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Silverstone: Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Alex Rins zeigt in Silverstone, dass auch er Marc Marquez im Duell besiegen kann - Entwickeln sich Suzuki und Rins zu kommenden Weltmeistern in naher Zukunft?

Titel-Bild zur News: Alex Rins

Nach Rossi hat Rins nun auch Marquez im Duell um den Sieg geschlagen Zoom

Liebe Motorradfreunde,

nach der peinlichen Rennabsage im Vorjahr hat Silverstone alles richtig gemacht. Für den neuen Asphalt gab es Lob von allen Seiten. Neue Rundenrekorde gab es schon in den Trainings und alle drei Rennen waren bis zum Schluss extrem spannend. Dazu wurde rundherum den Fans viel geboten. Kurzum, es war ein tolles MotoGP-Fest! 50.000 Besucher am Sonntag sind gewiss ausbaufähig. Vielleicht fehlt im Vergleich zur Formel 1 ein großer britischer Motorradheld.

Es bleibt zu hoffen, dass die großartige Show für das nächste Jahr mehr Zuschauer an die Strecke locken wird, denn viel spannender kann ein Rennen kaum sein. Und damit wären wir auch beim großen Gewinner von Silverstone: Alex Rins. Wahnsinn, sein Manöver in der Woodcote-Kurve war einfach phänomenal! Ich glaube, jeden von uns hat es von den Sitzen gerissen, dass das so geklappt hat und er wenige Zentimeter vor Marc Marquez über die Ziellinie gefahren ist.

Alex Rins ist extrem cool und clever

Was mich persönlich so beeindruckt, ist die Coolness und Kaltschnäuzigkeit, wie Rins dieses Manöver durchgezogen hat. Sicher gehört auch ein wenig Glück dazu, dass Marquez einen kleinen Rutscher in der Woodcote hatte und nicht voll durchziehen konnte. Rins hat das Manöver aber so perfekt am Kurveneingang vorbereitet und die Qualität der Suzuki optimal genutzt. Schon in der Runde davor war sein Kurvenspeed zu sehen, als er es außen (!) in Woodcote versucht hatte.

In Austin hat Rins die Nerven behalten und Valentino Rossi besiegt, der Millionen mal mehr Erfahrung hat und mit allen Wassern gewaschen ist. Und jetzt hat der 23-Jährige Marquez geschlagen. Zwei Legenden des Sports, die zu den besten Motorradrennfahrern aller Zeiten zählen. Wer das schafft, der kann selbst eine große und erfolgreiche Zukunft vor sich haben. Ich bin überzeugt, dass Rins alle Voraussetzungen dafür hat.


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Denn Rins wirkte so cool und so abgebrüht, dass es wirklich sehr beeindruckend war. Meiner Ansicht nach zählt Rins auch zu den cleversten und intelligentesten Fahrern im Feld. Er wirkt zwar oft ruhig und introvertiert. Er sagt oft nicht viel und erscheint manchmal etwas langweilig. Aber dass er auch Emotionen zeigen kann, wurde gestern nach der Zieldurchfahrt deutlich. Außerdem wird ihm dieser Sieg auch psychologisch einen weiteren Schub geben, denn er weiß nun, dass er Marquez im direkten Duell besiegen kann.

Rins und Suzuki bauen etwas Großes auf

Rins weiß auch, dass er mit Suzuki etwas Großes aufbauen kann. Die Stürze in Assen und auf dem Sachsenring waren natürlich bitter. Auch Suzuki ist noch nicht ganz so weit, um wirklich auf jeder Strecke eine Siegchance zu haben. Aber dort entsteht derzeit etwas. Die Stimmung ist gut und Suzuki verfolgt den eigenen Weg. Statt für teures Geld irgendwelche Superstars einzukaufen, setzt man konsequent auf junge Fahrer. Und das zahlt sich aus.

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sowohl Suzuki als auch Rins in naher Zukunft einen weiteren Schritt machen können und man sich als wirklicher Herausforderer von Marquez etablieren kann. Vielleicht klappt es noch nicht nächstes Jahr mit dem WM-Titel, aber für 2021 wird sich im Fahrerlager viel verändern. Einige Fahrer könnten aufhören oder das Team wechseln. Es werden auch einige neue Talente aus der Moto2 hinzukommen.

Alex Rins, Marc Marquez

Wird Rins in naher Zukunft der WM-Herausforderer von Marquez? Zoom

Diese vielen Veränderungen im Feld könnten die große Chance von Suzuki und Rins werden, wenn sie ihren Weg konsequent weiterverfolgen. Für den Sport kann es nichts Besseres geben, wenn auch Suzuki mitmischt. Denn jetzt hat man zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 mehr als ein Rennen in einer Saison gewonnen. Damals wurde Kenny Roberts jun. als letzter Fahrer mit Suzuki Weltmeister. Rins war damals erst fünf Jahre alt - so lange ist das schon her!

Ihr,


Gerald Dirnbeck

P.s.: Die Kolumne "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" finden Sie auf unserer Schwesterseite Motorsport.com. Dieses Mal dreht sich alles um Johann Zarco und KTM.

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