Showdown: Martin im Sprint "nervös", Bagnaia braucht "mehr als das"

Kommt Jorge Martin im Barcelona-Finale am Sonntag auf P9 ins Ziel, ist er der MotoGP-Weltmeister 2024 - Wird es so einfach, wie es auf dem Papier erscheint?

(Motorsport-Total.com) - 24 Runden, 19 Punkte: Das ist die Ausgangslage für den Sonntag in Barcelona und das entscheidende Rennen im Zweikampf um den MotoGP-Titel 2024. Verfolger Francesco "Pecco" Bagnaia hat mit seinem souveränen Sieg im Sprint am Samstag fünf Punkte auf WM-Spitzenreiter Jorge Martin aufgeholt und wird auch am Sonntag wieder von der Pole starten.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Nach dem Barcelona-Sprint sind es noch 19 Punkte, die Martin auf Bagniaa Vorsprung hat Zoom

Während Bagnaia das berühmte "Momentum" am bisherigen Wochenende auf seiner Seite hat, so besitzt Martin, der am Samstag vom vierten Startplatz Dritter wurde und auch am Sonntag wieder als Vierter starten wird, den Vorteil seiner 19 Punkte Vorsprung.

Weil am Sonntag noch maximal 25 Punkte zu holen sind, bedeutet das: Selbst wenn Bagnaia wieder gewinnt, ist Martin mit P9 oder besser der MotoGP-Weltmeister 2024. Für den 26-jährigen Spanier wäre es der erste WM-Titel in der Königsklasse und sein insgesamt zweiter WM-Titel. In der Saison 2018 war Martin der Moto3-Weltmeister.

Sollte das Rennergebnis am Sonntag Bagnaia auf P1 und Martin auf P10 ausweisen, wären die beiden punktgleich. In diesem Fall wäre Bagnaia dank der höheren Anzahl Grand-Prix-Siege in diesem Jahr der MotoGP-Weltmeister 2024. Im Falle des 27-jährigen Italieners wäre es der dritte MotoGP-Titel in Folge und sein insgesamt vierter WM-Titel, da er 2018 der Moto2-Weltmeister war.

Martin gesteht: Bagnaias Reifenwahl machte ihn "nervös"

Den Sprint am Samstag beschreibt WM-Spitzenreiter Jorge Martin als ein Rennen, in dem er "angespannt" war. Damit bezieht er sich auf das Duell mit Bagnaias Ducati-Teamkollege Enea Bastianini. Nach mehreren gegenseitigen Überholmanövern war es Bastianini, der das entscheidende Manöver setzte.

In Kurve 5 der letzten Runde ging Bastianini innen an Martin vorbei und verdrängte den Pramac-Piloten damit von der zweiten auf die dritte Position. Damit hat es "Bestia" seinem Teamkollegen Bagnaia ermöglicht, den Punkterückstand auf Martin von vorher 24 nicht nur auf 21, sondern auf 19 Zähler zu verkürzen.

MotoGP-Action auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya

Bagnaia fuhr mit hartem Vorderreifen vornweg, Martin duellierte sich mit Bastianini Zoom

Ein Unterschied zwischen Martin und Bagnaia waren am Samstagnachmittag nicht nur die drei Plätze Abstand in der Startaufstellung, sondern auch die Reifenwahl. Polesetter Bagnaia wählte den harten Vorderreifen, den er erst im zweiten Freien Training am Samstagvormittag erstmals ausprobiert hatte. Martin hingegen entschied sich für den Medium-Vorderreifen. War es für den WM-Spitzenreiter die falsche Wahl?

"Ich war schon ein bisschen nervös, denn mir wurde gesagt, dass 'Pecco' mit dem harten Reifen fahren wird. Ich war mir aber nicht sicher, ob er das wirklich tun würde", sagt Martin. Zur Erinnerung: Am Malaysia-Wochenende in Sepang wechselte Bagnaia spät in der Startaufstellung noch den Vorderreifen.

