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  • 12.01.2010 11:52

Stoner kritisiert Ärzte: "Niemand hat mir geglaubt"

Casey Stoner spricht über seine Laktoseintoleranz und die damit verbundenen Probleme und sagt Valentino Rossi den Kampf an

(Motorsport-Total.com/SID) - Gekränkt, gedemütigt und als "Spinner" abgetan hat der frühere Motorrad-Weltmeister Casey Stoner heftige Kritik an seinen Ärzten geübt: "Alle haben geglaubt, ich sei nicht normal. Niemand hat mir geglaubt", sagte der Australier am Dienstag in Madonna di Campiglio. "Wenn man denkt, jemand sei verrückt, dann glaubt man ihm eben nicht, wenn er es abstreitet."

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Casey Stoner fühlt sich wieder fit und sagt nun Valentino Rossi den Kampf an

Monate vergingen, bis ein Arzt feststellte, dass der Weltmeister von 2007 an einer Laktoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) leidet, die ihn letztlich sogar zu einer Pause von drei Rennen zwang. "In den ersten Rennen habe ich noch gedacht, ich hätte Schnupfen und ein bisschen Fieber, aber mir war schnell klar, dass es mehr ist. Nach zwei oder drei Runden war ich regelmäßig schweißgebadet", berichtete Stoner.#w1#

Sein Gang zu zahlreichen Ärzten blieb zunächst ohne Ergebnis: "Sie haben alles untersucht, aber meine Blutwerte waren gut. Deshalb blieb für sie nur noch die Erklärung, dass es sich um ein psychisches Problem handeln muss", sagte Stoner, der sich von diesen Diagnosen heute noch gekränkt fühlt: "Ich bin ein Siegertyp. Es ist ausgeschlossen, dass ich mitten in einer Saison mentale Probleme bekomme. Die Lösung ist manchmal ganz einfach, aber nur ein einziger Arzt hat sie schließlich gefunden."

Die Sensibilität für mentale Probleme im Sport ist in den vergangenen Monaten ständig gewachsen. Nicht nur in Deutschland, wo der Selbstmord des an Depressionen leidenden Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke am 10. November die Nation schockte. Viele fühlen sich in der Leistungsgesellschaft allerdings nach wie vor bei der bloßen Erwägung psychischer Probleme gekränkt. Stoner gehört offenbar dazu: "Ich werde versuchen, diese Sache zu vergessen", sagte er.

Da er seit Monaten keine Milchprodukte mehr zu sich nimmt, sieht er sich im Kampf gegen Dauerrivale Valentino Rossi um die WM-Krone in der Königsklasse MotoGP wieder in einer guten Position: "Ich hatte in den vergangenen Jahren immer gesundheitliche Probleme, die mich meinen Urlaub im Winter gekostet haben. Dieses Jahr konnte ich die freie Zeit genießen und habe Kraft getankt", erzählte er. Die Hoffnung auf den zweiten Titel in der MotoGP nach 2007 ist daher groß: "Ich hatte in den vergangenen beiden Jahren schon alle Möglichkeiten zu gewinnen. Da ging es mir aber schlecht. Nun bin ich wieder gesund und will meine Chancen nutzen."

Lediglich Stoner und sein Ducati-Teamkollege Nicky Hayden haben seit Einführung der MotoGP 2002 außer Rossi den Titel gewonnen. Den achtmaligen Weltmeister aus Italien sieht Stoner immer noch als das Maß der Dinge. Der "Doktor" sei "zweifellos der Stärkste", fahrerisch wie mental: "Es fasziniert mich, wie er mit den Fans und den Medien umgeht", sagte der mit 24 Jahren sechs Jahre jüngere Australier. "Besonders faszinierend ist die Art und Weise, wie er unter Druck reagiert."