Herve Poncharal: Warum die Suzuki-Startplätze nicht vergeben werden

IRTA-Präsident Herve Poncharal erklärt, warum die freien Startplätze nicht an ein Satellitenteam vergeben werden - Drei Ducati-Partnerteams regelt der freie Markt

(Motorsport-Total.com) - Durch den Ausstieg von Suzuki schrumpfte das MotoGP-Feld auf 22 Fahrer. Es gibt fünf Werks- und sechs Satellitenteams. Es stellt sich die Frage, warum die beiden freien Plätze nicht an ein weiteres Satellitenteam vergeben werden.

Titel-Bild zur News: Herve Poncharal, Paolo Campinoti

Herve Poncharal (li.) mit Pramac-Teamchef Paolo Campinoti (re.) Zoom

"Das ideale Szenario wären 24 Motorräder. Sechs Hersteller und jeder hat ein Satellitenteam", sagt Herve Poncharal im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Der Franzose wurde in Assen erneut zum Präsidenten der Teamvereinigung IRTA gewählt. Er übt diese Funktion schon seit 17 Jahren aus.

Prinzipiell will man diese Balance beibehalten und in einem idealen Szenario sechs Werks- und sechs Satellitenteams haben. "Hersteller, die infrage kommen würden, sind BMW und Kawasaki", meint Poncharal.

"Das sind die einzigen Hersteller, die das Know-how und die Power haben, um zu kommen. Triumph sagt, sie sind nicht bereit und sind mit der Moto2 zufrieden. Vielleicht möchte auch Suzuki zurückkommen. Wer weiß."

"Diese zwei Plätze sind also dafür reserviert. Wenn man sie an ein weiteres Satellitenteam geben würde, dann würde das bedeuten, dass man die Chance für einen weiteren Hersteller verschließt. Wenn man anfängt, die Regeln zu brechen, dann sorgt man für viel Ungewissheit."

"Wir sind alle dagegen. Außerdem kann man einen Platz nicht für ein Jahr vergeben. Das würde für viele Probleme sorgen. Nehmen wir das Beispiel Acosta und KTM. Man würde einem Hersteller einen weiteren Wert geben. Das würde auch den Wert der anderen Satellitenteams verringern."

Andrea Dovizioso, Casey Stoner, Daniel Pedrosa

2011 setzte das Honda-Werksteam drei Motorräder ein Zoom

"Was ist der Wert eines Satellitenteams? Es sind nicht unsere Trucks. Der Wert unseres Teams ist die Lizenz, unser Startplatz", betont Poncharal, der mit Tech3 seit Jahren ein Satellitenteam betreibt und nach Yamaha mit der Pierer Mobility AG zusammenarbeitet.

Es würde also nicht infrage kommen, dass beispielsweise KTM einen fünften Startplatz für zum Beispiel Pedro Acosta bekommen würde. Selbst wenn das nur für ein Jahr befristet wäre. "Das für ein Jahr zu machen, ist nicht einfach", meint Poncharal.

"Ein MotoGP-Team aufzubauen ist nicht einfach. Wer das machen würde, würde sagen, dass er das für ein Jahr nicht machen würde. Das Investment wäre zu groß. Man braucht mindestens fünf Jahre." Und damit wäre auch die theoretische Perspektive für einen weiteren Hersteller versperrt.

Der freie Markt hat zum Ducati-Überhang geführt

Bei den derzeitigen sechs Satellitenteams herrscht dennoch ein Ungleichgewicht. Drei Teams arbeiten mit Ducati zusammen. KTM, Aprilia und Honda haben jeweils ein Partnerteam, Yamaha hat keines mehr.

Damit ist man auch vom Idealszenario entfernt, dass jeder Hersteller ein Satellitenteam hat. "Ich liebe die Freiheit und den freien Markt", sagt Poncharal. "Manche Leute sagen, dass acht Ducatis zu viel sind und sie die Meisterschaft killen."

Marco Bezzecchi, Francesco Bagnaia, Jorge Martin

Ducati beliefert die meisten Satellitenteams mit Motorrädern Zoom

"Jedes Satellitenteam kann wählen, was es will. Das kann man nicht vorschreiben. Gresini wurde ein Angebot von Aprilia gemacht, aber sie wollten zu Ducati. Manche Leute sagen, dass VR46 zu Yamaha wechseln sollte. Aber man sollte nur Bezzecchi und Marini fragen. Wollen sie wechseln?"

"Ich war 20 Jahre lang bei Yamaha. Als ich gewechselt bin, hat mir die Einstellung von Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz, Pit Beirer und so weiter gefallen. Ja, ihr Motorrad war nicht so konkurrenzfähig. Ich bin gewechselt, weil ich mit diesen Menschen zusammenarbeiten wollte."

"Sie wollten ein Satellitenteam haben und es voll unterstützen. Das ist wichtig für sie. Gresini, VR46 und Pramac sind bei Ducati, weil das der beste Deal war, den sie in Bezug auf Performance und Unterstützung bekommen konnten."