"Deshalb habe ich für mich", so Martin weiter, "diesmal einfach dahingehend entschieden, was für mich selber der beste Reifen ist. Das war der Medium. Gegen Ende des Rennens war ich damit aber doch ziemlich am Limit. Im Duell mit Enea habe ich den Reifen ziemlich stark strapaziert".

Bastianini schildert Duell mit Martin

Bastianini verrät, dass er seinen Angriff auf Martin in Kurve 5 der letzten Runde "schon ein wenig im Voraus geplant" hatte. "Als es darauf ankam, hatte ich großes Vertrauen, die innere Linie zu nehmen. Ich war in diesem Moment deutlich schneller als er. Einfach war es trotzdem nicht, denn auf der linken Flanke sind die Reifen hier immer etwas kühler. Aber es hat funktioniert", so Bastianini.

Den Grundstein für seinen zweiten Platz und zur Hilfe für Teamkollege "Pecco" Bagnaia legte Bastianini mit seinem starken Start. Vom achten Startplatz losgefahren war er es, der als Erster in die erste Kurve einbog. Zwei Kurven später zog Bagnaia innen an Bastianini vorbei und gab die Führung von da an bis ins Ziel nicht mehr ab.

Nachgefragt, ob er sich auch am Sonntag im Kampf um das Podium mitfahren sieht, antwortet Bastianini: "Wenn mir so ein Start wie heute gelingt... Das ist jedenfalls mein Plan."

Für Bastianini geht es aber nicht nur darum, Bagnaia im Titelkampf zu unterstützen. Vor allem geht es für "Bestia" auch darum, den dritten WM-Platz für sich selber gegen Gresini-Ducati-Pilot Marc Marquez zu erringen. Nach dem Sprint hat der Ducati-Werkspilot in diesem Duell fünf Punkte Vorsprung.

Bagnaias Ausblick auf Sonntag: "Brauche noch mehr als das"

Francesco Bagnaia würde erneute Hilfe von Bastianini im Grand Prix am Sonntag natürlich gerne in Anspruch nehmen, weiß aber angesichts von 19 Punkten Rückstand auf Jorge Martin: "Enea hat heute einen richtig guten Job gemacht, aber morgen brauche ich noch mehr als das."

1. Francesco Bagnaia, 2. Enea Bastianini, 3. Jorge Martin

Ein solches Ergebnis auch am Sonntag, dann wäre Jorge Martin Weltmeister Zoom

"Ich rechne für morgen mit einem Rennen wie heute, in dem Jorge kein Risiko eingehen wird", sagt Bagnaia in Vorausschau auf den Grand Prix über 24 Runden am Sonntag. Dass er von dem von P2 startenden Aprilia-Piloten Aleix Espargaro keine Hilfe erwarten kann, das ist für den WM-Verfolger in Stein gemeißelt.

"Er ist für Jorge mehr als nur ein Freund", sagt Bagnaia über Espargaro. "Das Verhältnis der beiden ist unglaublich und Jorge wird ja zu Aprilia wechseln, wo sie natürlich gerne die Startnummer 1 haben würden. Deshalb wird [Espargaro] unter keinen Umständen Jorge attackieren oder überholen. Dessen bin ich ich mir absolut bewusst. Wir werden sehen, was morgen passiert."

Und Martin? Im Wissen, dass ihm am Sonntag ein neunter Platz auf jeden Fall zum Titelgewinn reichen wird, wird der Pramac-Pilot "das tun, was notwendig ist, um den Titel einzufahren", wie er sagt. Eine von Bagnaia abweichende Reifenwahl plant Martin für das entscheidende Rennen im WM-Kampf nicht noch einmal: "Ich gehe davon aus, dass wir alle dieselbe Wahl treffen werden. Es wird einfach darum gehen, die Gegner zu kopieren."

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