Stefan Bradl und Jonas Folger: Wie sie ihre Saison bewerten

Stefan Bradl und Jonas Folger blicken auf ihre Saison und in die Zukunft - Wie sie die Situation aus persönlicher Sicht beurteilen

(Motorsport-Total.com) - Nach fünf MotoGP-Jahren verabschiedet sich Stefan Bradl in die Superbike-WM. Jonas Folger tritt in seine Fußstapfen und wird 2017 Deutschland in der Motorrad-Königsklasse vertreten. Beide blicken auf eine durchwachsene Saison zurück. Bradl hatte im Entwicklungsprojekt von Aprilia kaum eine Chance auf Spitzenergebnisse. Folger wollte in seiner dritten Moto2-Saison um den Titel kämpfen, doch seine Ergebnisse schwankten zu stark. Im Wordrap mit 'Motorsport-Total.com' bewerten beide ihre eigene Saison und blicken auf die kommenden Aufgaben voraus.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Brünn: Jonas Folger holte 2016 den einzigen Grand-Prix-Sieg für Deutschland Zoom

Frage: "Wie bewertest du deine eigene Saison 2016?"
Stefan Bradl: "Ich bin schon zufrieden. In vereinzelten Rennen wäre vielleicht etwas mehr möglich gewesen. Aber für das Paket, das wir bei Aprilia gehabt haben, war ich nicht unzufrieden. Am Schluss war Bautista der Schnellere. Es ist in Silverstone losgegangen, wo ich einen Nuller hatte. Er ist dort Zehnter geworden und hat dadurch in der Tabelle etwas Vorsprung bekommen. In den letzten Rennen war er etwas stärker als ich. Aber im Grunde war ich mit meiner eigenen Leistung in dieser Saison nicht unzufrieden."
Jonas Folger: "Ich habe mir am Anfang mehr von der Saison erhofft. Wir haben stark angefangen, hatten einen richtigen Hänger zu Saisonmitte gehabt und zum Schluss hin ist es wieder ein bisschen besser geworden. Im Großen und Ganzen bin ich mit der Saison zufrieden."

Frage: "Was war dein schönstes Erlebnis in der Saison 2016?"
Bradl: "Der siebte Platz in Argentinien war eine Freude, da hatte ich Spaß. Es war zwar ein crazy Rennen mit Boxenstopps, aber Platz sieben war am Ende eine coole Nummer."
Folger: "Der Sieg in Brünn."

Frage: "Und dein bestes Rennen 2016?"
Bradl: "Eigentlich war es Australien, obwohl ich am Ende nur Elfter geworden bin. Aber ich war an der Gruppe bis Platz fünf dran. Da wir die Übersetzung auf der Geraden etwas zu kurz gewählt hatten, musste ich am Ende etwas Federn lassen. Aber das war ein starkes Rennen, bei dem ich mit meiner Leistung richtig zufrieden war. Es war schon ein wenig enttäuschend, dass ich am Ende nur Elfter war, aber das Rennen war von mir echt gut."
Folger: "Das beste Rennen war Brünn. Es hat geregnet, aber doch das beste Rennen, weil wir gewonnen haben."

Nicky Hayden, Stefan Bradl, Danilo Petrucci

Stefan Bradl bezeichnet Phillip Island als sein bestes Rennen 2016 Zoom

Frage: "Worauf freust du dich am meisten in der neuen Saison?"
Bradl: "Auf die neue Herausforderung, auf die neue Umgebung und auf die ganz neue Serie."
Folger: "Eigentlich auf alles. Auf jedes Rennen und jedes Training. Ich freue mich eigentlich am meisten auf die IRTA-Tests, weil wir dann alle zusammen fahren und dann zeigt sich auch wo wir stehen."

Neue Herausforderung in MotoGP und Superbike-WM

Frage: "Und wie lauten deine Ziele für die kommende Saison?"
Bradl: "Ich will vorne mit dabei sein und schauen, dass ich in die Top 5 komme."
Folger: "Ich habe mir keine Position als Ziel gesetzt, aber ich möchte mich selbst überraschen. Ich will mich und den Rest überraschen und schauen, was ich kann. Einfach für gute Rennen sorgen."

Frage: "Welches Motorrad fährst du privat?"
Bradl: "Honda VFR 1200. Ich habe mir jetzt auch eine neue Honda Africa-Twin bestellt."
Folger: "Momentan noch eine KTM Super Duke."

Jonas Folger

Jonas Folger betritt im nächsten Jahr das Haifisch-Becken MotoGP Zoom

Frage: "Deine Lieblingsstrecke?"
Bradl: "Bis jetzt waren es Mugello und Brünn, aber es gibt noch andere Strecken, die ich echt gut finde. Aragon finde ich gut und Portimao wird mit den Bergauf- und Bergabpassagen auch cool. Für die neue Saison ist es sicherlich Aragon."
Folger: "Malaysia."

Frage: "Wie bewertest du die Situation des Motorradsports im Nachwuchsbereich in Deutschland?"
Bradl: "Es ist traurig, schwierig und angsteinflößend, dass keiner nachkommt. Traurig an der ganzen Geschichte ist, dass sich keiner darum kümmert und etwas dagegen tut. Die IDM ist am Untergehen und der ganze Motorradrennsport in Deutschland hat wahrscheinlich keine große Zukunft. Wenn Folger, Schrötter, Cortese und ich irgendwann einmal den Helm an den Nagel hängen, dann mache ich mir wirklich Sorgen, was danach kommt. Ich hoffe es aber nicht."
Folger: "Schwierig, weil es ganz offensichtlich ist, dass wir wenig Nachwuchs haben. Es gibt sicher viele Talente, aber es ist schwierig, ab einem gewissen Level aufzusteigen in eine gewisse Klasse und sich dann durchzusetzen."

Frage: "Was wirst du nach deiner aktiven Karriere machen?"
Bradl: "Ich weiß noch nicht, wann ich meinen Helm an den Nagel hänge. Für die Zeit danach denke ich mir, dass ich mir hier in Deutschland ein Haus bauen werde."
Folger: "Da bin ich noch am Überlegen, ich möchte etwas für den Nachwuchs machen. Ich will im Motorsport bleiben und möchte weiterhin etwas mit Motorrädern zu tun haben. Wenn es möglich ist, würde ich gerne den Nachwuchs fördern."