Schwantz sieht keinen zukünftigen US-Star

Die USA wartet auf den nächsten MotoGP-Superstar - Kevin Schwantz sieht schwarz, weil Motorräder in den USA einen anderen Stellenwert als in Europa haben

(Motorsport-Total.com) - Die Motorrad-WM wird derzeit von Spaniern dominiert. Zuletzt in Austin waren acht der neun Podestplätze in spanischer Hand. Die Vorherrschaft der Italiener ist seit einiger Zeit beendet. Und auch Erfolge der USA liegen schon länger zurück. Nicky Hayden schaffte seit seinem Titelgewinn im Jahr 2006 lediglich acht weitere Podestplätze, aber keinen einzigen Sieg. Ben Spies blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück und konnte erst einen Grand Prix (Assen 2011) gewinnen. Die USA kann auf eine erfolgreiche Tradition zurückblicken.

Titel-Bild zur News: Kevin Schwantz

Kevin Schwantz gewann im Jahr 1993 die 500er-Weltmeisterschaft

Legenden wie Kenny Roberts, Freddie Spencer, Eddie Lawson, Wayne Rainey, Kevin Schwantz und Kenny Roberts Jr. gewannen viele Rennen und WM-Titel. Sie drückten der Königsklasse ihren Stempel auf und prägten ihre Ära. Die USA wartet auf den nächsten Superstar, doch derzeit ist niemand in Sicht. "Es fehlt die Leidenschaft. Die Leute fahren Motorräder nur, weil der Kopf es sagt. Sie fahren nicht mit dem Herzen", sagt Schwantz bei 'GPOne.com' über seine Landsleute.

Der 500er-Weltmeister von 1993 bringt einen treffenden Vergleich: "Motorräder sind in Europa ein Lebensgefühl und in den Vereinigten Staaten Luxus. Es ist nicht das wichtigste Fortbewegungsmittel. Man fährt hier nur bei schönem Wetter. In Europa baut man an den Roller ein Windschild, das den Regen abhält. Deshalb ist es in Europa viel größer. Die Leute sind viel passionierter", findet Schwantz.

Das wirkt sich auch auf den Sport aus, denn in Europa fahren viele Jugendliche Motorradrennen. Marc Marquez kürte sich zuletzt in Austin mit 20 Jahren zum jüngsten Sieger aller Zeiten. Diesen Altersvorsprung können Fahrer aus den USA nicht aufholen. "Valentino, Dani oder Lorenzo waren mit 17 Jahren Weltmeister. Man liegt also zu diesem Zeitpunkt viel zu weit zurück", so Schwantz. "Wir haben Talente in den USA. Doch es fehlt eine Serie."

"Wir benötigen bessere Manager und mehr Beteiligung von den Herstellern. Es ist für ein junges Talent sehr schwierig, nach Europa zu gehen. Das kann sich mit 16 Jahren keiner leisten." Derzeit ist in den kleinen Klassen auch kein US-amerikanisches Talent unterwegs. Die Nachfolger von Roberts, Lawson und Rainey werden weiterhin gesucht.