Mindestdruck im Vorderreifen: Neues Protokoll ab MotoGP-Saison 2023

Unterschreiten einige MotoGP-Teams den Mindestdruck im Vorderreifen? - Im nächsten Jahr gibt es einheitliche Sensoren für alle Marken und ein neues Protokoll

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Spanien zirkulierte ein Datenblatt mit den Drücken der Vorderreifen in der Öffentlichkeit. Demzufolge ist Jerez-Sieger Francesco Bagnaia das gesamte Rennen über unter dem vom Reglement vorgegebenem Mindestdruck gefahren. Eine Disqualifikation gab es nicht.

Titel-Bild zur News: Michelin Reifentechniker

Der Mindestdruck im Vorderreifen sorgte für einige Diskussionen Zoom

Dass Ducati in Jerez betrogen haben soll, veranlasste General Manager Gigi Dall'Igna zu einer sofortigen Reaktion. Laut dem Italiener gibt es aktuell kein einheitliches System, das klare Verstöße aufdeckt. Er versuchte die Vorwürfe aufzuklären.

"Wenn man Regeln aufstellt, dann muss man sich auch Gedanken machen, wie man sie kontrolliert", so Dall'Igna. "Die verwendeten Sensoren sind nicht einheitlich. Das führt dazu, dass es keine genauen Messungen geben kann."

"Unterschiedliche Sensoren liefern unterschiedliche Werte. Das muss also nicht heißen, dass man betrügt. Der Luftdruck wird nur nicht einheitlich gemessen." Im Hintergrund arbeitet die FIM mit den Herstellern und Michelin, um im nächsten Jahr ein einheitliches System zu haben.

Danny Aldridge, der Technische Direktor der MotoGP, hält fest: "Es ist derzeit noch keine Regel, sondern wir sammeln Daten, um für das nächste Jahr ein besseres Verständnis zu erhalten. Wir sind zuversichtlich, dass wir 2023 ein neues Protokoll haben."

Piero Taramasso

Piero Taramasso sieht kein Problem und spricht von offenem Datenaustausch Zoom

Die Daten liegen offen und werden zwischen den Teams, Michelin und der FIM geteilt. Es gibt keine Geheimnisse. Deshalb hat auch kein Konkurrenzteam protestiert, wenn das Datenblatt bei einem oder mehreren Fahrern zu niedrige Drücke aufzeigte.

"Die Position von Michelin ist genau wie jene von Ducati", sagt Michelin-Manager Piero Taramasso gegenüber 'MotoGP.com'. "Für mich ist das keine Überraschung. Alle wissen Bescheid. Es gibt zwischen Michelin, den Herstellern und der FIM eine Vereinbarung."

"Wir messen den Druck in den Reifen. Wir sprechen über den Vorderreifen. Es gibt aber Unterschiede, wie der Reifendruck gemessen wird. Deshalb gibt es unterschiedliche Meinungen und verschiedene Toleranzen."

"Aber sie bleiben innerhalb der Toleranzen. Für uns ist das deshalb kein Problem. Die Fahrer spielen damit nicht herum, weil es ein wichtiges Thema ist. Man muss den Mindestdruck einhalten. Man hat auch keinen Vorteil. Die Position ist klar. Jeder kennt die Hintergründe der Geschichte."

Einheitliche Sensoren und Messsysteme ab 2023

Sicherheitsprobleme hat es bisher keine gegeben. Es war nie der Fall, dass sich ein Reifen auflöst, weil die Teams die Reifen nicht korrekt behandelt haben. Außerdem ändert sich auch der Druck im Vorderreifen je nach Rennsituation. Fährt man im Pulk, steigt in der Regel der Druck.

"Seit November vergangenen Jahres", erläutert Aldridge bei 'MotoGP.com', "sprechen wir mit den Herstellern in der MSMA (Herstellervereinigung; Anm. d. Red.) über neue Prozeduren, um den Reifendruck zu messen. Wir können das nicht über Nacht ändern."

Michelin-Techniker

Ab dem nächsten Jahr gibt es einheitliche Messsysteme Zoom

"Wir haben uns mit der MSMA darüber verständigt, dass wir dieses Jahr nutzen, um zu lernen und ein neues Protokoll zu definieren. Sie stellen uns und Michelin die Daten zur Verfügung. Die Daten werden auch mit allen Herstellern geteilt."

"Momentan sind verschiedene Sensoren und Messgeräte erlaubt. Damit haben wir unterschiedliche Toleranzen. Wir evaluieren in diesem Jahr, was legal und was illegal ist. Wir sind zuversichtlich, dass die Daten korrekt sind. Die Hersteller unterstützen uns dabei, denn sie wollen das auch."

"Wir arbeiten eng zusammen, um ein besseres Verständnis zu haben. Im nächsten Jahr wird das gleiche Material bei allen Teams verwendet. Die Toleranzen sind dann für alle gleich. Man kann das dann präziser messen und feststellen, wer den Druck respektiert oder nicht."

Ab 2023 werden dann bei allen Motorrädern die gleichen Sensoren verwendet, aber auch die gleichen Messgeräte. Damit erhält man akkurate Daten, die vergleichbar sind. "Im nächsten Schritt geht es darum, wie eine mögliche Strafe aussehen könnte", so Aldridge.