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Jack Miller trotz angeschlagener Schulter bärenstark: "Jetzt oder nie!"

Jack Miller beschreibt das packende Duell mit Pol Espargaro in Spielberg und wie er seine leichte Schulterverletzung im Rennen kompensieren konnte

(Motorsport-Total.com) - Jack Miller (Pramac-Ducati) und Pol Espargaro (KTM) lieferten sich beim Grand Prix der Steiermark in Spielberg ein packendes Duell um den Sieg, aus dem schließlich Miguel Oliveira (Tech-3-KTM) als Gewinner hervorging. Miller attackierte Espargaro in der letzten Runde zwischen den Kurven 3 und 4.

Titel-Bild zur News: Jack Miller, Pol Espargaro

Jack Miller (43) kämpfte in Spielberg bis zur letzten Kurve um den Sieg Zoom

Espargaro setzte dann vor der Jochen-Rindt-Kurve zum Konter an. Beide erwischten die Zielkurve nicht optimal, Espargaro kam weit hinaus in die asphaltierte Auslaufzone. Innen schlüpfte Oliveira durch und gewann. Miller fuhr als Zweiter ins Ziel.

"Ich muss meiner Mutter ausrichten, dass es mir leid tut", sagt Miller und meint dabei den BMW, den der Rennsieger diesmal bekam. "Sie hat mir die ganze Woche getextet, dass sie toll aussehen würde, wenn sie mit diesem M4 fahren würde. Sorry! Vielleicht bin ich beim 1.000 Grand Prix ja noch dabei."

"Ich freue mich für Miguel und Tech 3. Das Team ist schon so lange dabei. Herve verdient sich das auf alle Fälle", gratuliert Miller. Er selbst war der beste Ducati-Fahrer im zweiten Spielberg-Rennen, denn Andrea Dovizioso fehlte ein wenig, um ganz vorne mitmischen zu können.

Bis zum Abbruch lautete das Duell um die Führung Joan Mir gegen Miller. Der Suzuki-Pilot hatte die Oberhand und konnte sich an der Spitze schon um rund zwei Sekunden absetzen. "Das war natürlich schade für Mir. Er war sehr stark", lobt "Jackass".

Jack Miller, Miguel Oliveira

Jack Miller feierte mit Miguel Oliveira und Herve Poncharal auf dem Siegerpodest Zoom

Beim Abbruch ließ Miller neue, weiche Reifen montieren. Das gab ihm für den Sprint über 12 Runden genügend Grip. Alles baute sich bis zur spannenden letzten Runde auf. Dass Espargaro als Führender in Kurve 3 nicht die Ideallinie nahm und sich dadurch eine Chance für Miller ergab, überraschte ihn.

"Im ersten Sektor war ich das ganze Wochenende schnell, aber zum ersten Mal bin ich in den Begrenzer gekommen. Pol ist etwas von der Linie abgekommen, also dachte ich mir - jetzt oder nie!" Miller kam auch vorbei. Somit musste Espargaro zum Gegenangriff setzen.

"Aus Kurve 7 bin ich nicht so gut rausgekommen, die KTM aber schon. Ich habe gehört, dass er kommt", schildert Miller die entscheidenden Szenen. "Dann habe ich mir gesagt, dass ich nicht auf das Grün kommen darf. Und ich habe gehört, dass er draußen war."

Duell mit Espargaro: "Habe gemacht, was ich tun muss"

"Ich habe gemacht, was ich tun musste. Aber dann fuhr plötzlich Oliveira innen vorbei. Ich dachte schon, jetzt fahren noch mehr Fahrer an uns vorbei. Man ist von der Moto3 gewohnt, dass sich mehrere Fahrer in einer Kurve überholen."

Mit Platz zwei kann Miller gut leben, denn am Samstag hatte er sich im dritten Freien Training die rechte Schulter etwas angeschlagen. Es war fraglich, ob er die Renndistanz überstehen würde. Deshalb kam die Rennunterbrechung auch nicht ungelegen.

Im Qualifying biss er die Zähne zusammen schaffte mit Platz vier eine gute Ausgangslage. "Gestern Abend bin ich auf einer Eismaschine gesessen." Physiotherapie und ein erholsamer Schlaf halfen ebenfalls, um die Situation für Sonntag zu verbessern.

Pol Espargaro, Jack Miller

Pol Espargaro und Jack Miller lieferten sich einen packenden Zweikampf Zoom

Wie es seiner Schulter ging

"Großer Dank an die Leute in der Clinica Mobile, an unsere Ärzte und an die Streckenärzte", bedankt sich der Australier. "Ich musste heute um sieben Uhr aufstehen, weil die Ärzte der Strecke einen MRI-Scan gemacht haben. Es waren hektische 24 Stunden."

"Als ich am Morgen aufgewacht bin, fühlte ich mich etwas besser. Man weiß es aber nie, bis man auf dem Motorrad sitzt. Wir haben den Sitz etwas verändert, wodurch ich etwas andere Muskeln belastet habe. Es fühlte sich sofort gut an."

Schmerzen spürte er nur bei bestimmten Bewegungen, die er beim Fahren weitestgehend vermeiden konnte. "Natürlich habe ich Schmerzmittel bekommen, die mir die Clinica Mobile verschrieben hat. Ich habe eine leichte Bänderverletzung."

Joan Mir, Jack Miller

Bis zum Abbruch konnte Joan Mir seine Verfolger abschütteln Zoom

"Ich weiß aber nicht genau, wie man es bezeichnet, denn ich habe es in drei verschiedenen Sprachen von den Ärzten gehört. Momentan kann ich nicht so viel tun. Es benötigt Zeit. Ich habe gestern gespürt, dass ich nur Schlaf brauche. Nun habe ich ein paar Wochen Zeit, dann sollte es schon besser sein."

An die WM will Miller derzeit nicht denken

Mit seinem zweiten Podestplatz hintereinander ist Miller auch im WM-Kampf dabei. Nach Österreich ist er WM-Dritter und hat nur 14 Punkte Rückstand auf Fabio Quartararo. Schon nach dem ersten Rennen in Jerez meinte Miller, dass er durchaus Titelchancen hat.

Wie sieht er das jetzt? "Als ich das letzte Mal darüber gesprochen habe, bin ich beim nächsten Rennen gestürzt", winkt er ab. "Ich nehme es lieber wie es kommt. In Brünn hatten wir Mühe. Österreich ist natürlich gut für uns, aber in Misano hatten wir im Vorjahr Probleme."

"Da die Strecke neu asphaltiert wurde, hoffe ich, dass wir diesen Lauf fortsetzen können. Anschließend kommen mit Aragon und Valencia Strecken, die mir gefallen. Portimao scheint mehr wie eine Motocross-Strecke zu sein. Unser Portugiese wird dort sicher schnell sein", spielt Miller auf Oliveira an.