MotoGP-Funksystem kommt 2025: Nur Nachrichten von Rennleitung zum Fahrer

Die Königsklasse plant die Einführung des neuen Funksystems ab 2025 - Gespräche zwischen Teams und Fahrern sind aus technischer Sicht noch Zukunftsmusik

(Motorsport-Total.com) - Ab der MotoGP-Saison 2025 soll es erstmals ein Funksystem geben. In einem ersten Schritt ist Kommunikation ausschließlich von der Rennleitung zu den Fahrern möglich. Angedacht ist, dass man die Fahrer rascher vor Unfällen, die knapp davor passiert sind, oder anderen Gefahren wie Tieren oder Öl auf der Strecke warnen kann.

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo

Ab der Saison 2025 wird die Verwendung des neuen Funksystems "empfohlen" Zoom

Denn nicht immer sehen die Fahrer im ersten Moment ein Flaggensignal oder einen Hinweis auf dem Cockpit-Display. Vor allem wenn sie in Schräglage neben dem Motorrad hängen und hochkonzentriert sind.

Es wird schon länger an diesem Funksystem gearbeitet. Schon vor vier Jahren wurden erste Prototypen bei Testfahrten von Fahrern ausprobiert. Das System wurde seither immer wieder von diversen Fahrern getestet, zuletzt beim Montagstest zwischen den beiden Misano-Wochenenden.

In einer Mitteilung von MotoGP-Promoter Dorna Sports heißt es dazu: "Nach einem Treffen mit den Teams im Vorfeld des Grand Prix von San Marino wurden die Tests für das künftige Funkkommunikationssystem beim Test in Misano fortgesetzt."

"Den Teams wird empfohlen, die erste Version des Systems im Jahr 2025 zu verwenden. Es wird eine Einwegübertragung von der Rennleitung zu jedem Fahrer geben. Nachrichten wird es ausschließlich im Zusammenhang mit der Strecke geben."

Das System wird der Rennleitung auch GPS-Daten von den Fahrern in Echtzeit bereitstellen. Schon im November soll es in Valencia weitere Tests geben. Eventuell bereits während des Rennwochenendes, aber geplant ist es für den Test am Dienstag nach dem Finale.

Weiters heißt es von der Dorna: "Das Jahr 2025 wird als Testjahr für die Entwicklung der anderen Funktionen des Funkgeräts dienen, die in den folgenden Jahren implementiert werden." Denn das System soll langfristig noch viel mehr als Sprache können und der Sicherheit dienen.

"Von Beginn an hatte dieses System für uns einen Sicherheitshintergrund", hält Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta fest. "Es ist natürlich eine Herausforderung, an einen Fahrer Informationen zu übermitteln."

Carlos Ezpeleta

Carlos Ezpeleta erklärt die Hintergründe zum neuen Funksystem Zoom

Fahrer klagten bei Tests erster Versionen über die Lautstärke, oder dass sie sich abgelenkt fühlten. Selbst wenn aktuell von der Rennleitung eine Nachricht auf das Display geschickt wird, kann das einen Fahrer in der Konzentration stören. So geschehen bei Jorge Martin im Misano-Sprint.

Neues System kann Daten zu Unfällen sammeln

"Die Technologie erlaubt es uns, sehr spezifisch zu sein, wann ein Fahrer eine Nachricht erhält und wie sie eine Nachricht erhalten", versucht Ezpeleta die Bedenken zu zerstreuen. Denn die GPS-Daten sollen helfen, die Fahrer zum richtigen Moment auf der Strecke anzufunken.

"In einem ersten Schritt haben wir hart daran gearbeitet, ein System zu entwickeln, das anpassungsfähig und für den Fahrer nicht bemerkbar ist. Es ist aktuellster Stand der Technik. Das Audiosystem ist nicht mit dem Helm verbunden, sondern mit dem Fahrer."

Joan Mir

Das neue System soll auch zusätzliche Daten bei Unfällen sammeln können Zoom

Denn es werden auf die Wangen Platten gelegt, die die Gehörgänge stimulieren. Es kommen keine klassischen Kopfhörer, wie bei ersten Testversionen, zum Einsatz. "Das Audiosystem ist Teil eines neuen Systems, das direkt mit dem Fahrer verbunden ist", so Ezpeleta weiter.

"Wir werden das detailliert vorstellen, wenn das System bereit ist. In den Medien zirkulieren schon so viele falsche Informationen. Wir werden auch weitere Daten von Stürzen erhalten, mit welchen Geschwindigkeiten sie ins Kiesbett fliegen und welche Energien freigesetzt werden."

"Ich denke, das wird ein großer Vorteil für unseren Sport sein." Denn es können in Zukunft weitere Daten für die Unfallanalyse gesammelt werden, die in weiterer Folge in die generelle Verbesserung der Sicherheit einfließen können.

Warum Fahrer und Teams noch nicht miteinander sprechen

Zunächst soll also nur die Rennleitung Meldungen ins Ohr der Fahrer schicken können. Die Fahrer können nicht antworten. In einem weiteren Schritt ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Fahrer und Teams miteinander sprechen können. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

"Wenn in einem weiteren Schritt die Fahrer und Teams miteinander kommunizieren wollen, dann würden wir den Fans gerne zeigen, was sie sagen", meint Ezpeleta, dass das für die TV-Übertragungen interessant sein könnte.

Aber der Spanier betont auch, dass das noch weit weg ist: "Ich glaube, viele Leute realisieren im Vergleich zu Autos nicht, wie schwierig es ist, von einem Motorrad zunächst eine Kommunikation mit der Rennleitung und dann zu einem späteren Zeitpunkt mit den Teams herzustellen."

Massimo Meregalli

Bis Teams und Fahrer funken können, wird es noch einige Zeit dauern Zoom

"Der Speed, die Bewegungen, die vielen Luftverwirbelungen im Kinnbereich eines Fahrers. Dazu kommt der Motorenlärm. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt die Gefühle der Fahrer den Fans als Audio transportieren könnten, dann fände ich das sehr interessant."

"Es wird noch eine Weile dauern, bis wir das implementieren können." In der Formel 1 ist der Funk bei allen Teams in Englisch. Müsste die Dorna für den Funkverkehr vorschreiben, dass Englisch gesprochen werden muss?

Denn im Cooldown-Raum nach dem Rennen unterhalten sich die drei Podiumsfahrer in der Regel auf Spanisch oder Italienisch. Dafür hagelt es oft vom internationalen Publikum Kritik. Die Dorna ist bisher nicht eingeschritten.

"Die MotoGP ist eine weltweite Sportart und darauf sind wir sehr stolz", sagt Ezpeleta dennoch. "Funkverkehr sollte demnach in Englisch sein. Ich glaube nicht, dass die Fahrer damit ein Problem hätten. Wir halten alle Sitzungen der Sicherheitskommission in Englisch ab."

Neueste Kommentare