Honda reagiert auf Marquez-Trennung: Wollen niemanden zwingen zu bleiben

Honda-Teammanager Alberto Puig äußert Verständnis für die Entscheidung von Marc Marquez und skizziert, wie es für Honda ohne seinen Topfahrer weitergeht

(Motorsport-Total.com) - Vor einer Woche wurde offiziell, was sich schon seit geraumer Zeit angedeutet hatte: Honda und Marc Marquez lösten ihren Vertrag, der ursprünglich bis Ende 2024 laufen sollte, einvernehmlich auf. Dabei war Marquez die treibende Kraft. Nach langem Zweifeln hatte er sich für einen Wechsel entschieden.

Titel-Bild zur News: Alberto Puig

Alberto Puig weiß, dass die Lücke, die Marquez hinterlässt, schwer zu füllen ist Zoom

Nach elf gemeinsamen Jahr verlässt der Spanier Honda und wird im nächsten Jahr auf einer Ducati angreifen, wenn auch nicht im Werksteam, sondern bei Gresini-Ducati.

Honda wollte ihm dabei keine Steine in den Weg und stimmte einer vorzeitigen Vertragsauflösung zu. Ganz überraschend kam Marquez' Entscheidung nicht, auch wenn man wohl bis zuletzt auf einen Verbleib im Team gehofft hatte.

"Es war eine Möglichkeit", kommentiert Honda-Teammanager Alberto Puig den Weggang von Marquez auf MotoGP.com. "Marc war auf der Suche nach einem Motorrad, das zu seinem Stil passt. Und Honda versuchte, ihm das zu geben. Aber leider ist uns das bis heute nicht gelungen. Die Situation war klar."

"Er brauchte eine andere Art von Motorrad für nächstes Jahr und wir als Honda haben das verstanden. Also war es für beide Seiten das Beste, ihn gehen zu lassen. Es ist traurig, aber auf der anderen Seite, wenn wir zurückblicken, haben wir gemeinsam großartige Dinge erreicht", erinnert Puig an die vielen Erfolge.

Trennung im Guten: Honda erinnert an die Erfolge

101 Podien, 59 Siege und sechs Fahrertitel feierte die Kombination Marquez-Honda in elf gemeinsamen Saisons. "Wir hatten fantastische Momente zusammen. Das Repsol-Honda-Team hat mit Marc so viele Dinge erreicht", betont der Spanier.

"Und wir sind ganz aufrichtig dankbar für all das, was Marc Honda und HRC gegeben hat. Ich bin mir auch sicher, dass Marc genauso dankbar ist für das, was Honda für ihn getan hat und wie er während seiner Verletzung behandelt wurde."

"Er weiß um den Einsatz, den Honda geleistet hat, um ihm das zu geben, was er brauchte, um seine Titel einzufahren", sagt Puig weiter. Doch der letzte liegt auch schon Jahre zurück.


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Seit besagter Verletzung in Jerez 2020 hat nicht nur Marquez, sondern auch Honda gelitten. In der Hersteller-WM rangiert die Marke aktuell auf dem vorletzten Platz, knapp vor Yamaha. In der Teamwertung ist Repsol-Honda sogar Letzter.

Deshalb wurde auch schon seit Wochen über eine vorzeitige Trennung zwischen Marquez und Honda spekuliert. Zur endgültigen Entscheidung kam es aber erst vor wenigen Tagen. "Er hat seit langem um ein besseres Motorrad gebeten. Aber die Entscheidung ist erst vergangene Woche, am Dienstag gefallen", bestätigt Puig.

Honda entlässt Marquez vorzeitig aus dem Vertrag

"Er hat uns kontaktiert und die Situation erklärt. Es war eine Möglichkeit. Und es ist nicht so, dass Honda versuchen wird, einen Fahrer zu überzeugen, der nicht bei Honda bleiben will."

"Honda respektiert Marc sehr, und wenn er gehen möchte, wird ihn Honda nicht daran hindern. Wir haben ihn nicht gebeten zu bleiben, wenn er bei uns nicht glücklich ist", hält der Teammanager fest. Damit endet für den japanischen Hersteller eine Ära.

Puig macht keinen Hehl um den Verlust: "Einen Weltmeister zu verlieren, ist nie gut." Doch er sagt auch: "Noch schlimmer wäre es, einen Traum aufzugeben. Wir verlieren Marc, aber die Honda-Philosophie bleibt dieselbe. Wir werden weiter darum kämpfen, unser Motorrad wieder konkurrenzfähig zu machen."

"Das ist unsere Mentalität. Es gab viele Höhen und Tiefen, aber der Wille, sich zu verbessern und ganz oben mitzuspielen, war immer da. Ja, es ist traurig, die Beziehung zu beenden. Aber es geht weiter. Das Leben geht für alle weiter."


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"Wir hoffen wirklich, dass Marc das bekommen kann, was er verdient, und er noch eine wirklich gute Rennkarriere vor sich hat. Und wir werden versuchen, ein konkurrenzfähiges Motorrad zu haben, um gegen ihn kämpfen zu können."

Marquez-Nachfolge unklar: Keine konkreten Namen

Mit wem das sein wird, sprich, wer den Platz von Marquez bei Honda übernehmen wird, ist noch unklar. "Die Leute denken, dass wir schon überall unsere Fühler ausgestreckt hätten. Aber die Wahrheit ist: Wir haben niemanden kontaktiert, bevor wir am Dienstagabend den Anruf von Marc erhielten", hält Puig fest.

"Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir ja zwei Fahrer. Es war kritisch, aber wir hatten Joan und Marc. Sobald er uns seine Entscheidung mitgeteilt hatte, begannen wir, Überlegungen anzustellen. Wir alle wissen, dass es nicht so einfach ist. Das Timing ist schwierig, aber wir werden sehen, wie wir das lösen können."

Im MotoGP-Kosmos kreisen bereits erste Namen wie etwa Miguel Oliveira umher. Darauf angesprochen, betont Puig aber: "Wir haben noch keine konkreten Namen auf den Tisch gebracht. Aber klar, das müssen wir jetzt tun, denn uns fehlt ein Fahrer."

"Auch wenn in den Medien schon wieder heiß diskutiert wird: Für den Moment kann ich dahingehend kein Update geben, weil ich schlicht und ergreifend keines habe."