• 08.04.2017 01:11

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Michelin in Argentinien: Mehr Reifen für weniger Chaos

Ein obligatorischer Reifentest und ein zusätzlicher weicher Vorderreifen: Michelin will beim Großen Preis von Argentinien sichergehen und erklärt die Reifenauswahl

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr geriet der Großes Preis von Argentinien zum Reifen-Krimi, nachdem Michelin aufgrund von Haltbarkeitsproblemen erst zwei Reifenmischungen zurückzog, die Fahrer dann doch darauf ins Rennen schickte, dieses allerdings - ganz ohne Regen - per Flag-to-Flag-Regel in zwei Hälften teilte. Um derlei Konfusionen in diesem Jahr zu verhindern, geht Michelin auf Nummer sicher.

Titel-Bild zur News: Michelin

Der Kurs in Argentinien beansprucht die Michelin-Reifen besonders stark Zoom

Am ersten Trainingstag der MotoGP in Termas de Rio Hondo verpflichte der Reifenhersteller alle Fahrer, den harten Hinterreifen in den beiden Trainingssessions mindestens für fünf gezeitete Runden zu fahren. Bei Zuwiderhandlung drohte eine Strafversetzung in der Startaufstellung um satte sechs Plätze. Doch soweit kam es nicht. Alle Piloten testeten die harte Mischung - sehr zur Zufriedenheit von Michelin.

"Wir wollten sicherstellen, dass jeder Fahrer den Reifen testet, um Daten zu sammeln", erklärt Michelin-Manager Piero Taramasso. "Wir wissen, dass diese Strecke die Reifen sehr stark beansprucht. Für den Fall, dass wir den weichen Reifen nicht nutzen können, sondern die harte Mischung, sollten alle genug Informationen darüber haben. Denn niemand sollte im Rennen einen Reifen fahren, den er zuvor noch nicht getestet hat."

Michelin sicher: Reifen besser als im Vorjahr

Das taten viele Piloten in den bisherigen Trainings sehr ausgiebig und teils auch sehr erfolgreich. So fuhr Yamaha-Pilot Maverick Vinales im ersten Freien Training mit dem harten Hinterreifen sogar die Bestzeit. Er und auch Honda-Pilot Marc Marquez, Trainingszweiter am Freitag, absolvierten auf dieser Mischung zudem gute Longruns.

Das freut Taramasso, der betont, dass beide Sessions deutlich schneller waren als im Vorjahr und daraus schließt: "Die Streckenbedingungen sind besser. Aber auch was die Reifen angeht, konnten wir uns verbessern. Genau das war unser Ziel." In puncto Haltbarkeit, Verschleiß und Temperaturen zeigte er sich mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden, und das über alle zur Verfügung gestellten Mischungen hinweg.

Sowohl vorn als auch hinten stellt Michelin in Argentinien drei Spezifikationen zur Verfügung: soft, medium und hard. Die weiche und mittelharte Mischung des Hinterreifens sind asymmetrisch, mit einem härteren Gummi auf der rechten Flanke, da es in Termas de Rio Hondo deutlich mehr Rechts- als Linkskurven gibt.

Zwei weiche Vorderreifen für besseres Gefühl

Auch beim Vorderreifen gibt es eine Besonderheit: In der weichen Variante gibt es ihn in zwei Ausführungen. Weil nach dem Rennen in Katar neben Valentino Rossi und Andrea Iannone auch noch andere Fahrer über Probleme mit der Front klagten, entschied sich Michelin für diese Erweiterung. Neben dem "normalen" Soft-Reifen soll ein zweiter in der Konstruktion von Valencia 2016 zur Verfügung gestellt werden.

Dieser verfügt über eine härtere Karkasse, die mehr Stabilität bieten und es den Fahrern erleichtern soll, das Limit am Vorderrad zu finden. Allerdings konnte sie am Freitag wider Erwarten noch nicht getestet werden, da sich die Lieferung aufgrund eines Streiks verzögerte. Am Samstag aber soll die zweite Version verfügbar sein. Allerdings müssen die Fahrer damit haushalten.

Ihnen stehen nur drei Stück dieser älteren Reifenversion zur Verfügung: eine zum Testen, eine für das Qualifying, eine für das Rennen. Ob sie dort wirklich zum Einsatz kommen kann, muss sich erst noch zeigen. "Das ist schwierig, zu sagen, weil sich die Streckenbedingungen so stark verändern. Die Strecke ist sehr schmutzig, daher müssen wir warten. Auf dem Papier sind alle Optionen fahrbar", meint Taramasso.


MotoGP in Termas de Rio Hondo

Das gilt gleichsam für die Regenreifen - schließlich soll es am Samstag nass werden. Michelin hofft jedoch auf ausführliches Feedback zum weichen Vorderreifen. Die Fahrer sollen ihn in der neuen und alten Konstruktion vergleichen, damit der Reifenhersteller sich perspektivisch für eine Richtung entscheiden kann. Denn mit zwei Versionen will man nicht noch einmal die komplette Saison bestreiten.