fantastische Arbeit geleistet. Ich bewundere ihn. Er hat heute gezeigt, was für ein großartiger Fahrer er ist. Außerdem ist es klasse für das Tech-3-Yamaha-Team, wieder einmal auf dem Podium zu stehen", so der 36-Jährige.

Für ihn selbst war Silverstone ein verkorkstes Wochenende. Heute fuhr er ein einsames Rennen, dennoch klagte er am Ende wie schon in Mugello über körperliche Beschwerden: "Das Motorrad ist nicht agil genug, also muss ich es mit viel Kraft in die Kurven legen. Deswegen sind die Muskelbeschwerden im Arm wieder aufgetreten, aber zum Glück nicht so extrem wie beim letzten Rennen", berichtet Edwards.

"Ich bin nicht zufrieden mit neunten Plätzen", stellt er klar, "aber ehrlich gesagt bin ich heute sogar halbwegs happy mit meiner Leistung. Nach einem schwierigen Wochenende ist es viel besser gelaufen als erwartet. Ich liege noch weit hinter der Spitzengruppe, aber ich hatte hier so viele Probleme, dass ich vor dem Start nicht einmal sicher damit gerechnet hätte, in den Top 10 über die Ziellinie zu fahren..."