Michelin: Andere Reifencharakteristik als Bridgestone

Michelin setzte in Mugello die Testarbeit für das MotoGP-Comeback fort - Laut Motorsportchef Pascal Couasnon werden die Reifen anders als Bridgestone sein

(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Montag fand direkt im Anschluss an den Grand Prix von Italien ein Reifentest von Michelin statt. Da bis Saisonende noch Bridgestone der Einheitsausrüster der MotoGP ist, dürfen die Teams und Fahrer aus vertraglichen Gründen nichts über diese Michelin-Tests berichten. Es wird praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit getestet, Rundenzeiten werden geheim gehalten. Aus Mugello sickerte durch, dass Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Jorge Lorenzo über das Vorderrad gestürzt sind.

Titel-Bild zur News: Michelin-Männchen

In diesem Jahr testet Michelin unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Diese Tests sind schwierig zu bewerten, da die Motorräder von der Geometrie, der Dämpfung und der Elektronik komplett auf die Bridgestone-Reifen abgestimmt sind. Derzeit werden 16,5 Zoll Räder verwendet, mit Michelin werden künftig 17 Zoll Räder gefahren. "Als wir auf die Ausschreibung geantwortet haben, haben wir vorgeschlagen von 16,5 auf 17 Zoll zu wechseln, weil die Sportmaschinen für die Straße 17 Zoll Räder verwenden", so Michelin Motorsportdirektor Pascal Couasnon bei 'Motorsport.com'. "Die Dorna hat akzeptiert."

Aber nicht nur die Größe, auch die Charakteristik der Michelin-Reifen wird anders als bei Bridgestone sein. Vor allem der japanische Vorderreifen ist sehr speziell, die Fahrer können sehr spät und tief in die Kurven hineinbremsen. Schon bei den ersten Michelin-Tests in Sepang war zu vernehmen, dass mehrere Fahrer über das Vorderrad gestürzt sind. Das muss nicht bedeuten, dass der Vorderreifen schlechter ist. Die Balance zwischen Hinterreifen, der sehr gut sein soll, und dem Vorderreifen ist auch wegen der nicht passenden Motorradabstimmung für die Reifen nicht optimal.


Fotos: MotoGP in Mugello, Rennen


"Die Charakteristik unserer Reifen ist natürlich ganz anders als jene der Bridgestone-Reifen", sagt Couasnon. "Wir wollen den Fahrern Produkte zur Verfügung stellen, zu denen sie Vertrauen haben, damit sie ihr Potenzial nutzen können. Die Fahrer müssen sich an die neuen Gummimischungen anpassen, aber bisher war ihr Feedback gut." Derzeit wird davon ausgegangen, dass die allgemeine Performance auf einem ähnlichen Level wie Bridgestone sein wird.

Jorge Lorenzo

Zum letzten Mal war Michelin im Jahr 2008 in der MotoGP aktiv Zoom

Michelin wird im kommenden Jahr zum ersten Mal seit Ende 2008 wieder in der MotoGP aktiv sein. In den vergangenen Jahren wurden die Reifen in Rennserien in Spanien und Italien weiterentwickelt. "Wir konnten einige Daten von 2008 wiederverwenden. Seit wir die Serie verlassen haben, hat sich das technische Reglement nicht stark verändert", hält Couasnon fest. "Außerdem konnten wir uns auf unsere Arbeit in nationalen Serien stützen."

"Diese Daten kombiniert mit unserer jüngsten Vergangenheit in der MotoGP haben uns eine gute Erfahrungsbasis ermöglicht." Außerdem schießt Couasnon eine Spitze gegen die Formel 1. Ob sich Michelin an der Formel-1-Ausschreibung für den Zeitraum 2017 bis 2019 beteiligen wird, ist noch offen. Michelin will Reifen und Technologie entwickeln: "Wir sind uns sicher, dass wir in die Königsklasse des Motorradsports zurückkehren. Es gibt die besten Bikes und die besten Fahrer", lobt der Franzose die MotoGP. "Ich glaube nicht, dass man das derzeit über die Formel 1 sagen kann."

Klar ist, dass es in den großen Rennserien auch in Zukunft keinen Reifenkrieg geben wird. Obwohl Michelin lange ein Gegner eines Reifenmonopols war, hat sich die Meinung mittlerweile geändert. "Bis vor Kurzem waren wir der Meinung, dass es der richtige Weg ist, wenn man einen Gegner hat. Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass viele Serien ein Reifenmonopol vorschreiben. Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Herausforderung auch technischer Natur sein kann."