Jack Miller: Kritiker besänftigt und Zweifel verschwunden

Jack Miller strafte mit dem Sieg in Assen seine Kritiker Lügen - Auch im nächsten Jahr wird der Australier für Marc VDS in der MotoGP an den Start gehen

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem sensationellen Überraschungssieg in Assen brachte sich Jack Miller in die internationalen Schlagzeilen. Für jeden jungen, aufstrebenden Fahrer ist es elementar, Highlights zu zeigen. Und das konnte der Australier, der sich selbst den Spitznamen "Jackass" gegeben hat, in seiner Karriere schon mehrmals zeigen. 2011 kam er nach Europa und konnte auf Anhieb die 125er-Meisterschaft in der IDM gewinnen. Das war die Eintrittskarte in die Weltmeisterschaft.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Jack Miller nahm einen tiefen Schluck aus dem Champagner-Schuh! Zoom

In seiner ersten vollen Moto3-Saison 2012 blieben Ergebnisse aus, doch auf dem Sachsenring glänzte er erstmals mit einem vierten Platz. 2013 kämpfte Miller mit der unterlegenen FTR-Honda im Racing-Team-Germany verbissen. Auch wenn es nicht mit einem Podestplatz klappte, zeigte Miller in den Rennen sein Potenzial. Das blieb von Aki Ajo nicht unbemerkt und es folgte der Vertrag im KTM-Werksteam. 2014 gewann Miller die ersten beiden Rennen, verpasste am Saisonende den WM-Titel aber knapp gegen Alex Marquez.

Trotzdem zeigten sich die Honda-Bosse beeindruckt und boten dem heute 21-Jährigen einen MotoGP-Vertrag mit einer Laufzeit über drei Jahre an. Miller willigte ein, übersprang die Moto2 und erlebte mit der unterlegenen Open-Honda ein schwieriges Debütjahr. Bei Marc VDS fährt Miller aktuell zwar eine Honda RC213V, die bekannterweise nicht das einfachste Motorrad im Feld ist, doch Ergebnisse blieben weiterhin aus. Der zehnte Platz in Barcelona war das bisher beste Ergebnis seiner MotoGP-Karriere.

Kritiker verstummt: Miller-Experiment nicht gescheitert

Stimmen wurden laut, dass das Miller-Experiment gescheitert sei. Auch kein anderes Team verpflichtete bisher direkt einen Moto3-Fahrer, sondern sieht sich nach Talenten in der Moto2 um. "Natürlich ist es das Recht der Leute, mich und dieses Projekt infrage zu stellen", sieht Miller die Situation bei 'MotoGP.com' nüchtern. "Jetzt fühlte es sich richtig gut an, Honda und den restlichen Jungs etwas zurückgegeben zu haben. Wir arbeiten sehr hart. Es war jetzt sehr schön zu zeigen, dass sie ihre Zeit nicht vergeuden. Alle glaubten von Beginn an daran, aber vielleicht begannen auch die Fragen."

Vor Assen fuhr Miller nur ein einziges Mal in die Top 10. Dazu schied er in zehn von 24 Rennen aus. Bei acht der 14 Zielankünfte sammelte er WM-Punkte. "An einem gewissen Punkt beginnt man, an sich selbst zu zweifeln", gibt der Australier offen zu. "Man frag sich: 'Gehöre ich wirklich auf dieses hohe Level in diesem Sport?' Aber als ich in Assen über die Ziellinie fuhr, war das alles vergessen. Ich weiß, dass es ein Regenrennen war. Aber es zeigt auch, dass wir in dieser Saison von Rennen zu Rennen besser werden."

Jack Miller, Marc Marquez

Eiskalt überholte Jack Miller im Regen WM-Anwärter Marc Marquez Zoom

Allgemein heißt es, dass der erste Sieg am schwierigsten ist. Weitere Erfolge gehen leichter von der Hand. Dass Miller in den nächsten Rennen unter normalen Umständen vorne dabei ist, ist unrealistisch. Aber den Triumph kann ihm niemand mehr wegnehmen. "Ich glaube, ich werde ruhiger sein. Ansonsten bleibt alles gleich - gleiche Arbeit und die gleiche Herangehensweise." Mit dem Sieg sicherte Miller auch seine Zukunft ab. Er wird auch im nächsten Jahr bei Marc VDS eine Honda fahren.

Zukunft gesichert: Miller bleibt bei Marc VDS

"Ich fühle mich im Team zuhause und freue mich, dass ich auch 2017 hier bleiben werde", bestätigt Miller seine Zukunft. "In diesem Team mögen sie meine Persönlichkeit. Sie sind offen und versuchen mir bei jedem Aspekt im Rennsport zu helfen. Ich bin hier sehr glücklich." Marc VDS ist noch ein junges Team. Seit 2010 ist man in der Moto2 erfolgreich und seit 2014 auch in der MotoGP am Start.

Den direkten Wechsel von der Moto3 sieht Miller nicht als Fehler an, wenn er sich mit seinem Teamkollegen Tito Rabat vergleicht: "Tito ist Moto2-Weltmeister und kämpfte in den vergangenen drei Jahren um den Titel. Jetzt hat er so viel Mühe wie ich in meiner ersten Saison. Das zeigt wie schwierig es ist. Ich glaube, dass es unerheblich ist, von welcher Klasse man in die MotoGP kommt, solange man die richtige Einstellung hat. Dann ist alles möglich."


Fotos: MotoGP in Assen, Girls