• 11.09.2016 21:49

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Reifenprobleme werfen Marc Marquez in Misano zurück

Wie schon in Silverstone verpasst Marc Marquez auch in Misano das Podium: Den Honda-Piloten plagen beim Großen Preis von San Marino erneut Reifenprobleme

(Motorsport-Total.com) - Verkehrte Rollen bei Honda: Ist normalerweise Marc Marquez ein aussichtsreicher Kandidat auf den Sieg, hatte beim Großen Preis von San Marino 2016 Teamkollege Dani Pedrosa die Nase vorn. Marquez hingegen hatte wie schon die Woche zuvor in Silverstone das Nachsehen und musste sich mit Rang vier zufrieden geben. War in England noch ein Fehler schuld an der verpassten Podiumschance, lag einer der Hauptgründe für das Ergebnis in Misano bei den Reifen (die komplette Reifenliste hier).

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez verliert auf Platz vier in Misano erneut wichtige WM-Punkte Zoom

Zwar sagt Marquez: "Ich habe die für mich beste Wahl getroffen." Er fuhr das Rennen mit dem harten Vorderreifen und hinten der Medium-Mischung, während die Mehrheit auch vorn medium unterwegs war und Misano-Sieger Pedrosa sogar den weichen Pneu aufzog. "Das Hauptproblem war, dass ich den neuen Reifen, den Michelin hierher gebracht hat, nicht nutzen konnte. Ich hatte damit das ganze Wochenende über zu kämpfen und konnte kein wirkliches Gefühl aufbauen. Deshalb habe ich die harte Mischung gewählt."

In Misano präsentierte Michelin neu konstruierte Reifen, die durch eine geänderte Karkasse mehr Stabilität beim Bremsen und Einlenken bieten sollen. Doch Marquez kam damit nicht so gut zurecht wie die Konkurrenz. "Ich konnte einfach nicht den besten Kompromiss finden und hatte besonders beim Bremsen in Schräglage Probleme. Das Gefühl für das Limit des Reifens fehlte und beim Umlegen war das Motorrad zu langsam", beschreibt der 23-Jährige seine Schwierigkeiten mit dem neuen Pneu.

Marc Marquez: Neue Reifen machen den Unterschied

"Doch mit dem [harten] Standard-Reifen von Michelin war ich im Training recht schnell", sagt er weiter. So schloss Marquez das vierte Freie Training am Samstag noch als Drittschnellster hinter Valentino Rossi und Teamkollege Pedrosa ab. "Mein Rhythmus im Rennen war diesem Training sehr ähnlich, aber die anderen waren in der Lage, schneller zu fahren, insbesondere Dani." Marquez hingegen konnte sich im Vergleich zu Samstag nicht noch einmal steigern und verlor nach gutem Start zusehends an Boden.


MotoGP in Misano

"Im ersten Teil des Rennens war ich sehr stark, konnte Jorge überholen und zu Valentino aufschließen. Dann aber habe ich gemerkt, dass ich womöglich stürzen werde, wenn ich weiter so pushe. Also habe ich mich auf dem vierten Platz gehalten und gehofft, dass Dani das Rennen gewinnt und Valentino einige Punkte abnimmt", fasst der WM-Leader sein Rennen zusammen. Sieben Zähler seines Vorsprungs büßte er letztlich ein, führt jetzt mit 223 Punkten vor Rossi, der 180 Punkte für sich verbuchen kann.

In den vergangenen vier WM-Läufen landete Marquez immer hinter seinem Verfolger. Oft waren Reifenprobleme die Ursache. Doch der 23-Jährige relativiert: "Das kann man nicht verallgemeinern. Brünn war ein spezielles Rennen. In Silverstone haben wir die harte Option nicht ausprobiert, deshalb wollte ich das Risiko im Rennen nicht eingehen. Trotzdem konnte ich ums Podest fahren. Hier hatten wir neue Reifen und das kann dazu führen, dass du von einer Strecke auf die andere zehn Sekunden gewinnst oder verlierst."

Schützenhilfe von Dani Pedrosa im WM-Kampf mit Rossi

Auf Marquez traf in Misano letzteres zu: Er kam mit 9,569 Sekunden Rückstand auf die Spitze ins Ziel. Dennoch versucht der Spanier, das Positive zu sehen. "Hier auf dieser Strecke war von Anfang an klar, dass ich mehr Punkte verlieren werde. Wir haben nur sieben eingebüßt, das freut mich. Das Podium war für mich heute nicht drin", gibt er zu und betont bei 43 Zählern Vorsprung auf Rossi: "Wir haben noch Zeit. Irgendwann werde ich das Risiko eingehen müssen. Im Moment geht es darum, zu verwalten."

Dabei half in Misano auch der Sieg von Teamkollege Pedrosa, der Rossi fünf wichtige Punkte abnahm. "Natürlich hilft mir sein Sieg", weiß Marquez, "heute hatte er einen sehr starken Tag und hat überlegen gewonnen, das freut mich für ihn." Schon das ganze Wochenende war der Spanier einer der Schnellsten auf der Strecke. Das bewog Marquez dazu, "zum ersten Mal seine Daten und auch die Setups mit ihm zu vergleichen, denn er war vom ersten Training an stark". Überhaupt verzeichnet Honda einen Aufwärtstrend.

"Wir versuchen immer, den besten Kompromiss zu finden. Die anderen Hondas haben einen kleinen Schritt nach vorn gemacht", erkennt auch Marquez, schränkt aber ein: "Bei mir sind die Probleme mehr oder weniger dieselben wie in der ersten Saisonhälfte. Was die Beschleunigung angeht, haben wir uns ein bisschen verbessert, aber nicht genug." Doch beim nächsten MotoGP-Rennen will der WM-Leader wieder angreifen: "Aragon passt besser zu meinem Fahrstil, sodass wir dort ein gutes Resultat erwarten."