MotoGP-Tracklimits in letzter Runde: Warum es sofort eine Strafe gibt

Das Moto2-Rennen in Misano 2019 war der Präzedenzfall - Deshalb verliert ein MotoGP-Fahrer bei Missachtung der Tracklimits in der letzten Runde eine Position

(Motorsport-Total.com) - Die Tracklimits sorgen auch in der MotoGP immer wieder für Diskussionen. Im Training ist die Situation eindeutig. Verlässt ein Fahrer die Strecke - auch wenn er nur um Millimeter über den Randstein hinausfährt - dann wird die Rundenzeit gestrichen. Im Rennen ist die Situation etwas anders.

Titel-Bild zur News: Mike Webb

Rennleiter Mike Webb erklärt die Hintergründe zur Tracklimits-Regel Zoom

Macht ein Fahrer im Rennen einen Fehler, fährt neben die Strecke und verliert Zeit oder Positionen, dann gibt es natürlich keine Strafe. Gewinnt er einen Vorteil, zum Beispiel eine etwas bessere Linienwahl für die nächste Kurve, dann sieht sich die Rennleitung das genau an.

Dreimal darf ein Fahrer die Tracklimits überschreiten. Dann gibt es eine Verwarnung. Das ist eine Toleranz für kleine Fehler. Nach insgesamt fünf Vergehen gibt es die Strafe in Form der Long-Lap-Penalty. Aber in der letzten Runde ist die Situation ganz anders.

Befindet sich ein Fahrer in der letzten Runde im Kampf mit anderen Fahrern und überschreitet nur minimal die Tracklimits, dann gibt es sofort eine Strafe. Der betreffende Fahrer wird im Ergebnis um eine Position zurückversetzt. Warum wird das in der letzten Runde so gehandhabt?

Moto2-Rennen in Misano 2019 als Präzedenzfall

Der Präzedenzfall ereignete sich im Moto2-Rennen in Misano 2019. Damals gab es diese Regel so noch nicht. In jenem Grand Prix kämpften Fabio di Giannantonio und Augusto Fernandez in der letzten Runde um den Sieg. Die entscheidende Szene spielte sich in der Curvone (Kurve 11) ab.

Fernandez fuhr außen über die asphaltierte Auslaufzone, nahm damit Schwung mit und bremste sich dann in Kurve 14 innen mit viel Ellbogeneinsatz an di Giannantonio vorbei. Das war das Manöver für den Sieg. Heute hätte Fernandez für das Missachten der Tracklimits eine Strafe bekommen.

"Der Fernandez-Zwischenfall wäre jetzt definitiv anders behandelt worden", bestätigt MotoGP-Rennleiter Mike Webb. "Das ist der Grund dafür, dass wir jetzt die aktuellen Kriterien haben, was die letzte Runde und das Hinausfahren betrifft, während man um eine Position kämpft."

"Es war eine direkte Folge dieses Zwischenfalls, bei dem die damals geltenden Kriterien besagten, man müsse einen klaren Vorteil erkennen, etwa einen Positionsgewinn oder Ähnliches." Damals mussten Fernandez und di Giannantonio bei den Rennkommissaren vorsprechen.

Der Fernandez-Sieg wurde bestätigt, denn die Daten konnten nicht belegen, dass er einen klaren Vorteil hatte. Die Diskussionen waren aber groß, denn optisch hatte jeder gesehen, dass er neben der Strecke Schwung geholt hat und so das entscheidende Überholmanöver vorbereiten konnte.

"Er war so immer noch in der Lage, ein Überholmanöver für den Sieg zu machen", sagt Webb. "Es ist also ein hervorragendes Beispiel dafür, warum sich die Kriterien verändert haben. Und ja, die Entscheidung wäre anders ausgefallen, wenn die heutigen Regeln in Kraft gewesen wären."

Moto2-Rennen in Spielberg 2020 ein "gutes Beispiel"

Es gab seither in allen Klassen Situationen in der letzten Runde, in der die neue Regel angewendet wurde. Manchmal ging es dabei auch um den Sieg. Ein Beispiel dafür ist das Moto2-Rennen in Spielberg 2 2020. Damals duellierten sich Marco Bezzecchi und Jorge Martin um den Sieg.

Martin fuhr vor Bezzecchi über die Ziellinie. Aber der Spanier war am Ausgang von Kurve 8 am Ende des Randsteins über die grüne Fläche gefahren. Im Parc ferme wurde die Position getauscht. Statt den Sieg zu feiern, musste sich Martin mit Platz zwei zufriedengeben.

"Zum Beispiel das Rennen in Österreich, das ist ein sehr klarer Beweis", findet Webb, dass das neue Reglement funktioniert. "Die Regel ist, wenn man eng mit einem anderen Fahrer kämpft und man eindeutig raus ist, dann muss man einen klaren Nachteil aufweisen."

"Martin war ganz klar draußen, Bezzecchi nicht. Wir haben die Bilder, die eindeutig sind, und so ist es nur eine natürliche Konsequenz dessen, was in den Kriterien steht. Es war die letzte Runde, es wurde eng um eine Position gekämpft und er hatte keinen Nachteil."

"Deshalb wurde die Position geändert. Die Rennkommissare treffen diese Entscheidung, aber sie tun das auf der Grundlage von Beweisen, die unumstritten sind. Es gibt also Kriterien, die die Rennkommissare beachten müssen."

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