MotoGP-Paddock inside: Yamaha wieder stark! Acosta macht Druck auf KTM
Erstmals seit Valencia 2021 sind drei Yamaha-Fahrer im Silverstone-Training direkt in Q2 - Im Vergleich dazu ist Pedro Acosta "traurig" und erwartet von KTM Fortschritte
Liebe MotoGP-Fans,

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Im Qualifying-Versuch war Fabio Quartararo wieder sehr konkurrenzfähig Zoom
der Aufwärtstrend von Yamaha hat sich auch am Trainingstag in Silverstone bestätigt. Fabio Quartararo auf Platz zwei, Jack Miller auf Platz drei und Alex Rins auf Platz neun sind eine starke Bestätigung der vergangenen Wochen. Auch Miguel Oliveira, der es nach seiner Verletzungspause noch etwas behutsamer angeht, lag nicht weit hinter den Top 10.
Die Entwicklung bei Yamaha läuft auf Hochtouren. In Le Mans gab es für alle vier Fahrer einen neuen Motor, der im fünften und sechsten Gang etwas mehr Leistung hat. Das ist für die schnelle Silverstone-Strecke natürlich eine Hilfe.
Im heutigen Vormittagstraining hat Quartararo eine neue Hinterradschwinge ausprobiert. Das Gefühl war aber nicht optimal, weshalb er den Tag mit der Standard-Schwinge fortgesetzt hat. Dafür hat er eine neue Aerodynamik homologiert.
Die neuen Winglets bestehen aber noch nicht aus Carbon. Yamaha muss erst die notwendigen Teile produzieren. "Es ist ein Prototyp", sagt Quartararo. "Das Gewicht ist etwas höher, aber ich hatte das Gefühl, dass die Flügel ein Vorteil sind und wollte sie verwenden."
Seit Le Mans haben Quartararo und Rins eineinhalb Tage in Misano privat getestet. (Auch die KTM-Testfahrer waren dort.) Rins hatte mit der neuen Aero kein gutes Gefühl und verzichtet daher darauf. Laut Quartararo ist das Turning etwas besser, aber es ist kein massiver Unterschied.
Das Pramac-Team verwendet wie das Werksteam das neueste Chassis, aber es gibt nur je eines für Miller und Oliveira. Auch diesbezüglich muss Yamaha noch genügend Stück produzieren. Aber auch das verdeutlicht, welches Entwicklungstempo Yamaha mittlerweile anschlägt.
Weil Oliveira zwischen Argentinien und Frankreich drei Rennwochenenden verpasst hat, spürt er am meisten die Fortschritte seit Saisonbeginn: "Der neue Motor hilft definitiv, und auch das Eingreifen der Elektronik ist wirklich gut."
"Dadurch können wir den neuen Hinterreifen besser nutzen. Auch das generelle Handling des Motorrads ist besser - wir können besser bremsen. In diesen schön flüssigen Kurven lenkt das Motorrad gut ein. Es ist stabil, also macht es all das, was ein normales Motorrad machen sollte."
Pedro Acosta spricht die KTM-Realität offen aus
Während die Tendenz bei Yamaha vielversprechend ist, hat KTM in Silverstone am Freitag als einzige Marke kein Motorrad direkt ins Q2 gebracht. Pedro Acosta scheiterte als Elfter aber lediglich um 0,044 Sekunden. Auf die Spitze fehlten ihm 0,570 Sekunden.
Nach dem Training fand Acosta ziemlich offene und, wie ich finde, klare Worte: "Es ist ziemlich traurig. Es ist klar, dass das Motorrad nicht gut genug ist. Wir müssen den Schritt machen, den Yamaha gemacht hat, denn, Mann, diese Jungs sind jetzt unglaublich schnell."
"Es ist einfach so, dass wir nicht gut genug sind", sagt Acosta klipp und klar. "Das ist alles. Ich meine, das Motorrad hat sich fantastisch angefühlt. Das Gefühl für das Vorderrad war im Vergleich zum Saisonbeginn wirklich hervorragend."

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Pedro Acosta am frühen Freitagabend bei seiner Medienrunde Zoom
"Es gibt Dinge, die wir bei der Traktion verbessern müssen, aber nichts Weltbewegendes. Das Motorrad hat gut funktioniert, aber wir waren einfach nicht schnell genug oder nicht gut genug." Acosta erwartet im Vergleich zum Qualifying eine leicht bessere Rennpace.
Auch Maverick Vinales konnte diesmal nicht die Kohlen aus dem Feuer holen. "Das Gefühl ist gut", bestätigt er die grundsätzliche Einschätzung von Acosta, "aber uns fehlt ein klein wenig, vor allem beim Bremsen."
"Wenn man das Motorrad in die Kurve legt, fühlt sich der Hinterreifen an wie auf Eis. Deshalb kann man auf dieser Strecke nicht schnell in die Kurve einlenken. Wenn man das Motorrad nicht zügig umlegen kann, verliert man viel Zeit."
Trotzdem will Vinales diese Erfahrung "positiv" betrachten und mit dem Team gemeinsam daraus lernen. Brad Binder verlor vor allem im vierten Sektor auf Acosta Zeit. Enea Bastianini will am Samstag an seiner Sitzposition arbeiten.
Bezzecchi schnell, aber Aprilia hat Probleme nicht gelöst
Apropos Sitzposition. Nachdem Lorenzo Savadori schon seit Jerez mit zwei seitlichen Flügeln links und rechts hinter dem Sitz fährt, hat Aprilia sie nun in Silverstone auch an Marco Bezzecchis RS-GP montiert. Keine andere Marke verwendet an dieser Stelle solche Luftleitelemente.
Was bezwecken sie? "Es ist wirklich bequem, denn wenn ich stark in Schräglage gehe, kann ich meinen Hintern auch dort abstützen", erklärt der Italiener natürlich nicht ernst gemeint. Es ist oft nicht einfach, ihm Informationen zu entlocken.
Aber trotzdem verrät er noch so viel: "Sie geben uns in bestimmten Aspekten beim Fahren etwas mehr Abtrieb. Bei starkem Wind ist es schwierig, aber insgesamt funktionieren sie gut - ich mag sie." Bezzecchis Zeit war mit Platz fünf auch sehr gut.

