Lorenzo verhindert Sensation in Silverstone!

Ein Sturz von Randy de Puniet bescherte Jorge Lorenzo in Silverstone die Pole-Position - Daniel Pedrosa nach Unfall nicht schwer verletzt

(Motorsport-Total.com) - Beinahe hätte das erste MotoGP-Qualifying auf dem umgebauten Kurs in Silverstone, der in dieser Saison zum ersten Mal seit 1986 wieder Bestandteil des Motorrad-WM-Kalenders ist, mit einer faustdicken Überraschung geendet. Denn nach einer Stunde gegen die Uhr wäre um ein Haar keiner der in Abwesenheit von Valentino Rossi verbliebenen drei Topstars vorne gewesen, sondern Randy de Puniet!

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo konnte im entscheidenden Moment wieder einmal zulegen

"Eine Pole-Position wäre für uns wie ein WM-Titel", meinte Teamchef Lucio Cecchinello noch während der Session und lieferte auch gleich die Erklärung für die Überform seines LCR-Honda-Schützlings an diesem Wochenende: "Er mag diese Strecke, das hat er ja schon gestern gesagt. Sie ist ganz anders als andere Strecken. Und das Setup passt auch." Selbst MotoGP-Experte Alex Hofmann staunt: "De Puniet war in seiner Karriere immer schon schnell, aber nie wirklich sattelfest."#w1#

Lorenzo-Attacke erst in letzter Minute

25 Minuten vor Ende der Session lagen Spitzenreiter Casey Stoner (Marlboro-Ducati), Dani Pedrosa (Repsol-Honda), de Puniet und Jorge Lorenzo (FIAT-Yamaha) innerhalb von 0,059 Sekunden (!), doch 15 Minuten vor Schluss übernahm de Puniet wieder die Führung. Der Franzose wurde keine drei Minuten vor dem Ende von Lorenzo verdrängt, der die Bestzeit auf 2:03.308 Minuten herunterschrauben konnte. Das war um 0,126 Sekunden schneller als de Puniet.

Doch der 29-Jährige witterte die Situation, ging noch einmal auf die Strecke - und kam nach Ablauf der Zeit mit Zwischenbestzeit zu Sturz, genau wie übrigens auch Pedrosa. Letzterer rutschte bei Abbey weg, während sich seine RC212V selbstständig machte und frontal in die Begrenzung rollte. Pedrosa selbst griff sich sofort ans Bein, stand dann mit Hilfe von Streckenposten auf, ließ sich auf einer Trage in den Krankenwagen heben, ging dann aber selbst ins Medical-Center.


Fotos: MotoGP in Silverstone


Der Mugello-Sieger behielt trotzdem den dritten Platz, 0,409 Sekunden vor seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso. Alle anderen hatten bereits mehr als eine Sekunde Rückstand: Nicky Hayden (5.) gewann das Marlboro-Ducati-Stallduell gegen Stoner (6.) um 62 Tausendstelsekunden; dahinter landeten Ben Spies (Tech-3-Yamaha), Marco Melandri, Marco Simoncelli (beide Gresini-Honda) und Colin Edwards (Tech-3-Yamaha) in den Top 10.

Die große Enttäuschung des Nachmittags war das Rizla-Suzuki-Team, das sich für das Heimspiel viel ausgerechnet hatte, aber die Krise aus den Trainings auch im Qualifying nicht abschütteln konnte. "Ich bin sehr enttäuscht", ärgert sich Teamchef Paul Denning über die Startplätze 14 (Loris Capirossi) und 15 (Álvaro Bautista). "Wir hatten mindestens mit einer brauchbaren Leistung gerechnet, aber genau wie im Vorjahr scheint unser Motorrad bei kalten Temperaturen nicht zu funktionieren."

Krise bei Suzuki geht weiter

2,5 beziehungsweise 3,3 Sekunden fehlten letztendlich auf die Pole-Position. Hauptgrund dafür war weniger fehlende Motorleistung, sondern eher der fehlende Grip am Kurveneingang: "Da kannst du nichts machen", weiß der sichtlich enttäuschte Denning, der den Ball nun dem Suzuki-Werk in Japan zuspielt: "Wir versuchen, das Beste aus dem Motorrad herauszuholen, aber in Wahrheit muss es in Japan verbessert werden."

Randy de Puniet

Mann des Tages: Randy de Puniet hätte auch auf Pole fahren können Zoom

Mann des Tages war aber de Puniet, der seinen Unfall zum Glück mehr oder weniger unbeschadet überstand: "Mir geht es gut. Mein rechter Finger ist aufgeschürft, aber das macht nichts", gibt der langjährige MotoGP-Draufgänger Entwarnung. "Ich wollte diese Pole unbedingt, war schneller als Lorenzo, habe zu viel riskiert und bin gestürzt. Vielleicht ist es aber ganz gut, heute zu crashen, denn dann bin ich morgen im Rennen ruhiger."

Entscheidend war heute neben den fahrerischen Leistungen vor allem das Wetter, denn bei weniger als 15 Grad fiel es den Teams nicht leicht, ein perfektes Setup zu finden. Selbst Polesetter Lorenzo klagte über die kniffligen Bedingungen: "Es ist ungeheuer schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Da den Grip zu finden, ist nicht so einfach", gesteht der Yamaha-Werkspilot, der morgen seine WM-Führung weiter ausbauen könnte.