Rossi gewinnt Dutch TT, Lorenzo starker Fünfter

Yamaha besiegt Honda: Valentino Rossi holt sich in Assen den Sieg vor Marc Marquez und Cal Crutchlow - Jorge Lorenzo mit unglaublicher Leistung Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Sensationelles Rennen in Assen: Valentino Rossi gewinnt die Dutch TT und feiert seinen ersten Sieg seit Malaysia im Jahr 2010. In der außergewöhnlichen Karriere des Superstars war es der 80. Triumph in der Königsklasse. "Ich bin sehr froh, doch ich kann es noch gar nicht glauben. Es ist ein tolles Gefühl, wieder gewonnen zu haben. Es ist lange her seit Sepang 2010. Ich habe mich selbst gefragt, ob ich noch siegen kann oder nicht. Es war eine harte Periode. Ich habe nie aufgegeben und immer gearbeitet. Das ist meine Leidenschaft - ich liebe es, Motorräder zu fahren", sagt Rossi überwältigt.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi holte sich in Assen den 47. Sieg mit der Yamaha M1 Zoom

Im Duell um Platz zwei setzte sich Rookie Marc Marquez (Honda) gegen Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha) durch. Geschlagen kam Dani Pedrosa (Honda) als Vierter ins Ziel. In der Schlussphase büßte er die Plätze gegen Marquez und Crutchlow ein. Eine übermenschliche Leistung lieferte Jorge Lorenzo ab. Am Donnerstag brach sich der Yamaha-Werksfahrer das linke Schlüsselbein und wurde in der Nacht auf Freitag operiert. Am Samstag setzte er sich wieder auf seine Yamaha und wurde sensationell Fünfter.

Seine Entscheidung für den Start war richtig, denn er büßte in der WM nur zwei Zähler auf Pedrosa ein. Pedrosa verteidigte seine WM-Führung und hat nun neun Punkte Vorsprung auf Lorenzo. Stefan Bradl konnte seinen Startplatz in der ersten Reihe nicht optimal nutzen. Der Deutsche fuhr mit seiner LCR-Honda ein einsames Rennen und kam auf Platz sechs ins Ziel. Zum 65. Mal wurde die Dutch TT in Assen ausgetragen und 90.000 Fans hatten sich zu diesem Motorradfest rund um die Strecke versammelt.

In der Startaufstellung war die Reifenwahl klar: Alle Fahrer hatten sich für die weiche Hinterradmischung entschieden. Mit Ausnahme von Yonny Hernandez (PBM) und Lukas Pesek (Ioda) hatten alle vorne den harten Slick aufgezogen. Beim Start setzte sich Pedrosa durch und ging in der ersten Kurve in Führung. Dahinter sortierten sich Bradl, Marquez und Rossi ein. Crutchlow war von der Pole-Position auf Position fünf zurückgefallen.


Fotos: MotoGP in Assen, Samstag


In der ersten Kurve ging alles gut und auch Lorenzo war auf dem Vormarsch. Am Ende der ersten Runde führte Pedrosa vor Marquez und Rossi. Bradl war vor Crutchlow Vierter. Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) lag auf Platz fünf, doch an seinem Hinterrad klebte schon Lorenzo. Bereits in der zweiten Runde war der Weltmeister an Bradl vorbei und weiter auf dem Vormarsch. Nach der turbulenten Anfangsphase führte das Honda-Duo. Dahinter kamen die Yamaha-Asse Rossi, Crutchlow und Lorenzo immer näher heran.

Marc Marquez

Marc Marquez fuhr zum sechsten Mal in seiner Rookie-Saison auf das Podest Zoom

In der vierten Runde schnappte Rossi Marquez den zweiten Platz weg. Dahinter hatte Lorenzo schon Crutchlow überholt und war Vierter. Rossi war auf dem Vormarsch. Der Superstar holte Pedrosa ein. Am Ende der fünften Runde schnappte sich Rossi in der Zielschikane die Führung und Jubel brandete auf den prall gefüllten Tribünen auf. Rossi konnte sich aber zunächst nicht absetzten. Pedrosa fuhr auf Platz zwei. Dahinter übte Lorenzo Druck auf Marquez aus. Crutchlow hielt als Fünfter ebenfalls noch den Anschluss. In diesem Ton ging es weiter.

Rossi kontrolliert das Rennen

Bei Halbzeit führte Rossi weiterhin knapp vor Pedrosa und Marquez. Lorenzo war eineinhalb Sekunden hinter Marquez zurückgefallen und bekam von hinten Druck von Crutchlow. In Runde 16 verlor Lorenzo schließlich Platz vier an Crutchlow. Der Brite überholte ohne Risiko in der Zielschikane. Neun Runden vor dem Ende wurde das Honda-Duell plötzlich heiß. Marquez schoss an Pedrosa in Kurve 13 vorbei, doch Pedrosa konterte sofort und schnappte sich wieder Platz zwei.