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Das seitliche Luftleitelement hinter dem Sitz der Aprilia Zoom
Es stellt sich die Frage, ob die Stabilitätsprobleme vor allem mit einem neuen Reifen gelöst wurden? "Nein, es fühlt sich gleich an. Normalerweise tun wir uns etwas schwerer beim harten Anbremsen, wo mir immer etwas Stabilität am Hinterrad fehlt."
"Das ist eine Strecke, auf der es wenige starke Bremszonen gibt. Es gibt sie, aber der Rest der Strecke ist schnell und flüssig, und in diesem Bereich funktioniert unser Motorrad normalerweise recht gut. Deshalb habe ich mich gut gefühlt", so Bezzecchi.
Die Schwierigkeiten scheinen also nicht gelöst zu sein. Die Aprilia passt zur Charakteristik von Silverstone, wie auch schon die vergangenen Jahre bewiesen haben. Das ist wohl die Erklärung für die gute Zeit. Aber Bezzecchi scheint jetzt Einzelkämpfer zu sein.
Ob Ai Ogura nach dem Sturz im Vormittagstraining mit seinem angeschlagenen Knie am Samstag fahren kann, bleibt abzuwarten. Franco Morbidelli hat im Nachmittagstraining übrigens einmal Bezzecchi behindert. Dafür wird Morbidelli am Sonntag im Grid um drei Plätze zurückversetzt.
Honda rätselt weiter über Ursache der Vibrationen
Als einziger Honda-Fahrer hat Johann Zarco als Achter den direkten Q2-Einzug geschafft. Joan Mir wollte im ersten Qualifying-Versuch den weichen Vorderreifen für den zweiten Versuch schonen. Als er dafür aus der Box fuhr, merkte er sofort, dass der Reifen schon am Ende war. Chance vorbei.
Da wir zu Beginn auf die Entwicklungen bei Yamaha geblickt haben, müssen wir uns auch Honda ansehen. Das betrifft vor allem Testfahrer Aleix Espargaro, der das Entwicklungsprogramm von Jerez und Le Mans (Takaaki Nakagami) fortsetzt.

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Espargaro setzt Vergleiche zwischen Alu- und neuer Carbon-Schwinge fort Zoom
Seit Saisonbeginn heißt es aus dem Honda-Lager, dass Vibrationen auftreten - je nach Streckenlayout und Grip mal stärker und mal weniger. Die Fahrer schätzen generell, dass sie ohne Vibrationen deutlich weiter vorne stehen würden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in Le Mans keine Vibrationen aufgetreten sind, in Silverstone aber sehr wohl, vor allem in den langen Kurven und hauptsächlich in Linkskurven. Der Ursache konnte man bislang nicht auf den Grund gehen.
Espargaro glaubt, es liegt am Motor. Er testet so wie Nakagami in Le Mans eine Carbon-Schwinge: "Die Torsion der Carbon-Schwinge macht es etwas sanfter." Sie dämpft die Vibrationen etwas. Aber es gibt noch nicht ausreichend Stück, um damit auch schon die Stammfahrer auszurüsten.
Wo Alex Marquez laut Marc besser ist
Blicken wir zum Abschluss noch ins Ducati-Lager. Sollte das britische Wetter keine Kapriolen schlagen, dann würde es mich sehr überraschen, wenn nicht die Marquez-Brüder das Geschehen in den beiden Rennen bestimmen würden.
Quartararo kann sicherlich in der Anfangsphase eine Rolle spielen, aber in Silverstone ist das Reifenmanagement wichtig. Diesbezüglich sehe ich Yamaha über die Renndistanz noch nicht auf dem Level von Ducati.
Alex Marquez hat am Freitag einen neuen Rundenrekord aufgestellt. Laut seinem Bruder Marc macht er in Kurve 8 - Woodcote - den Unterschied. Marc fühlt sich in den Linkskurven wohl, aber in den Rechtskurven läuft es nicht so flüssig wie zuletzt in Katar.

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Alex Marquez macht die Zeit auf Marc in Rechtskurven gut Zoom
Am Vormittag konnte Marc Marquez übrigens nicht an den Startübungen im Grid teilnehmen, weil ein Sensor ein Problem gemeldet hat, weshalb der Motor abgestellt werden musste. Bis die Reifen aufs zweite Motorrad gewechselt wurden, war die Boxengasse bereits geschlossen.
Francesco Bagnaia hat den Tag mit zwei unterschiedlichen Abstimmungen begonnen, aber dieser Versuch war nicht erfolgreich. Ein Set-up war exakt so wie in Silverstone im Vorjahr (als es im August etwas wärmer war), aber es hat nicht funktioniert.
Trotzdem meint Bagnaia, dass sie dann doch bei seiner Standardabstimmung eine kleine Modifikation gefunden haben, die ihm ein wenig mehr Gefühl für das Vorderrad vermittelt. Ob er damit die Marquez-Brüder herausfordern kann? Ich habe meine Zweifel.
Euer

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