Marquez ging aber kurz darauf in einem weiteren Manöver in der Zielschikane vorbei und war Zweiter. Das spielte auch Rossi in die Karten, der ein Polster von einer Sekunde souverän verwaltete. Pedrosa wurde wie in den vergangenen Rennen im letzten Renndrittel langsamer. Der Spanier kam unter Druck von Crutchlow und musste dem Briten Platz drei überlassen. Die Positionen waren bezogen.

Cal Crutchlow

Cal Crutchlow zeigte einmal mehr, dass er einen Werksvertrag verdient Zoom

Rossi ließ sich in den letzten Runden nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. "Ich muss Yamaha danken, dass sie mir eine weitere Chance im Werksteam gaben. Ich war zu Beginn nicht zufrieden mit dem Motorrad, doch ab diesem Rennen hatte ich die richtige Balance gefunden. Ich kann das Motorrad nun besser fahren", lautet einer der Gründe für den Erfolg. "Ich musste um den Sieg kämpfen. Ich fühlte mich gut. Ich habe mit allen Fahrern gekämpft, doch ich war an einigen Stellen ein bisschen schneller. So müssen wir weitermachen", kündigt Rossi an.

Marquez hält Crutchlow in Schach

In den letzten beiden Runden entwickelte sich noch ein enges Duell zwischen Marquez und Crutchlow um Platz zwei. Crutchlow klebte am Hinterrad des Spaniers und übte großen Druck aus. Zu Beginn der letzten Runde war Crutchlow für die erste Kurve viel zu spät auf der Bremse. Beinahe wäre er Marquez ins Heck gerauscht, aber im letzten Moment konnte Crutchlow noch aufmachen und die Situation retten. Die Entscheidung war gefallen, Marquez wurde Zweiter und Crutchlow komplettierte als Dritter das Podest.

"Wir haben uns berührt. Ich sagte ihm, dass es wie bei Dani war und es mir leid tut, noch bevor er es im Fernsehen sieht", entschuldigt sich Crutchlow. "Es war wieder ein schwieriges Rennen. Wir waren wieder zu spät dran. Ich denke, wir hätten Valentino herausfordern können. Doch ich startete zu schlecht und musste in den ersten fünf Runden immer weite Linien wählen. Doch ich bin sehr zufrieden. Es sind jetzt drei Podiums in dieser Saison. Das ist gut für die Meisterschaft. Wir konnten gute Schritte machen. Ich freue mich für das Team."

Stefan Bradl

Der Deutsche Stefan Bradl konnte das Tempo der Spitze nicht mitgehen Zoom

Auch Marquez strahlte auf dem Podest: "Das Rennen war zu Beginn schneller als ich dachte", meint der Rookie über die Pace. "Ich folgte Dani. Dann ging Valentino an mir vorbei. Doch dann gab ich mein Bestes und als ich Dani überholte, wollte ich Valentino einholen, doch dafür hätte ich zu viel Risiko eingehen müssen. Zudem hatte ich Schmerzen am Arm. Ich beanspruchte den Arm zu sehr und hatte Probleme mit den Fingern, doch ich bin froh und gratuliere Valentino und Cal." Marquez fuhr nach einem Trainingssturz mit einem gebrochenen kleinen Finger der linken Hand und mit einer gebrochenen Zehe am rechten Fuß.

Lorenzo kämpft sich über die Distanz

Lorenzo schaffte die Distanz und sah die karierte Flagge als Fünfter. Als er an die Yamaha-Box zurückkehrte, spendeten seine Mechaniker Applaus. Bradl konnte Lorenzo in der zweiten Rennhälfte nicht mehr einholen. Der Deutsche fuhr ein einsames Rennen und kam 27 Sekunden hinter Rossi als Sechster ins Ziel. Dahinter folgte Alvaro Bautista (Gresini-Honda) als Siebter. Ein starkes Rennen zeigte erneut Aleix Espargaro (Aspar). Der Spanier hielt alle Ducati-Prototypen in Schach und war klar der beste CRT-Vertreter.

Im Ziel feierte Espargaro seinen achten Platz. Ein Rennen zum Vergessen zeigte Ducati. Nicky Hayden und Andrea Dovizioso fuhren chancenlos rund um Platz zehn. Lange folgte Rookie Smith diesem Duo, bis er sich durchsetzte und Neunter wurde. Im Ducati-Duell hatte schließlich Dovizioso die Oberhand vor Hayden. Die Plätze zehn und elf sprachen eine deutliche Sprache über die derzeitige Konkurrenzfähigkeit der GP13.

Jorge Lorenzo

Trotz Schmerzen lieferte Jorge Lorenzo eine unglaubliche Leistung ab Zoom

Randy de Puniet (Aspar) war als Zwölfter der zweitbeste CRT-Vertreter. Der Franzose hielt das Pramac-Ducati-Duo in Schach. Andrea Iannone kam vor Michele Pirro als 13. über die Ziellinie. Dahinter folgten die weiteren CRT-Fahrer. Den letzten WM-Punkt holte Karel Abraham (Cardion). Mit Ausnahme von Pesek kamen alle gestarteten Fahrer ins Ziel. Weiter geht es in zwei Wochen in Deutschland: Am 14. Juli steht der Sachsenring auf dem Programm.